Translate

Posts mit dem Label Metzger werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Metzger werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Samstag, 10. Juli 2021

Kötztinger Häuserchronik - die Fleischbank

 Das "alte Kötzting" bei der Uraufnahme bei der beginnenden Landvermessung hatte 159 Anwesen.

Der Geschichte dieser Bürgerhäuser und ihrer Bewohner nachzuspüren und sie zu dokumentieren, ist das Ziel dieser Häuserchronik.
Die Anfänge und die Entwicklung unserer Heimatstadt können von der Teilung der Urhöfe bis hin zur Auswahl als Landgerichtsort in einem einleitenden Blog nachgelesen werden.
Die bereits veröffentlichten Beiträge der Kötztinger Häuserchronik können im "Inhaltverzeichnis" unter der Rubrik Häuserchronik nachgesehen werden.
Manche unserer Häuser in der Innenstadt können zwar nicht auf eine bereits jahrhundertelange Geschichte zurückblicken, sind aber trotzdem so prägend für unser Stadtbild, dass ich sie in die Häuserchronik mit aufnehme, wie eben zum Beispiel 


die Fleischbank
alte Hausnummer 24

oder, wie es in unserer Kindheit hieß: bei der "Rawe Fane"

Arbeitskreis Heimatforschung Serwuschok 431
Das Geschäft der "Rawe Fane" in der Metzstraße, einer liebenswerten älteren Dame mit einer Engelsgeduld. Ihr Ladenfensterbrettl war eine der Hauptaufenthaltsorte für unsere Kinderbande

Ausschnitt aus Bayernatlas.de. aus der Uraufnahme von 1830 


Das Haus des Prustkhern

Im Jahre 1651 war der Name des vorvorherigen Besitzers wohl noch Allgemeinwissen, denn in seiner, leider nur fragmentarisch gebliebenen Grundbeschreibung Kötztings aus diesem Jahre sieht man folgenden Eintrag:


23
Khözting
"Gemainer Markht Khözting hat des Prustkherns Behausung, daraus mann die Fleischpenkckhen, darzue ain Stuben, und Camern auch ain Stall gemacht worden, ist ain Egghaus gegen des Leonhardzen Mezen und Oßwalden Parellers Heusern yber. Darzue gehört ain halbs Markhtlehen, mit Nachvolgenten Grundt und Podten.
Erstlichen ain Agger"
Wie einleitend bereits vermerkt, ist die Grundbeschreibung der Kötztinger Anwesen von 1651 nur ein überliefertes Fragment, denn der damalige Propstrichter Adam Türrigl hat seine Häuserliste nur in Teilen abgeschlossen. Bei diesem Anwesen beendete er seine Auflistung der, dem Hause zuzuordnenden, Grundstücke sogar bereits mit der Überschrift.
Schaut man sich den kurzen Text aber genauer an, so hatte der Markt sich wohl das Anwesen (möglicherweise eine Brandstatt noch als Folge des 30jährigen Krieges)  eines Mannes namens Prustkhern gesichert und in eine - für die Metzger Kötztings verpflichtende - Fleischbank umgebaut. Dieses Schlachthaus mit angeschlossenen Verkaufsstellen wurde an die Kötztinger Metzger verpachtet und stellte in der Folge eine regelmäßige Einnahmequelle für den Markt dar.

Noch also - 1651 -  sind die späteren Anwesen mit den Nummern 23 und 24 eine Einheit unter dem Dache der märktischen Fleischbank.
Die Kötztinger Markt und Gerichtsschreiber - was eigentlich eine vernünftige Methode darstellt - schrieben die jeweiligen Fortschreibungen von Bürger- und Steuerlisten immer auf der Basis von vorliegenden älteren Exemplaren. Zusätzlich, und auch das machte Sinn, wurden die Häuser und deren Besitzer auch nicht  einfach kunterbunt durcheinander aufgelistet, sondern die Aneinanderreihung der Häuser in der Liste stimmte mit derselben in den Straßenzügen überein. Dies hatte damals den Vorteil, dass niemand vergessen wurde, es die Buchführung erleichterte und für uns den Vorteil, Hausbesitzer erkennen zu können, aus Zeiten, aus denen wir keine Verkaufsurkunden überliefert bekommen haben. 
Aus diesem Grunde gibt es eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass wir einige Vorbesitzer des Hauses - allerdings nur aufgrund ihrer Stellung in einer Steuerliste - tatsächlich zumindest namentlich benennen können.
1462 könnte es ein Ullrich Girster gewesen   sein.     (HaSta München KL Rott 111)
1584 dann ein Heimeram Weiß  (HaSta München KL Rott 12)
1610 steht ein Andreas Vischer mit einer Summe, die auf ein halbes Marktlehen hinweist, an dieser Stelle in der Liste. ((HaSta München KL Rott 113)
In einer Liste von 1620 (mit dem Zusatz: dem Probskhern abgekauft) und 1638 (mit dem Zusatz: von des Prusskherns Behausung) heißt der nachgewiesene Besitzer dann Hans Raab der Jünger.  

Hans Raab der Jüngere



Mit Hans Raab haben wir nun - wegen des Hinweises auf den Vorbesitzer Prustkhern- die Sicherheit, dass wir bei der Suche nach den Hausbesitzern richtig liegen. 
Von Hans Raab dJ. gibt es bereits einige Belege in verschiedenen Dokumenten. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts  trat er vor allem mehrere Male als Bürge bei Grundschuldeintragungen (hier Schuldverschreibungen)  bei der Pfarrkirche Kötztings und beim Spital auf. 
Da es natürlicherweise damit zeitgleich auch einen Hans Raab den Älteren (vermutlich auf Haus Nummer 131) geben musste, können viele Archiveinträge, die ohne Namenszusatz dJ. oder dÄ. vorkommen, nicht eindeutig einem der beiden zugeordnet werden.
Im Status animarum, der Seelenbeschreibung der Pfarrei Kötzting, die den Anfang der Kötztinger Pfarrmatrikel einläutet, findet sich ein Familienbogen eines Hans Raab, der in der Liste genau nach der Familie des Oswald Parella folgt. Von Oswald Parella - auch Pareller geschrieben - wissen wir, dass er das Nachbarhaus, die spätere Bäckerei Graßl,  besessen hat.



Die Raabkinder Maria, Barbara, erneut Barbara und Anna finden sich alle in den
Kötztinger Geburtsmatrikeln in den Jahren nach 1652.
Pfarrarchiv Kötzting Matrikel Band 1 Seite 23
Anders als die Häuserliste des Adam Türrigl, die nur die HausBESITZER auflistet, geht es im Status animarum um alle Menschen, welche nach den Verheerungen des 30jährigen Krieges in Kötzting noch bzw. wieder lebten. 
Berücksichtigt man die Aussage in der Türriglschen Häuserliste von 1651 als korrekt, so kann die Familie des Hans Raab - neben dem Parellaanwesen - dann nur noch als sogenannte "Inwohner", praktisch in Miete, gewohnt haben.
Wie einleitend bereits beschrieben, gehörten die späteren Hausnummern 23 und 24 zu einem Anwesen, welches im Besitz des Marktes war und als Fleischbank verpachtet wurde. Im Jahre 1669 kam es dann zur Auftrennung. Der Markt verkaufte die "Behausung bei den Fleischbänken" an den Brunnmeister und Wassermann Simon Steinbeck. Seit 1669 also ist die Fleischbank endgültig vom Marktlehen getrennt und existiert weiter nur noch als Haus ohne zugehörige Grundstücke. 

Als im Jahre 1672 der damalige Marktschreiber Wolf Scharrer - gleichzeitig auch Besitzer eines Marktlehens im Rossmarkt (=Schirnstraße) -  vollkommen überschuldet verstarbt, wurde sein Anwesen auf " die Gant" gesetzt. Da sein Hauptgläubiger das Kloster Rott gewesen war - er hatte neben dem Job als Kötztinger Marktschreiber auch den des Probstrichters für das Kloster - bekommt das Kloster als Sicherheit das Marktlehen und dabei wird auch der Besitz beschrieben:

HaStA München Kloster Literalien, KL Rott 59 Verganterung des  Probstrichters Scharrer 1672
.....Wider ain Garten hinter denen Fleischbenken zwischen beeden dahin gehenten weegen .....

 

Einen weiteren Hinweis gibt es noch, der sogar den Besitzwechsel von der Familie Raab auf Scharrer belegt:   In der Auflistung seiner Vermögenswerte seines Insolvenzprozesses wird auch der Garten  und der Vorbesitzer erwähnt.
Hauptstaatsarchiv München Landshuter Abgabe Rep 92 Verz 8 Fasc 67-208 Inventarium und Erbverteilung Scharrer Wolf 1672


..."wider ain von den Rabischen erhandelter Gartten hinder der Fleischpanckh zwischen denen dahin gehenten Wegen"

Bei diesem Garten handelt es sich um den sehr großen Garten der Hafnerfamilie Kasparofsky, der ja bis in unsere Kindertage herein für einen Erwerbsgemüsebau benutzt wurde.


