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Freitag, 11. Februar 2022

Kötztinger Häuserchronik - Beim Kirschbauer Mauerer

 Das "alte Kötzting" bei der Uraufnahme bei der beginnenden Landvermessung hatte 159 Anwesen.

Der Geschichte dieser Bürgerhäuser und ihrer Bewohner nachzuspüren und sie zu dokumentieren, ist das Ziel dieser Häuserchronik.
Die Anfänge und die Entwicklung unserer Heimatstadt können von der Teilung der Urhöfe bis hin zur Auswahl als Landgerichtsort in einem einleitenden Blog nachgelesen werden.

Alte Hausnummer 37

beim Kirschbauer


Detail aus dem Uraufnahmeplan von 1831 aus Bayernatlas.de


Hier haben wir - historisch gesehen - endlich wieder ein Marktlehen und damit hilft uns - es ist mich so etwas wie der Kötztinger "Rosetta Stone" - die Türriglsche Besitzauflistung weiter, die er für seinen Arbeitgeber, das Kloster Rott, - leider nur fragmentarisch - zusammengestellt hat.
 
HStA München Landshuter Abgabe Kl Rott B2


" Andre Lehner burger und Schreiner alhir hat ain Haus am Roßmarkht zwischen Herrn Georgen Tenscherzen deß Innern Raths und Cammerers und Michaeln Gruebers Mauerers Heußern ligt......"
Auch wenn die Namensähnlichkeit/-Gleichheit verblüfft, aber der damalige "Denscherz" wohnte in dem Haus, das wir später als "den Lebzelter" kennen, und Michael Gruber in dem Haus, das heutzutage den Hausnamen "beim Denkscherz" trägt.

Bevor nun aber die Häuserchronik mit diesem Andreas Lehner einsetzt, gibt uns dieser Kötztinger Handwerker die Möglichkeit, weiter zurück in die Vergangenheit vorzustoßen.... und zwar zuerst in Kürze:
Wir wissen, dass Andreas Lehner sein Haus vom Schwiegervater Michael Knöll erhalten hat.
Wir wissen von 1650, dass Michael Knöll Geld auf die "Stegerische Behausung" augenommen hatte.
1635 wird die "Stegerische Brandstatt" genannt und vermerkt, dass Ander Rieder darauf 1625 100 Gulden aufgenommen hatte.
1606,1600 und 1593  findet sich der Zimmermeister Hans Steger mit einer Schuldverschreibung in den Kötztinger Kirchenrechnungen. 
Im Jahre 1584 wird Georg Steger als Besitzer der Marktmühle UND eines Halben Lehens aufgeführt.
(Wir wissen, dass Gilg Steger, der Besitzer der Sagmühle ein Bruder zu Hans Steger gewesen ist).
Aus diesem Grunde lassen wir den Schreiner Andreas Lehner nun zuerst einmal liegen und schauen, was sich über die Vorbesitzer nun, da wir ihre Namen kennen, so Alles herausfinden lässt.
 

Georg Steger


Viel ist es nicht, was wir von Georg Steger kennen, mutmaßlich der Vater des Hans Steger, Zimmermann, und Gilg Steger, Sagmühler.
Aber, was wichtig ist, mit diesem Hinweis, dass der Marktmüller auch ein Lehen im Markt besaß, lassen sich einige "Ungenauigkeiten" in den Steuerlisten erklären, wenn plötzlich inmitten der Hausbesitzer im oberen Markt der Marktmüller aufgeführt ist.
HStA München KL Literalien KL Rott Nr. 12 von 1584

"Georg Steger Marckhmüller von der Müll und halb Lehen
Gilg Steger von der Sagmüll
"
Dieser Übergang und die Abstammung von Georg auf Hans Steger hat zwar aufgrund von mindestens zwei Fundstellen eine hohe Wahrscheinlichkeit, aber mehr auch nicht.


Hans Steger


Der größte Schatz des Kötztinger Pfarrarchives ist die fast durchgehende Reihe der Kirchenrechnungen, die 1593 einsetzen und damit auch den Feuersturm des Schwedenüberfalls überlebt hatten. (Dies war vor allem dadurch, dass es in der heutigen Herrenstraße eben - fast - nicht gebrannt hatte.)
PfA Kötzting Band 1 von 1593
"Item Maister Hanns Steger Zimermaister von 12 fl den Zins 4 ß (=Schilling) 6 dn"

PfA Kötzting Band 2 von 1596 
Item Maister Hanns Steger Zimermaister von 12 fl den Zins 4 ß (=Schilling) 6 dn

Im Jahre 1597 waren für die Kötztinger Kirchenburg mal wieder größere Baumaßnahmen - von oben - genehmigt worden und der Zimmermann Hans Steger wurde für viele Arbeiten benötigt.
Hans Stegers Bruder war der damalige  Sägmüller Gilg, also Georg, Steger und dies belegt ein Zufallsfund in den Kirchenrechnungen. Die Kötztinger Pfarrmatrikel beginnen ja erst 2 Generationen später.
PfA Kötzting Kirchenrechnungen von 1593
"Item Hans Steger Zimerman und Burger darumben sein Brueder Gilg Steger guet und Porg under Gemains Marckhts Innsigl verschriben. Verhält sich die Zinsung Weihnachten 12 Gulden."



 
Hier also Auszüge aus den Rechnungen des Kötztinger Kastenamtes - dieses hatte nämlich die Baulast u.a. für die Kötztinger Pflegerburg.

StA Landshut Kurbayern Hofkammer Ämterrechnung RMA Straubing R 2616 von 1597

"Item alls ich auf höchsternandt Irer Fr. Dht. gte. Verwilligung die eingefallne Traidtpöden auf dem Herzog Casten vermög überschickten Anschlags von neuen wider machen und wenden lassen (Die Dachschindeln wurden, wenn möglich, zumindest einmal umgedreht - gewendet - und erneut benutzt.)
Erstlich Hannsen Stöger Zimermaister zu Khözting für Abschlagung und Fällung der Pauholz und Zimmerpämb zu angedeuter Arbeit 1 Taglohn bezahlt thuet
1 ß 5 dn
Mer erstgedachter Stöber von dem Poden auf dem Hauspföeger Thurm, darob die Preter alle vermodert und abgefault gewest, von neuem zulegen und die Stiegen daran von Neuem zemachen 5 Taglohn vor ainem bezallt 10 xr thuet 
5 ß 25 dn
Item zwayen Zimermaistern besagten Stöger und Hansen Vischer aus der