Arbeitskreis Heimatforschung Serwuschok Nr. 432
Die frühere Fleischbank

Die Handwerksordnung der Metzger und das Bürgerrecht


Von vielen Dörfern, Märkten und Städten sind sogenannte Ehehaftordnungen bekannt, Regelungen also, in denen die Gemeinschaft einzelnen Handwerksgewerben, zumeist dem Müller- und Schmiedehandwerk, ökonomische Sicherheiten gab. Sicherheit bedeutet hier in erster Linie einen Gebietsschutz für den Handwerker, also die Pflicht der Bewohner, bei den ortsansässigen Handwerkern arbeiten zu lassen. 
Diese Ordnung/Sicherheit wirkte in beide Richtungen, der Handwerker hatte sein Gebietsmonopol und für die Gemeinschaft entstand die Sicherheit, dass ein Handwerker vor Ort erreichbar war.
Auch wenn wir in Kötzting keine solche, ausdrücklich Ehehaftordnung genannte, Vereinbarung kennen, so enthält doch die Bestätigung der Kötzting Marktfreiheiten mit der Auflistung all der Vergünstigungen, Rechte und Pflichten der Kötztinger Bürger alle Elemente, die solch eine Ehehaftordnung ausmachten.
Der Status der Bürger aber war in Kötzting ganz besonders geregelt. Die Kötztinger Bürger teilen sich in drei Gruppen auf. Hier werden diejenigen Bürger, die in den Marktfreiheiten ihre Rechte ohne Einschränkungen verliehen bekommen haben, Marktlehner genannt. Danach genießen die Söldner zwar noch vergleichbare Rechte, diese sind allerdings bereits deutlich eingeschränkt. Die sogenannten Häusler auf der untersten Bürgerstufe müssen zwar ebenfalls wie die beiden anderen Gruppierungen für ihr Bürgerrecht bezahlen, es standen ihnen aber nur wenige, auf sie persönlich übertragene, handwerkliche Berufe zur Verfügung wie etwa die der Weber, Schuster, Gürtler und Hutmacher. Die Krämerei oder Hökerei konnte, mit einer persönlichen Konzession versehen, ebenfalls auch von den Häuslern ausgeübt werden.
Die Marktlehner und Söldner hatten ihre Rechte aber nur als die Besitzer der Marktlehen und Söldner, also als sogenannte reale Gerechtigkeiten. Anders als die „personalen“ Gerechtigkeiten konnten diese „realen“ Gerechtigkeiten bis zum Ende des 19. Jahrhunderts weder gehandelt noch übertragen werden.  Noch 1801 urteilte die Hofkammer in München eindeutig über die Verbindung von Marktlehen und Braurecht in Kötzting. Die Braugerechtigkeit sei eine reale und damit nur dem Grunde (Grund hier als Grund und Boden) eigen, auf dem sie haftet, eine solche zu verkaufen sei illegal. (HStA München GL Fasc 1836/77)

Obwohl die bestätigten Marktfreiheiten des Herzogs zumindest den Marktlehnern, den Vollbürgern sozusagen, sämtliche Gewerbsausübung gestatteten, die sie zum Lebensunterhalt benötigten, so pendelte sich doch der Bedarf an einzelnen Gewerbetreibenden im Laufe der Jahre ein.
Später war es dann vor allem die Meisterpflicht der Zünfte und deren Handwerksordnungen, die dafür sorgten, dass ausschließlich deren Mitglieder ihr Auskommen hatten und vor unliebsamer Konkurrenz geschützt wurden. Unnachgiebig wurden solche „Pfuscher“, unliebsame Konkurrenten also, beim Magistrat in Kötzting angezeigt und bestraft.
Zu Ende des 17. Jahrhunderts zog dann das Pfleggericht nach jahrzehntelangen Auseinandersetzungen mit dem Magistrat, die am Ende sogar bei der Hofkammer in München ausgetragen worden waren, die Rechtsprechung über Handwerkssachen  (BayHStA GL Fasc 1819 Streitigkeiten mit dem Markt Kötzting) an sich und so klagten die Handwerkszünfte ihre Rechte nun beim Landgericht ein.
Auch beim Handwerk der Metzger war dies so, nur dass hier neben den Regeln des zünftigen Metzgerhandwerks auch noch lebensmittelhygienische und sogar religiöse Fragen mit hereinspielten.


Aufnahme der Metzger, "Verhörsprotokoll" des Magistrates von Kötzting von 1654 aus dem Stadtarchiv Kötzting

 
" Verhör gehalten den 27. Martyi
Sein gesessen die 4 Cammerer, dann Wolf Pachmair, Hans Schreienr und Hans Khieninger.


Aufnembung der Mezger


Gybt yeder Fleischpennkzünß 3 fl und yeder auf das Rathauß 50 Pfund Insliecht. Das Pfund Per 6 Kreuzer.
Und sollen den Marckht mit guettem gerechten Fleisch versechen, yeden Reichen und Armen seinen dn (=Pfennig) vergelten, Alt: und Jumges schlechten, Viech ordentlich lebentig und Todt beschauen und sezen lassen, und ainer der widerhandlet oder ein Fleisch unbeschaut oder ungesezt, wirdetauß wegen oder wider die Fleischhauer murren, der solle unnachlessig gestrafft: und alsobalten die Penckh verspörth werden."

Anders als heute schlachteten und verkauften die Metzger nicht im eigenen Schlachthaus und vom eigenen Laden aus, sondern verrichteten ihr Handwerk gemeinsam in der Fleischbank. Es war zu der Zeit auch in anderen Städten üblich, dass die Metzger ihr Handwerk zentral und gemeinsam verrichteten. Dieses erzwungene Miteinander ließ die Metzger auch gemeinsam handeln; so dass sie einerseits als Handwerkszunft jeden unliebsamen Konkurrenten bekämpften, andererseits leichter nach innen Ausgleich schaffen konnten; es wusste ja jeder Metzger, wie wirtschaftlich stark der jeweils andere war. Wir kennen einen Vertrag, den die Kötztinger Metzger in Form eines protokollierten Eides untereinander abschlossen, um genau solch einen Ausgleich zu vereinbaren.
"Ayd 
Wir sammentl: 5 verbürgerte Fleischhackher alhier zu Közting, benanntl. Ich Ander Pürzer, Philipp Rothfischer, Michael Vogl, Jakob Räbl, Wolfgang König, schwören zu Gott einen gelehrten Ayd, weillen wür jährl. von der lobl. Landschaft Landshueth mit 70 fl belegt herentgegen aber in Schlagen sowohl an gross als klainen Viech dess Jahres hindurch sehr ungleich seint, dass ein ieder all sein schlachtentes Stuckh getreulich angeben und anzaigen, auch nit das ministe verhalten wollen und sollen. Damit wür nachgehents ein billichmässiges Compositions Repartution untereinander machen können. Alles getreulich und ohne geverde als wahr uns Gott helff und all seine Liebe heyl: Ammen, ist wohl abgeschworen worden dem 23.Jenner ao 1739"  (StA Bad Kötzting AA IV 35 Seite 1)

Hier wurde also in Vertragsform vereinbart, dass die Abgabenlast, die dem Metzgerhandwerk als Gesamtschuldner durch die Ständeversammlung in Landshut (=Lobliche Landschaft Landshueth) auferlegt worden war, nicht von jedem Metzger gleichmäßig, sondern anteilig seiner Wirtschaftskraft zu zahlen war, der Stärkere also dem wirtschaftlich Schwächeren im Nachhinein einen Ausgleich erstatteten würde. Als Markt war Kötzting Mitglied des sogenannten "Dritten Standes" und hatte somit Sitz und Stimme in der Standesversammlung in Landshut.


„Lebensmittelkontrolle“, Regeln und Auflagen der Metzger



Die Kötztinger Metzger, meist 4- 5 an der Zahl, mussten neben den Zunftregeln auch andere strenge Auflagen beachten, auch wenn sie diese, wie die verschiedensten Beschwerden, Anklagen und Strafen zeigten, doch häufiger zu umgehen versucht haben.
Kötzting hatte um das Jahr 1250 herum seine Marktrechte erhalten. Mit diesem Recht - und darin lag ja der eigentliche Vorteil der Marktsernennung - war für das Umland die Pflicht entstanden, allen Warenumschlag, egal ob Vieh oder Getreide, über den "Marktplatz" Kötzting zu verkaufen. Der sogenannte „Freikauf“, das heutzutage übliche Verkaufen „ab Hof“, war mit strenger Strafandrohung verboten.
Das Schlachthaus lag nun mitten im Ort und, nach den Regeln des Pachtvertrages, musste jedes Schlachtvieh vor dem Schlachtvorgang auf seine Gesundheit hin begutachtet werden. So war es sicher auch nicht leicht, fremdes Vieh am Marktplatz vorbei ins Schlachthaus zu schmuggeln. Trotzdem wurde es natürlich versucht.


Eine andere Einschränkung der Metzger lag in der amtlichen Festsetzung des Fleischsatzes. (=Preis)
Ein krankes Tier wurde nicht, wie heute, sofort aus dem Schlachthaus entfernt, sondern es wurde wie selbstverständlich geschlachtet, nur dass dann anschließend der amtliche Fleischsatz für dieses Tier abgesenkt worden war.
Der Fleischpreis, vom Magistrat für alle Metzger bindend festgelegt, wurde regelmäßig vom Fleischbeschauer kontrolliert – zumindest sahen es so die Regeln des Magistrats vor, welcher auch regelmäßig Kontrolleure aus seiner Mitte bestimmte - und die Verbraucher konnten sich im Rathaus über den von Straubing aufgestellten Basisfleischsatz informieren. Schweinefleisch war in der Regel am teuersten.
Straubing war also die Richtgröße und die Fleischpreise in Kötzting sollten eigentlich günstiger sein, waren es aber häufig nicht und so kam es zu Beschwerden.
Ähnlich wie die Feststellungen des Kötztinger Landrichters, waren meist auch die Befunde, die der Rentmeister bei seinen regelmäßigen Umritten zu seinem Leidwesen feststellen musste. Der Rentmeister aus Straubing schrieb seine „Gravamina“, die Beschwerden also, in sein Umrittsprotokoll.
Im Jahre 1617 heißt es dort: 
"Es khambt ain gnnzes Jar khein gueter Pissen Fleisch in Markht, die Mezger seien Verdorben gewesen, haben khain Credit und muessen sich nur mit dem magern vieh behelffen."
Es scheint sich nicht viel gebessert haben in den Folgejahren, denn so lesen wir aus dem Jahre 1648, nachdem er zuvor schon die schlechte Lebensmittelüberwachung beim Bier moniert hatte.
StA Landshut Rentkastenamt P 10 Umrittsprotokoll von 1648
"gleiche Meinung hats mit dem Fleisch, ja wan man schon den Metzgern oder andern einen Saz erthaille, sie doch nit darob halten, inmaßen das Fleisch fast eben in dem Preis wie zu Straubing, da man doch hier gleichsamb mitten in dem Wald und die Metzger das Viech vor der Thür: ingleichen die Beckhen guete Gelegenheit zum Waizkauffen haben, hingegen gar schlecht Protd pachen, derowegen ich ihnen nir allein ihr bishero gebraucht Nahelessigkheit mit Ernst verwisen, sondern auch dem Pfleger bevolchen, daß er ohne weiters berichten, oder anfragen, vorgreiffen solle, i, fall dergleichen Unordnung im Pollizey wesen weiter zuverspüren sein wurde.

Freiherr von Armannsberg beschwerte sich 1787 bei der Regierung in Straubing über den Kötztinger Magistrat, weil dieser seine Aufsichtspflicht so wenig wahrnehmen würde, worunter unter anderem auch die Qualität der Lebensmittel stark litte. Nachdem er zuvor die Bäcker für deren schlechtes und zu geringes (leichtes) Brot angeklagt hatte, kam er auf die Metzger zu sprechen. Er meinte „das Fleisch sollte hierorts als in einer Gegend wo man sonst gutes Vieh aufsucht, offt eher vergraben als verleith [verkauft] geben werden. Denn viellmahl lofen schon Beschwerden ein, dass einige der hiesigen Metzger an jenigen Orthen, wo wircklich Seuche war, Viech aufgekauft, solches bey der Nacht nach Hause gebracht, geschlacht und Verleith geben haben“. „Und“, führt er weiter aus, “schreibet man dieß also dem Markt, dass er Untersuchung und Abstellung machen möchte, so hat man schon den Weißungs Prozess am Hals“.
Das Kötztinger Bier und die Kötztinger Sittsamkeit kamen übrigens in dieser Beschwerde auch nicht gut weg. Von Armannsberg steigerte sich soweit, dass er Kötzting einen „Freiort“ nannte, bei dem die Bewohner glaubten, alles machen könnten, was sie nur wollten.

Obwohl 150 Jahre zwischen den beiden Protokollen liegen, sind die Beschwerden gleichgeblieben, das Fleisch war viel zu teuer und von einer gleichbleibend schlechten Qualität.
So urteilten die amtlichen Kontrollbehörden, auch von den Verbrauchern kennen wir Urteile, die in dieselbe Richtung gehen.

Die oben angeführten Regeln waren aber nicht die einzigen Einschränkungen. Der Fleischverkauf konnte zu gewissen Zeiten eingeschränkt oder sogar ganz eingestellt werden.
So war es in der Fastenzeit und an Freitagen - auch dies wurde streng von den weltlichen Gerichten überwacht und geahndet - strengsten verboten, Fleisch in den Handel zu bringen und zu verzehren. Gerade zu Zeiten des Kurfürsten Maximilian I (1598 - 1651), der ein besonderes Augenmerk auf religiöse Vergehen hatte, war solch ein Übertritt sogar ein Fall für den Rentmeister, ein sogenannter Viztumswandel.
Solch ein Vergehen wurde also nicht einmal vor dem Landrichter verhandelt sondern gleich von der Regierung, also eine Instanz höher, bestraft.
Der Rentmeister fragte ausdrücklich bei seinen Umritten nach, ob im Bereich des Pfleggerichts solche Vergehen vorgekommen wären. 1608 wurden die Gerichte zusätzlich angewiesen "ire undergebenen Schergen und Khnecht an den verdechtigen Ortten unversehener ding einfallen zlassen und alles Vleiß zu visitirn."Die Amtsleute sollten also ohne Vorwarnung in die Häuser eindringen und die Untertanen kontrollieren.
In der Fastenzeit gab es aber manchmal durchaus Ausnahmen und diese wurden dann öffentlich ausgerufen, wie zum Beispiel im Jahre 1685, als "im vergangenen Fasten das Fleischessen verlaubt worden hat dem Kapitelpothen so das Patent herumbgetragen bezahlt werden muessen" Kötztinger (Marktrechnung von 1686).  Solch ein „Patent“ wurde vom Bischof ausgesprochen und von der Regierung veröffentlicht und umgesetzt.
Wie streng auf der anderen Seite das Fastengebot war, zeigt ein Fall aus dem Jahre 1719, wo sogar der markteigene Amtsdiener, der Polizist also, drei Stunden im Stock büßen musste, „umb er in der Fastenzeit Fleisch aus der Fleischbank genomben und sich damit offentlich mit Gebung anderer Leuth Örgernuss gebroglet.“ (Marktrechnung von 1719)




Die Fleischbank


Freier Einkauf also war untersagt, Schlachten zuhause war verboten und der Verkauf musste gemeinschaftlich, zumindest Tür an Tür, mit den anderen Metzgerkollegen, zu einem vorher von außen festgesetztem Preis erfolgen.
Wenigstens brauchten die Metzger im Normalfall nicht lange nach ihrem Vieh zu suchen, denn die Viehmärkte wurden ja innerhalb des Marktes abgehalten, praktischerweise sogar direkt vor ihrer Haustüre.
Der östliche Teilstück der Metzstraße, beginnend beim heutigen Marktplatz, wurde damals sowohl Rindermarkt als auch Metzgergasse genannt. Der Rossmarkt war, um eine Querstraße nach Süden versetzt, am östlichen Ende der Schirnstraße, direkt vor dem Amtshaus, gelegen.

Am östlichen Ende der Metzstraße, wo bis in die siebziger Jahre des 20. Jahrhundert hinein der kleine Lebensmittelladen von Frau Fanni Rabl war, hatten die Kötztinger Metzger also ihr Zuhause.
Die Fleischbank, eigentlich richtiger die Fleischbänke, wurden auf ein Jahr verpachtet und so musste alljährlich vor dem Magistrat ein neuer Vertrag geschlossen und anschließend in den Kötztinger Briefprotokollen aufbewahrt werden. Längere Laufzeiten waren vom Gesetzgeber verboten bzw. hätten extra in Straubing von der Regierung genehmigt werden müssen. So konnte und musste also alle Jahre wieder aufs Neue beurkundet werden. Dies freute vor allem den Marktschreiber und die Magistratsräte, da dadurch immer Bearbeitungs- und Schreibgebühren anfielen, die damals den Beteiligten persönlich verblieben und nicht wie heute in die Stadtkasse flossen.
Aus dem Jahre 1739 vom 17. April kennen wir einen solchen Vertrag, der im Kern lautet: “Von Kammerer und Rhäten des churfuerstl: Pannmarkht Közting werden die diessorthige 5 Fleischbenckhen denen aldasigen Mezgern 1 Jahr lang verstüfftet so sich zu heurigen Mitterfasten anfängt und zu solcher zeit Mitternachten ao: 1740 widerumben endet , dergestalten das Sye mezger als Andre Pürzer , Jakob Räbl ,Wolfgang König , Phillip Rothfischer und Michael Vogl zu ainem bedungenen Stufftgeld ieder nit nur alein 3 fl für erwehntes jahr so zusamben 15fl macht erlegen , sondern auch bemelte Fleischbanckh mit gueten Fleisch dem Saaz gemess versechen die lebendigen Stuckh vor der Schlachtung des Viechs an die bey denen Fleischbenckhen gesözte Saul der Beschau willen denen Verordneten Fleischbschauern anbindten selbes nachgehents iedes Pfundt umb den rechten werth zusezen"
Vor der Fleischbank war auf dem Rindermarkt eine Säule eingegraben. An diesem Pfosten wurde das Schlachttier angebunden und musste vom Fleischbeschauer auf seine Gesundheit hin kontrolliert werden. In Regensburg war sogar genauer geregelt, wie lange das Schlachtvieh an der Säule stehen musste: "sie sollen auch kein Vieh schlachten es seye dann zuvor 4 Stunden vor dem Schlachthaus gestanden". (StadtA Regensburg Pol II Fasc 148)
Nur gefallenes, also bereits verendetes, Vieh fiel an den Abdecker, den Schinder, der zuerst in Reitenstein, auf hofmärkischen Grund, später dann auf pfleggerichtischem Grund oberhalb Reitensteins seinen Betrieb hatte. Krankes; aber noch aber lebendes Vieh verdarb dem Metzger nur den festgelegten Verkaufspreis.
Einschub
Solch ein Abdecker war nicht nur für „gefallenes Vieh“ zuständig, sondern auch für die „Verscharrung“ von Selbstmördern und getöteten Verbrechern – das Pfleggericht Kötzting hatte die hohe Gerichtsbarkeit und Kötzting eine Richtstätte -. Darüber hinaus versorgte der Abdecker auch die Jagdhunde des Landrichters. Im übrigen war der Beruf des Abdeckers ein unehrenhafter, was die Familien dazu zwang, sich Ehepartner innerhalb des Berufsstandes zu suchen.
Einschubende

In der Fleischbank wurde also zentral von allen Kötztinger Metzgern geschlachtet und auch verkauft. Aus dem Jahre 1866, als die Fleischbank eigentlich bereits zur Auflösung anstand, kennen wir einen Gebäudeplan, der von der Regierung angefordert worden war, um sich im Rahmen einer Verwaltungsanordnung ,aus der Entfernung, ein besseres Bild vom Gebäude machen zu können.
StA Landshut Bezirksamt-Landratsamt Kötzting Rep 164-8 Nr. 1157 von 1866
Es gab also in der Fleischbank ein zentrales Schlachthaus und 5 Verkaufsstellen, die alle jeweils ein Fenster und eine Türe nach außen hatten und auch alle einen rückwärtigen Zugang zum Schlachtraum.

Der dazugehörige Lageplan zeigt auch die rückwärtige - sehr schmale - Zugangsmöglichkeit zum Schlachtbereich.
Die Legende sagt: "Erklärung der Situation a: die sog. Fleischbänken b: Wohnhaus des Hafners Kasparofski c: Wohnhaus des Joh. Dimpfl Metzger d: Wohnhaus des Dachauer Schmied=Meister e: Wohnhaus des Ludwig Mühlbauer Bäcker"


In dem Stiftskontrakt war noch die Rede von 5 Fleischbänken; die Verkaufstände der Metzger werden also einzeln verstiftet, auch wenn sich das Wort Fleischbank später für das ganze Haus eingebürgert hat.
Im Pachtvertrag von 1711 wurde darüber hinaus noch festgelegt, dass die gesamte Metzgerschaft in jedem Quartal "1 Keuk Inslet" aufs Rathaus liefern musste. Dieser Unschlitt, also ausgelassener Rindertalg, diente im Rathaus zur Beleuchtung.
Die Stift [=Pacht] der Fleischbank war ein jährlicher Festbetrag, in der Regel 3 Gulden (Abkürzung: fl) pro Metzger, der an den Markt zu zahlen war. In den Kriegsjahren nach 1703, als die Geschäfte der Metzger in Kötzting dann allzu schlecht gingen, baten sie um einen Nachlass, den sie auch erhielten. Aus Mangel an Arbeit ließ sich der Fleischhacker Georg Kramer (Hausnummer 15), sogar als Soldat anstellen und brauchte daher gar nichts zu zahlen(25): „Georg Kramer umb er sich uf der Schanz fuer ainen Schuetzen gebrauchen lassen: nihil“(=zahlte nichts)
Da die Fleischbank an die Metzger nur verpachtet war, damals sprach man von Stift, musste der Markt für die Unterhaltskosten und Umbauten aufkommen und nur deswegen kennen wir das eine oder andere Detail dieses Bauwerks.
Wurde tatsächlich zusätzlich ein neuer Metzger in Kötzting in die Zunft aufgenommen, so musste eben ein neuer Platz geschaffen werden für Auslage und Bänke und so, geschehen im Jahre 1673, wird eben umgebaut.
1673 wird der Mauerer Türrigl Adam, (ein Sohn des ehemaligen Kötztinger Propsteirichters Adam Türrigl vom Rigelstein, von dem wir eines der wichtigsten Dokumente aus der Zeit nach dem 30jährigen Krieg haben, das bereits häufig angesprochene Fragment einer Häuserliste) entlohnt, dass er "bey den Fleischpenckhen in dem Gemeier herwerts gegen den Parella (=heutige Bäckerei Grassl) durchgebrochen und ain Thier mit einem Fenster zu der fuer Andre Weissen aufgerichten Fleischpenckh gemacht zugleich das Wuhnstibel ausgebessert".  In der Fleischbank konnte also nicht nur gearbeitet werden, sondern auch ein längerer Aufenthalt war in der Wohnstube möglich, die vermutlich im ersten Stock angesiedelt war.

Manchmal helfen die Marktrechnungen weiter, um einen Eindruck von den  Gebäuden zu erhalten. Im Jahre 1768 ist die Bausubstanz erneut so schlecht, dass das Haus einzustürzen drohte.
Valentin Kötterl ist der Mauerer, der den Schaden wieder repariert. "Von dem gemainen Fleischpänk ist das obere Eck völlig herausgefallen und so auch der Stand zu beeden Seiten schadhaft und etwas eingefallen . Also hat gedachter Maurermeister und seine Gesellen nicht nur das Eck neu aufstellen sondern auch die Seitenwände und sämtliche Fleischpenckh nebst dem Schlaghaus verbessern und verbuzen auch ein Khar neu machen."
Neben den Verkaufständen, den Fleischbänken, ist hier von einem Schlachthaus die Rede - im Plan oben deutlich zu erkennen - und auch ein Brunnenkorb, ein „Khar“, ist vorhanden, was aber nicht bedeutete, dass das Haus an die märktische Wasserleitung angeschlossen war.

Bild einer Fleischbank. Bild aus der Stadtbibliothek Nürnberg



Das Schlachthaus im Inneren des Marktes hatte natürlich auch einen Umweltaspekt. 
Um sich die hygienischen Umstände besser vorstellen zu können, muss man berücksichtigen, dass Kötzting damals weder fließendes Wasser im Gebäude, noch Kanalisation oder Abflussrohre kannte.
Die Schlachtabfälle, die Körperflüssigkeiten, der Unrat, vieles landete zuerst einmal im Freien und  floss bei Regen, zusammen mit dem Oberflächenwasser der schrägen Metzstraße,  das Metzgergasserl hinab. Auf halber Höhe des abschüssigen Weges  - beim Amtshaus (Hausname Wieser Girgl) - wurde dieses "wilde Wasser"  mit einem quer über den Weg gelegten Baumstamm -  nach links in Richtung Osten -  in die Hohlgasse abgeleitet und von dort aus in einigen Wiesen zur Bewässerung benutzt, so die Brühe nicht vorher weiter oben in die Keuchen (=Zellen) der Gefangenen im Amtshaus hineingeschwappt war.

Diese, aus heutiger Sicht, unhaltbaren Zustände dauerten all die Jahrhunderte an und um das verschmutzte „Wildwasser“ wurden langjährige erbitterte Prozesse geführt, aber nicht wie man heutzutage vermuten würde, um es abzuhalten, sondern um es zu erhalten. Eine Wiese zu wässern, vor allem mit verschmutztem Wasser, war im hängigen Gelände eine der wenigen Möglichkeiten, um den Ertrag der Wiesen zu steigern.



Stadtarchiv Bad Kötzting AA XI 32 Silberbauer ct Qualbert Löcker 1766

Um sich den Sachverhalt besser vorstellen zu können, hier die Entschlüsselung der historischen
Planskizze
Einschub
Mit diesem Prozess und der damit verbundenen Zeugenbefragung kann jetzt auch der Ursprung des Namens der "Wurmhöhe" sicher belegt werden,.


Der erste Zeuge der Verhandlung ist der 67 jährige Johann Adam Wurmb, ein Leinweber. Und in der weiteren Verhandlung heißt es dann: dass der "Articulant einen Paumb bey den Wurmb: iezt aber Denkhscherz Häusl einlegen muessen, mitls welchen Paumb die dissohrtige Grödt schadlos halten miessen."
Der frühere Besitzer des "Denkscherzhauses" - der Hausname liegt heutzutage noch auf dem Gebäude des Orthopädieschuhmachers Holmeier - hieß also "Wurm" und war der Namensgeber für die an seinem Hause entlangführende "Wurmhöhe"
Einschubende

Der "Genuss" dieses "Wildwassers" hatte als zwei Aspekte. Zum eines diente er der Wiesenwässerung bzw. -düngung und zum anderen hatten einige Anwohner durchaus Schäden durch diesen Wasserschwall zu erdulden; bzw. galt es diese abzuwehren.
Noch aus dem Jahre 1844 finden wir solch einen Streit um das Wildwasser aus der Fleischgasse:
11. Mai 1844: Josef Decker Handelsmann von  hier klagt gegen den Schuhmacher Georg Denkscherz,  weil der Letztere ihn in rechtlichen Genusse des von der Fleischbankgasse  abfliessenden Wild- und Giesswassers auf des Klägers eigentümliche Wiese, die sogenannte Hirmerin genannt, schmälern, indem der Beklagte die früher bestandene Wasserableitung zwischen seinem Garten und jenem der Anna Maria Viertl instirte und sonach ihn in seinem Wassergenusse störte.  Zur Nachweisung seines Rechtes produziert Josef Decker einen Übergabsvertrag des Josef Weiss dato 14. September 1785, welcher einen gleichen Anteil dieser Wiese besass, woraus sein Klagsrecht hervorgeht und bittet, den Beklagten anzuhalten ihn in ungeschmälerten Besitze des bezeichneten Wiesenwässerungswasser zu belassen. Der gleichfalls erschienene Beklagte Georg Denkscherz erklärt, dass er dem Kläger in Genusse des ihm zustehenden Wiesenwässerungswasser durchaus nichts in den Weg legen will,  und macht sich verbindlich dieses Wasser durch seine Düngehaufen dann Garten mittels eines Grabens oder Einlegung einer Rinne abzuleiten, wo sodann der Kläger die Ableitung dieses Wildwassers auf seine sogenannte Hirmerinwiese übernimmt.  Nur wird hierbei festgesetzt, dass bei eintretenden grossen Giesswassers dieses Wasser nicht zu ganz durch des Beklagten Garten, sondern schon heroberhalb zum Teil in der Zieglgasse abfliessend gemacht werden soll, damit dem Beklagten durch das Eindringen einer so grossen Menge Wassers kein Schaden zugehe. Überdies übernimmt Decker die Verbindlichkeit eine Ableitungsrinne durch den Garten herzustellen und solche zu erhalten, und wird der Beklagte die zweckmässige Einlegung besorgen." 
Es ist dieselbe Gemengelage, die in dem vorherigen Prozess aus dem Jahre 1766 aufgedröselt wird.
Die Besitzer der am Fuße des Hanges liegenden Wiesen möchten das Wasser unbedingt haben und die Häusler, bei denen das Wasser vorbeifließt, haben den Schaden.

Der eine abfallende Bereich hinter der Fleischbank, die Fleischergasse mit seiner Verlängerung in die Wurmhöhe war Teil einer einfachen Wiesenwässerung, der andere Teil dann sogar in die Marktbefestigung miteingebunden, auch wenn heutzutage der genaue Verlauf nur vermutet werden kann. Es gibt aber Hinweise, dass hier früher Verteidigungsanlagen angelegt waren. Das steile und vom Markt her abfallende Gelände eignete sich sicherlich sehr gut dafür. 
1652 verpfändet Leonhard Metz, einer der Metzger Kötztings (Hausname Dimpfl) seinen Garten an die Pfarrkirche Kötzting um 10 Gulden Kredit zu erhalten und beschreibt die Lage des Gartens: “er läge unter der Schanz bei den Fleischbänken“.
 

Die Auflagen der Metzger und die "Metzgerstrafen"


Wie aus den einleitenden Handwerkerverträgen für die Kötztinger Metzger hervorgeht, sind es also eine Reihe von Vertragsauflagen, Anordnungen, Regeln und Gesetzen, an die sich die Metzger zu halten hatten. Natürlich versuchten diese Schlupflöcher in den Bestimmungen zu finden, oder hofften einfach bei Regelverstößen darauf, nicht erwischt zu werden, und kauften, schlachteten und verkauften an den Kontrollen vorbei. Wurden sie aber erwischt, dann mussten sie die festgesetzten Strafen bezahlen und so tauchen die Kötztinger Metzger mit schöner Regelmäßigkeit in den Rechnungsbüchern des Marktes auf. 
Hier ist es wichtig zu erwähnen, dass der Markt Kötzting in früherer Zeit  nicht nur eine Verwaltungseinheit war, sondern auch obrigkeitliche Aufgaben zu erbringen hatte, die heute von den Gerichten, dem Notariat und der Polizei wahrgenommen werden. Der Kammerer Kötztings, also der Bürgermeister, war zugleich auch noch Richter und Polizeichef. Für die Ausführung und Überwachung der Gesetze und Anordnungen hatte er den Marktdiener, für die Amtsgeschäfte seinen juristisch gebildeten Marktschreiber. Die Marktratssitzungen waren auch Gerichtstage und die dort ausgesprochenen Geldstrafen wanderten direkt in die Marktkasse bzw. in die Säckel der Ratsherren. Alle staatlichen Aufsichtspersonen, auf allen Verwaltungsebenen, waren also angehalten, streng darauf zu achten, ob die gesetzlichen Vorschriften auch eingehalten wurden.
Auf der untersten, der kommunalen Ebene, war nicht nur der Marktdiener befugt, Aufsicht auszuüben, sondern auch einzelne Markträte wurden für Kontrollaufgaben eingesetzt. Es wurden dabei aber nicht nur die Metzger kontrolliert, sondern unter anderem auch die Qualität des Bieres, des Ausschanks, die Gewichte und die Sauberkeit der Bäcker und Müller, die Überwachung der Sperrstunde, die Sauberkeit der Kamine und vieles andere mehr. 

Die Lebensmittelüberwachung


Diese Überwachung ließ wohl zu wünschen übrig, denn Freiherr von Armannsberg listete, wie oben angeführt, seine Beschwerden über die mangelhaften Lebensmittel in Kötzting ganz deutlich auf und fügte an: „der Markt schweiget hierzu, weil sonst der Eigennutz seiner Bürger scheitern würde“.
Trotz dieser Vorwürfe kann man doch an den Rechnungseintragungen sehen, dass kontrolliert worden war. Die Metzger erwischte es dabei allerdings sehr häufig. Als Beispiele seien hier einige Einträge aus dem ausgehenden 17. Jahrhundert aufgeführt. Die bunte Mischung an Strafen über die Jahrzehnte hinweg zeigt, was man den Metzgermeistern alles zur Last gelegt hatte.

"Nachdem die verhandtenen vier Metzger Georg Pachmayer Hans und Georg Khieninger wie auch Georg Mez nit allein den Fleischsaz ueberschritten sondern auch noch dazu umb das obrigkeitliche Verbot nichts geben und denen Fleischbeschauern schlimme Reds angehengt als haben vermoeg Protokols wieder 2 1/2 Pfund erlegen muessen."(30) 
Die vier Kötztinger Metzger hatten 1685 nicht nur das Fleisch zu teuer verkauft, sondern, nachdem sie dabei erwischt worden waren, nicht nur die Fleischpreise nicht geändert, sondern noch dazu die Fleischbeschauer beschimpft. 
Die Strafe von 2 ½ Pfund betrifft übrigens nicht das Fleisch, sondern war eine bei Gerichtsstrafen gebräuchliche Währung angegeben in Pfund Regensburger Pfennige. Diese 2 ½ Pfund Pfennige  (Pfund bedeutet hier eine Stückzahlangabe von 240 Stück) ergaben in der damals gebräuchlichen Handelswährung 6 Gulden 51 Kreutzer und 3 Pfennige und umgerechnet in die heutige Währung ca. 1000 Euros.
1672 wurden die vier Metzger miteinander wegen "Schlachtung ohne vorherige Fleischbeschau" gestraft.
Im Jahre1685 hatte die Kontrolle ergeben, dass sie "das Schaff und Pockhfleisch hoecher als was der Satz gewest verkaufft".
1705 erwischte es einen anderen Metzger, der erst ein paar Jahre zuvor als Bürger aufgenommen worden war:" Pürzer Ander, Bürger und Metzger umb sich derselbe undernomben ohne uf seinem Heussl gekhomene Gerechtigkeit das Fleisch pfundweis auszuwiegen und zu verkauffen. Auch der Fleischpenkstueftung zu widersezen ist neben einem ernstlichen Verweis deswegen zu 1 Pfund gestraft worden".   Andreas Pürzer  hatte also wiederholt das Fleisch in seinem eigenen Haus verkauft, ohne dafür die Handwerksgerechtigkeit auf dem Haus liegen zu haben, und sich damit der Kontrolle in der Fleischbank entzogen.
 

Die Abgrenzung zu den anderen Marktlehnern



Wagte es ein anderer Bürger, Fleisch zu verkaufen, so hatte er das gesamte Handwerk der Metzger gegen sich und der Magistrat als Gericht musste urteilen, wie im Jahre
1702, als der Bürger und Schneider Wolfgang Hofmann verurteilt wurde, "umb er unschlachtmessiges Fleisch in Markt gebracht habe".
Ebenso erwischte es im Kriegsjahr 1703 den Brothüter Georg Pachmayr, der "entgegen des ausgesprochenen Verbotes Kalbfleisch viertl und Pfundweise verkauft hatte".
Die Kötztinger Metzger konnten sich im Prozess des Jahres 1702 gegen den Bürger und Schneider Wolfgang Hofmann zwar durchsetzen, hatten aber trotzdem die anderen Bürger gegen sich, vor allem die Marktlehner. Hofmann als Schneider war vermutlich nur ein Häusler, den die Metzger abstrafen lassen konnten.
Die verbürgerten Marktlehner Kötztings wollten sich nämlich nichts so einfach von ihren alten hergekommenen und geschriebenen Rechten wegnehmen lassen. Die Metzger versuchten ihnen nun auch das Schweineschlachten und den Verkauf des Schweinefleisches verbieten lassen und das ging diesen zu weit. Hintergrund dürfte sein, dass den Marktlehnern, und nur diese protestierten auch, in Kötzting das Brau- und Schankrecht uneingeschränkt zustand und es im Markt demnach such entsprechend zahlreiche Wirtshäuser gab. Machte man aber einen Ausschank und betrieb eine Wirtschaft, so konnte man in aller Regel mit den Abfällen auch eine Schweinehaltung betreiben, was wiederum dann der Wirtschaft zugute kam.
Mit ihrem Protest kamen die Metzger daher nicht durch und sogar in dem verpachteten Wirtshaus der Wuhn, einem alten Marktlehen in der unteren Marktstraße, wurde es dem Pächter ausdrücklich zugestanden. Der Wuhnwirt Martin Hofmann erhielt in seinem Stiftsvertrag genaue Vorschriften, wie er seine Wirtschaft zu führen hatte. Neben der Vorgabe, das Bier bei der Bürgerschaft zu kaufen, wird geregelt, dass er weder schlachten noch Fleisch verkaufen dürfe. Schweine allerdings dürfe er sich halten, soviel er für seine Wirtschaft benötigte.(38)
Die Metzger lieferten aber nicht nur das Fleisch zum Verzehr und die Felle für die Gerber, die am Regenufer ihr geruchsintensives Gewerbe betrieben und selber wieder den Färbern zulieferten, sondern produzierten auch Unschlitt, also ausgelassenes Körperfett der Tiere, welches sowohl für die Beleuchtung, wie eingangs bereits einmal erwähnt, sondern auch zum Abdichten der Spünde und Fässer in der Brauerei gebraucht wurde. 
1685 lieferte der Metzger Georg Khieninger "17 Pfund Insleicht ins Brauhaus, die man dort für die „praune Waickh" vonnöten gehabt habe.


Das Alleinehüten


Eine andauernde Herausforderung für die Kötztinger Metzger war es auch, die Schlachttiere bis zum Schlachttermin füttern zu können. Der Markt Kötzting hatte notorischen Mangel an Weidefläche, die Marktlehner und Söldner betrieben zumeist auch eine Landwirtschaft und waren auf die gemeinschaftlichen Weideflächen angewiesen, da das Alleinhüten, auch auf dem ureigenen Grund und Boden, streng verboten war. Alle Tiere aller Bürger wurden in einer Herde auf die Gemeindeweide getrieben, dies war der sogenannte „Blumbbesuch“, wörtlich der Blumenbesuch.
Sogar Gefängnisstrafen wurden gegen die Metzger ausgesprochen. Im Rechnungsbuch ist vermerkt, dass, "nachdem Georg Pachmeier und Leonhard Vogl 1684 oefters verboten worden bei dem waichen Wetter deren Schaf nit auf die Saem und und Getraidter hietten zu lassen hat es widerumben bei ihnen nichts verfangen sind dahero strafft worden". Pachmayer musste 1 Gulden 8 Pfennig und 4 Kreutzer zahlen und Leonhard Vogl wurde wegen "Unvermoegenheit halber zu Fenkhnuss Straff" verurteilt
Im drauffolgenden Jahr ging der Metzger Ander Mez für einen halben Tag ins Gefängnis "wegen an dem Rathsdiener veruebten Schendtung"..
So erhielten nun die Metzger die Auflage, dass jeder von ihnen höchsten 20 Schafe auf einmal schlachten dürfe und es daher keinen Grund gäbe, dass einer mehr unter die Gemeindetiere treibe. Regelübertretungen kennen wir auch hier wieder durch die in die Rechnungsbücher eingeführten Gerichtsstrafen, als z.B. Jakob Rabl und Michael Vogl jeder ca. 60 Schafe hielten und daher bestraft wurden, mit ansehnlichen 2 Pfund Pfennigen.
Mit diesen Metzgerstrafen - zumeist handelten die Metzger beim Hüten gemeinsam - finden wir auch regelmäßig die Namen der 4-5 Kötztinger Metzger. 
1750: "In Ansechung dess beym dissortigen Markt habent wenigen Bluembesuech ist ainen iedem Mezger nur 20 Stuckh Schaaf uf die Weidenschafft treiben zu derffen bewilligt worden, weillen aber ì
Michael Vogl 12, Jakob Räbl 8, Wolfgang König ingleichen 8 und Paul Pürzer 10 yber die Zahl also samentlich um 38 Stuckh zuvill gehabt", waren 5 1/2 Gulden Strafe fällig, ca. 900-1000 Euros also.
Und es geht munter in dieser Art weiter, so müssen im Jahre 1755 folgende 4 Metzger: "Jakob Räbl, Ignaz Dimpfl, Theresia Rablin und die Pirzerin" bezahlen, weil sie "in 2 Partheien gehütet" hatten "und das sonderbar Ignaz Dimpfl yber die verwilligte Zahl umb 7 Stuckh mehrers gehalten" hatte. Die Gruppe der Metzger ließ also ihre Tiere in zwei Gruppen weiden und noch dazu hatte Ignaz Dimpfl mehr Tiere als grundsätzlich erlaubt ausgetrieben.

Die Metzger versuchten natürlich trotzdem durch heimliches "Alleinehüten" ihre Schlachttiere durchzufüttern, was von Seiten des Marktes zu rigorosen Maßnahmen führte. Anfang des 19. Jahrhunderts hatten sich - vermutlich weil sich in der Bevölkerung allgemein Widerstand gegen das verbot des "Alleinehütens" regte - die Metzger wieder mal nicht an dieses Verbot gehalten und der Markt musste reagieren. 
Die beiden Nachwächter, die auch gleichzeitig als Flurwächter zu dienen hatten, waren bereits zu alt  geworden und der Markt stellte 1820 einen entlassenen Soldaten, Wolfgang Schreiner mit Namen, ein und gleich erwischte es die Übeltäter, die auch reihenweise vom Amtsdiener vorgeladen wurden. Als alles nicht half, kam die nächste "Eskalationsstufe": Mit "Trommelschlag" wurde das Verbot im Markt verkündet und einr zusätzliche Maßnahme gegen die Metzger erlassen: Die Polizei darf nun in die Schafherde schießen und das Schussgeld muss dann von den Schafbesitzern bezahlt werden.
1832 und 1833 finden wir den Metzger Wolfgang Henneberger unter den  Ertappten: "1832: Beschwerde gegen den Schaftrieb  des Metzgers Henneberger Wolfgang. Anzeige wegen zerstörter und abgefressener Felder durch die Schafe der Metzger. 1833 dann eine Anzeige des Drikl (=Amtsdiener),  dass die Metzger die fettgefütterten und gemästeten Schafe zum Markt hinausgetrieben und an den Metzger in Anzenzell verkauft hätten.
Das war nun der Gipfel, magere Schafe aufzukaufen, in Kötzting auf der Gemeindeweide zu mästen und anschließend teuer woanders zu verkaufen. Flurfrevel nannten dies die Kötztinger. 

Sperrgebiete


Das große Problem in der damaligen Zeit waren aber die früher häufig grassierenden epidemischen Viehseuchen und die daraus resultierenden Sperrgebiete.
Solche Tiere, waren natürlich auf den Märkten in den Sperrgebieten günstig zu haben und so war die Versuchung eben dort einzukaufen, besonders groß. Oben erwähnte Metzger Rabl und Vogl, die in Viechtach, wo der "räudige Viehfall grasssierte", Kühe gekauft hatten, von denen eine "würklich in solcher Sucht crepiert ist", mussten dies schwer büßen. 5 Gulden 12 Kreuzer und 2 Pfennige mussten sie hinlegen, fast die Höhe ihrer Jahrespacht, als ihnen die Ratsherren dieses Vergehen nachweisen konnten.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts grassierte der Milzbrand in Kötztings Umgebung und es wurden strenge Maßnahmen angeordnet. Der sich bereits "im Austrag befindliche"  Metzger Weihrauch Wolfgang, wurde beauftragt, als Fleischaufseher zu arbeiten, und alle Kötztinger Metzger mussten vor jeder Schlachtung  "den Weihrauch aufsuchen". (AA IX/68)

Eine Konkurrenz entsteht


Am 12. Juli 1787 kam für die Kötztinger Metzger eine Konkurrenz von ganz anderer Seite.
Der ehemalige Kötztinger Marktlehner und nun Reichenbacher Tavernwirt Georg Adam stellte den Antrag beim Magistrat, eine Freibank errichten zu dürfen. Von der Landesregierung in München bringt er eine auf ihn persönlich ausgestellte Konzession mit und nun lässt der Markt solch eine Freibank an die markteigene Wuhn anbauen, der Markt nennt es anschrauben. 
Einschub
Manche Kötztinger Häuser - also ausdrücklich nicht Anwesen mit der Eigenschaft als Marktlehen bzw. Sölden, sondern nur Häuser - entstanden durch "Anschrauben". Darunter ist einfach eine Gebäudeerweiterung zu verstehen, mit der an einer vorhandenen Außenwand zusätzlicher Wohnraum geschaffen wurde, der sich dann nach Jahren/Jahrzehnten zu einem eigenen Hausstand entwickeln konnte/durfte.
Das Kötztinger Haus mit der alten Nummer 104 - nun Schuhhaus Liebl im unteren Markt - entstand  einmal ebenfalls aus solch einem "angeschraubten" Zimmer.
Einschub Ende
Die Entscheidung im Magistrat war nicht unstrittig, auch eine Einrichtung im Rathaus, wo auch der Brotverkauf angesiedelt war, stand im Raum.
Nach längerem Hin und Her und abwechselnden Voten entschied sich schließlich eine Mehrheit für den Anbau an die Wuhn. 
Die 5 Kötztinger Metzger protestieren, Schreiben gehen hin und  her. Mit der Genehmigung der Freibank wird auch der Fleischpreis festgelegt: 1 Pfennig unter dem Preis der Metzger. 
Eine große Konkurrenz scheint die Freibank für die Metzger aber nicht geworden zu sein, weil in all den Folgejahren mehr von Schwierigkeiten des Marktes mit dem Mieter als von Einnahmen aus dieser Seite die Rede war. Der Magistrat erhielt seine Pachtzahlungen nur stockend und zu Anfang des 19. Jahrhunderts verlässt der Metzger Heinz Adam seine Familie und die Freibank in Kötzting und hinterlässt nur noch Schulden. Es heißt, er habe "alles verspielt und vertrunken". 2 Kötztinger Bürger waren ihm noch gutgestanden für ein Darlehen von der Zenchinger Kirche. (AA X/10)



Das Ende der Kötztinger Fleischbank



Während im Zeitraum vor 1800 die Markträte selber die Lebensmittelkontrolle vorzunehmen hatten,  wurden später zuerst einzelne Metzger mit dieser Aufgabe im Fleischbereich betraut. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts gab es dann sogar Tierärzte, die diese Aufgabe vorzunehmen hatten.
1835 wurde der Brandmetzger Wolfgang Weihrauch für die vorgenommene Fleischbeschau bezahlt und 1861 rechnete bereits ein Tierarzt, Karl Wunder aus Viechtach, für dieselbe Tätigkeit ab.
Im Jahre 1866, im Zuge der Einführung der allgemeinen Gewerbefreiheit, weigerten sich die Metzger die Pacht zu zahlen, und schlachteten von nun an dann auf ihren eigenen Anwesen.

Der Markt versuchte nun die Fleischbank abzustoßen und schrieb eine Versteigerung der Immobilie aus. Der Kötztinger Wirt und Nachbar Georg Rötzer (Hausnummer 19, jetzt ehemalige Bäckerei  Pongratz oder der Horsetownclub) erhielt den Zuschlag für das Gebäude für sein Gebot über 1160 Gulden am 29.12.1866. Bezirksamtmann Carl von Paur genehmigte den Verkauf. Nach einem Jahr war der Verkaufsvertrag aber immer noch nicht beurkundet. Georg Rötzer bekannte, den Kauf nicht antreten zu wollen; er hätte das Anwesen nur für den Schlosser Aschenbrenner ersteigert, der es aber dann für den erreichten Betrag nun nicht nehmen wollte. 
Rötzer meinte weiter, "er habe nun Unkosten genug und überhaupt sei durch den Notar noch nichts geschrieben er müsse also das Schlachthaus nicht nehmen". Das BZA meinte, dass eine Klage dem Markt nur Kosten verursachen würde, er solle lieber mit den Mitsteigern Verhandlungen führen. 
Der direkt benachbarte Stephan Dimpfl, Metzger und Gastwirt, übernahm nun die alte und funktionslose Fleischbank für 560 Gulden, die damit nun wieder zu einem Wohnhaus geworden war.

Einschub 
Wie gings mit den Kötztinger Metzgern nun zuerst einmal weiter?
In den Jahren nach der Erteilung der allgemeinen Gewerbefreiheit bewarben sich die verschiedensten Bürger um eine Metzgerkonzession und deren Angaben - wo sie denn schlachten und verkaufen wollten - werfen ein Schlaglicht auf die damals wohl vorherrschenden hygienischen Zustände.
Gleich im Gewerbesteuerkataster des Marktes Kötzting von 1868 tauchen zu den bekannten Metzgernamen  jetzt zusätzlich folgende Personen als Antragsteller für ein Metzgergewerbe auf (StadtA Kötzting AA X/22 Gewerbekataster)
Joseph Amberger, brauender Bürger, will das Geschäft ohne Gehilfen betreiben,
ohne Laden, schlachtet im Wohnhaus
Franz Zachmann, Hausbesitzer, will im Wohnhaus schlachten
Wieser Georg, Pächter des Rötzerschen Gasthauses, will im Wohnhaus schlachten
Januel Leopold aus Rimbach, wohnhaft auf dem Jauckerbeckkeller, will im Keller schlachten
Wieser Wolfgang übt das Geschäft im elterlichen Wohnhaus aus
Stöberl Wolfgang, hat im Wohnhause eine Schlachtlokalität
Laumer Wolfgang, schlachtet im Michl Martinschen Hause
Kern Franz Gastwirtschaftspächter
Kerscher Xaver Sattelpeilstein, ohne Laden, ohne Gehilfe
Greiner Jakob, Bürger
Lammer Alois
Zachmann Franz
Rötzer Joseph
Die Kötztinger Metzger also errichteten alle ihre eigenen Schlachthäuser und -plätze und wirtschafteten auf und in ihren eigenen Häusern solange, bis dann zu Ende des 20. Jahrhunderts geänderte Hygiene- und Umweltschutzbestimmungen neue Auflagen brachten, die von kleinen Handwerksbetrieben nur noch schwer erfüllt werden hätten können. So schlossen dann fast alle Schlachthäuser und verwandelten sich viele Metzgerhandwerksbetriebe zurück in reine Fleisch- und Wurstverkaufsstellen,. Sie sind also dann wieder zu "Fleischbänken" geworden, nur eben nicht mehr zentral, sondern auf verschiedene Häuser in der Stadt Kötzting verteilt.
Einschub Ende


Das kleine Wohnhaus in der Metzstraße

Noch im Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Kötzting vom 13.6.1840 war das Haus so beschrieben: Fleischbank im Besitz des Marktes, bestehend aus den Fleischbänken, Schlachthaus und Hofraum, mit dem Zusatz: "Besitz begründet sich auf unfürdenkliche Zeit". Nun also endete diese "unfürdenkliche Zeit" und die Phase als Wohnhaus kann beginnen.
In der Baumappe vom 28.07.1904 bestätigten die beiden Nachbarn, der Bäcker Karl Mühlbauer (Bäckerei Grassl) und der Hafner Joseph Kasparowsky, ihre Zustimmung für den Ausbau des Wohnhauses des Dimpflwirtes Georg Mühlbauer

Baupläne Rep 162-8 Sch. 22 Nr. 3390. Frontansicht des Wohnhauses in der Metzstraße.
Der Nachbar Kasparofsky hatte damals noch eine durchgehende Hofdurch-/ Einfahrt.


Wenn ich den Plan richtig lese, so gab es sowohl von der Metzstraße als auch von der einen rückwärtigen Seite einen Hauszugang. Vor allem der rückseitige mündete in einen großen Vorraum - früher das Schlachthaus - und man konnte von dort aus sowohl über eine Treppe in den ersten Stock, aber auch über mehrere Stufen in den seitlichen Wohnbereich gelangen. Ich vermute, dass der vordere Hausflur damals ein starkes Längsgefälle hatte.   





Die Unterschrift des Bauherren



Zu dieser Zeit war Georg Mühlbauer - Hausname "Dimpfl" - eine feste Größe im Kötztinger Wirtshausleben. Er hatte einen Saal und war bekannt für viele Vereinsfeste.  

In den nun folgenden Jahrzehnten bleiben die Besitzverhältnisse gleich und sind bereits ausführlich beim "Haupthaus", dem Dimpfl, beschrieben worden.
Frau Laggatz und Frau Rabl- Dachs im Februar 2006                         Photo Rabl-Dachs


Mit Frau Laggatz - der letzten Besitzerin beider Anwesen - hat Frau Christa Rabl-Dachs viele Gespräche geführt und manche Gesprächsinhalte auch aufgeschrieben.
Und eines der Themen war dann der langsame Abschied der Familie Mühlbauer aus dem Wirteleben.

Waren die Turner nicht auch in dem Haus?

Das war noch zu früherer Zeit, wie meine Großmutter noch da war. Da war ja das das Turnlokal vom Kötzting. Wo jetzt die Frau Prischl drin wohnt (ebenerdig, links unten), da waren die Turner drin. In dem Buch von der Paula (Frau Dittrich) - wenn Du dich erinnerst - schreibt sie etwas über die Turner, und dabei ist ein Bild von unserm Haus. Es hat mich einmal jemand gefragt, warum unser Haus zu der Geschichte über die Turner in dem Buch abgebildet ist. Bevor die Turnhalle gebaut worden ist, war hier das Turnlokal. Wie meine Mutter noch ein kleines Mädchen war, hat der Turnverein unten noch geturnt. Man hat später die Haken an der Decke, wo die Ringe befestigt waren, immer noch gesehen. Ein Bock war auch noch in dem Zimmer. Wenn das Turnen aus war, sind sie in die Wirtschaft nübergegangen und haben sich eine Halbe gekauft.

Wie gesagt, dann hat's der Onkel geerbt und da sind keine Kinder gekommen. Sie haben dann unten (Austragshaus) den Laden genommen und oben (Haupthaus), ham's dann vermietet. Ein bißl umgebaut ham's dann da. Ein paar Mauern eingezogen, dass der Saal kleiner geworden ist - hier oben  war ja früher der Saal".

 Der ganze obere Stock?
Ja, das war alles Saal. Da waren immer die Pfingsthochzeiten. Später ist dann der Graßl-Saal (Marktstraße) gekommen, und dann eben die Turnhalle.

Ach so, der Graßl-Saal war zu der Zeit, wie der Saal hier war, nicht? Das war also der Nachfolger?

Ja, das Ganze hat sich dann in den Graßl-Saal hin verlagert, weil - wie gesagt - der Onkel und die Tante waren halt keine Wirtsleute.







Arbeitskreis Heimatforschung DIA Repro Nr. 54 Abgabe durch Frau Laggatz: die alte Fleischbank in der Metzstraße nun ein Lebensmittelgeschäft von Georg und Fanny Mühlbauer.
Vor dem Laden: Herr Karl Weigold und seine Tochter Maria, Marerl

Hier dann eine Zufallsaufnahme der "Handlung des Georg Mühlbauer" als HIntergrund beim Burschenzug Pfingstmontag 1939. Der Bräutigam war damals Leopold Januel und der Burschenzug marschierte die Metzstraße entlang.


Privatalbum Heinrich Pongratz




Heiratseintrag Karl Weigold und Maria Mühlbauer 14.5.1918


Unterschriften des Ehepaares Weigold im Kötztinger Standesamt 1918



Hatten sie die Gastwirtschaft und das Lebensmittelgeschäft zur gleichen Zeit?

Der Onkel hat im Haupthaus im ersten Stock ein bisschen umgebaut. Die Frau Feichtner hat damals heroben gewohnt. Dann war eine Zeitlang - unterm Krieg - die Schule unten drin. Wo jetzt die Frau Graßl wohnt (ebenerdig, Ecke Metz-/Brandstraße) war die Wirtsstube. Da wohnten dann der Onkel und die Tante, bevor sie dann hinüber ins Austragshaus gezogen sind, und dort eine Lebensmittelhandlung aufmachten, und die Wirtschaft aufgegeben haben. Dort wurde während des Krieges auch kurze Zeit Unterricht gehalten. Danach war'n dann Flüchtlinge drin. So ist halt alles ein bißchen runtergekommen zu der Zeit


Arbeitskreis Heimatforschung DIA Repro Nr. 56  Abgabe Frau Laggatz
vl. Pagany Eugenie, Weigold Marerl(Laggatz) und Röhrl Gretl
Schlittschuhfahren am Regenstein ca. 1932




Bereits im Jahre 1933 wurde der Vater Karl Weigold nach München versetzt und die Familie zog um.
Die Verbindung nach Kötzting war nie abgerissen, berichtete Frau Laggatz im Interview:

Dadurch, dass ich den Onkel Schosch (Dimpfl/Mühlbauer) in Kötzting dagehabt habe, und meine Großeltern, bin ich sehr oft wieder nach Kötzting gekommen. Von meinem Vater war d'Verwandtschaft Kindln. Die Frau Kindl war eine Schwester, und die Kindl Mariandl - die spätere Frau Thier - war eine Cousine zu meinem Vater. Sie wohnten beim jetzigen Hasenberg (Gehringstraße-Ecke Schirnstraße) oben im ersten Stock. Weigold, das waren meine Großeltern. Ich war immer mit Kötzting sehr verbunden. Da bin ich ja oft, wie meine Eltern schon in München oben wohnten - hauptsächlich in den großen Ferien - immer runterg'fahrn. Der Vater und d'Mutter sind auch unterm Krieg zum "hamstern" runterg'fahrn. Wir waren sehr viel in Kötzting. Da war der Onkel Schosch da, der Dimpfl Schosch, weißt Du den noch"?

Na(nein)....

Geh, den wirst doch noch wissen! In dem Geschäft drüben, von deiner Tante Fanny (Frau Harbauer)
 
Hatte der Dimpfl Schosch denn ein Lebensmittelgeschäft?

Ja freilich. Sie (Er und seine Frau) haben zuerst daheroben (Wohnung von Frau Laggatz im 1. Stock) gewohnt. Das drüben war das Austragshaus (gegenüber), das hier das Haupthaus, hinten der Stall und drüben, wo heute das alte Feuerwehrhaus ist, war der Stadl.
Vom Onkel Schosch und seiner Frau sind keine Kinder gekommen. Die Frau von meinem Onkel - die Tante Fanny, war eine seelengute, liebe, liebe Frau, bloß keine Wirtin. Des war's halt net! Er hat auch kein Interesse für die Gastwirtschaft gehabt".


Dann erfolgte die Frage nach dem Hergang der Besitzübertragung.  

Haben Sie das dann geerbt?

Der Dimpfl Karl hätte das halt erben sollen. Da war doch noch die Dimpfl Nandl da [Anna, die älteste Schwester]. Sie war eine Schwester zum Schosch und zu meiner Mutter. Drei Geschwister waren da. Der Schosch hat's geerbt - der Bub, ist ja klar. Kinder waren keine da und der Nandl ihr Sohn Karl - er arbeitete bei der Sparkasse - hätte das Haus dann gekriegt. Er ist aber im Krieg gefallen. So kamen dann meine Mutter und jetzt ich zu dem Haus.

 Ihr Vater hat sich Weigold geschrieben und Ihre Mutter früher Dimpfl?

Mühlbauer, Dimpfl, das ist ja nur der Hausname. Der erste, der auf dem Haus drauf war, war ein Dimpfl. Der ist dann gestorben, und die Großmutter hat dann nochmal geheiratet. Der schrieb sich dann Mühlbauer - ein Godl-Bub, von den Mühlbauern in Bonried.
Nachdem der Onkel Schosch gestorben ist, war ja noch die Tante Fanny (seine Frau) da. Mein Vater hat dann den Stall hinten abgerissen- weil ja keine Landwirtschaft mehr da war - und ein Haus darauf gebaut. Das wurde dann als zwei Wohnungen vermietet. Von dem Geld hat ja die Tante Fanny dann gelebt. Sie hat ja von etwas leben müssen"!

 Wann ist denn das hintere Haus gebaut worden?

"Gleich nach dem Krieg".

 

Photo Frau Christa Rabl Dachs. Grablege Weigold im Alten Friedhof


So stellt sich die Besitzerfolge, die Frau Laggatz im Gespräch dargelegt hat, in den nüchternen Zahlen des Grundbuches nieder.

1924 Mühlbauer Georg und Tochter Anna

1929 Mühlbauer Anna

1950 Weigold Karl

1954 Maria Laggatz



In der Familiengeschichte, die Frau Laggatz darlegt, finden sich viele Brüche in den Lebensbildern, die der damaligen Zeit, den Kriegen und Kriegsfolgen geschuldet sind. Vieles hatten sich die Familien wohl anders vorgestellt und die nackten Jahresangaben der Besitzwechsel sagen nichts über die Tragödien aus, die dahinter steckten.  
Bereits kurz nach der Übernahme der alten Fleischbank und der Umwandlung in ein Wohnhaus stand dieses Haus Teilen  der "Dimpfl"-Familie als Wohnung zur Verfügung.
Ich kenne allein drei Verlassenschaftsakten aus dem Staatsarchiv Landshut, bei denen als Wohnort die Hausnummer 24 in Kötzting angegeben war.
StA Landshut Rep 166N-12 Schachtel 25 Verlassenschaftsakten von 1882 Nr. 93 Dimpfl Georg Metzger

Georg Dimpfl
28 Jahre alt
Metzger & Communbräuer
verheiratet
am 26. November 1882 Nachm. 8 3/4 Uhr
Kötzting HsNr. 24

Die Unterschrift der Witwe, die nun für 2 sehr kleine Kinder - Katharina und Babette -  zu sorgen hatte und sich daher sehr schnell wiederverheiratete.


StA Landshut Rep 166N-12 Schachtel 31 Nr. 60 Dimpfl Babette von 1888




Babette Dimpfl
65 Jahre 8 Monate
Gastwirts und Metzgermeisterswitwe
verwittwet
+ 14. Juni 1888 Nachm. 4 1/2 Uhr
Sterbeort: Kötzting HsNr-. 116

Wohnort:  Kötzting HsNr. 24


Soll der Erbvertrag im Uebergabsvertrag enthalten sein.


Sollen 4857 M 14 Pfg Uebergabsschillingrest vorhanden sein, welches hypothekarisch versichert ist. Außerdem eine Hauseinrichtung zu dessen Sicherung geschah vorläuffig nichts.
Hinterlassene Personen:
Mühlbauer Anna, Gastwirtin in Weißenregen
Anton Dimpfl, Hutmacher hier
Johann Dimpfl, Bezirksamtsschreiber hier
Babette Dimpfl, ledig hier
Heinrich Dimpfl, Gastwirth in Aschaffenburg
Xaver Dimpfl Gastwirth in München
Kathi Dimpfl Tochter des verstorbenen Georg Dimpfl dahier, minderjährig
Vormund: Anton Dimpfl, Hutmacher hier.



Der in der Liste als Erbe mit angegebene Bezirksamtsschreiber Johann verstirbt - bereits pensioniert im Alter von 53 Jahren -  im Jahre 1900:
StA Landshut Rep 166N-12 Schachtel 42 Nr. 66 Dimpfl Josef Hanr 24 von 1900




Hier die Liste seiner damalig noch überlebenden Geschwister. 
Barbara Dimpfl ist nun eine "Privatiere", Anna Mühlbauer mittlerweile Wirtin in Pulling, Anton, der Hutmacher und Vormund in früheren Jahrzehnten, nun ein "Ausgeher" in München und Katharina, welche ledig geblieben ist .

Auch wenn bereits seit Jahrzehnten der Name von Dimpfl zu Mühlbauer gewechselt hatte, so blieb nicht nur der Hausname "beim Dimpfl" bis in die heutige Zeit herauf erhalten. Nachdem, wie es damals üblich war, auch viele Geschwister und Geschwisterkinder im Hause das Wohnrecht hatten, ist es auch kein Wunder, dass noch lange Jahre nach der Einheirat des Georg Mühlbauer noch Dimpfls auf den Häusern lebten und starben.

Wer immer auch in den 50er Jahren der richtige Besitzer des Hauses gewesen war, für uns Kinder der Metzstraße war es das Haus der "Rawe Fane", Franziska Rabl eine verheiratete Harbauer, eine Seele von einem Menschen mit einem Riesenherz für Kinder.

Arbeitskreis Heimatforschung Serwuschok 431
Das Fensterbankerl ihrer Schaufensterauslage hatte genau die richtige Höhe für Kinderbeine, von groß nach klein und so konnten wir dort manchmal sehr lange sitzen und vor dem Haus spielen. Ab und zu ging dann eine/r hinein zu ihr, um einen "Waffelbruch" oder "Bruchschokolade" für ein Fünferl oder gar Zehnerl zu kaufen. (nicht zu vergessen die "Wundertüten" und die "Bummsköpfe")Wenn die Ladenglocke bimmelte, kam sie lächelnd aus dem Nebenzimmer heraus, ging hinter ihre Theke und bediente uns Kinder genauso, als wären wir Erwachsene mit einem Großeinkauf.  
Die für das kindliche Selbstwertgefühl notwendigen Kaugummis und Fingerringe gabs aber nur nebenan an der Außenwand der Bäckerei Graßl in den Kaugummiautomaten. Es hatte uns also an nichts gefehlt.

Serwuschok082 Hier die Metzstraße, wie sie sich dann ab 1968 präsentierte. Es ist nicht mehr vorstellbar, dass hier 10-20 Kinder spielten, wie noch wenige Jahre vorher. Der oben angesprochene doppelte "Kaugummi- und Ringerlautomat" hing zwar noch an der Wand der Bäckerei Graßl, aber die Kinderkundschaft war nun endgültig nur noch eine "Laufkundschaft" geworden.

Auf diesem Bild sehen wir noch das mittlerweile abgerissene Haus des Stoiber-Malers, mit seinem Opel vor dem Haus. Auch an den anderen Fahrzeugen sieht man, dass sich die Autos damals noch nicht so den Erfordernissen des Windkanals angepasst waren, wie heutzutage. 

Aus einem noch nicht im einzelnen aus seiner Anonymität entrissenen Konvolut an Negativen aus der Sammlung Serwuschok - die meisten Negative waren mit einem Hinweis auf einen Zeitungsartikel verknüpft - stammt eine Bilderserie aus dem Kötztinger Pfarrheim, auf der ich die "Rabl Fanny" entdecken konnte. Die Veranstaltung war wohl ein Treffen von Seniorinnen, die von Frau Brigitte Ertl zu gymnastischen Übungen angeleitet wurden. Gleich ganz vorne links, die Frau mit den weißen Haaren war die "Rabl Fanny" meiner Kindheit.

Serwuschok Umschlag 91b Mischung 10


Von Frau Christa Rabl-Dachs habe ich noch ein paar Bilder erhalten, die "Rabl Fanny" zeigen, wie wir sie als Kinder erlebt hatten.


Fanny Harbauer - Rabl Fanny - hier an der Rückseite des Gebäudes. Photo Rabl-Dachs
Hier mit ihrer Schwester Maria Kindl im der Wohnküche, gleich neben dem Laden. Photo Rabl-Dachs


Vor ihrem Reich. Photo Rabl-Dachs





Irgendwann Anfang der 60er Jahre habe ich eine AGFA-Klick Kamera bekommen, deren erste Filmaufnahmen ich mir aufgehoben habe - warum auch immer. Jedenfalls habe ich darunter dieses Bild
der Fleischgasse mit der Wohnräumen unserer Rabl Fanny auf der linken Seite gefunden.

Auch eine damalige Freundin aus der Kinderzeit - Graßl Renate -  habe ich für ein Bild mitten in der Straße positioniert und kann heute von der Aufnahme der Häuser im Hintergrund profitieren.

Die Metzstraße ungefähr 1962/1963

Das Mädchen im Vordergrund hieß Graßl Renate. 


Für die Häuser im Hintergrund gibt es bereits die jeweiligen Chronikbeiträge. 
Hausnummer 19 Bäckerei Pongratz
Hausnummer 21 Beim Dachauerschmied
Hausnummer 22 Beim Dimpfl
Hausnummer 22a Der Stoibermaler
Hausnummer 22b Das alte Feuerwehrhaus
Hausnummer 23  Beim Hafner - Kasparofsky demnächst
Hausnummer 24 Die Fleischbank
Hausnummer 25 Der Graßlbeck demnächst
Hausnummer 26 Rabl Wirt wurde abgerissen

Es ist schon interessant zu sehen, wie sich das Straßenprofil der Metzstraße verändert hat in den Jahrzehnten seither.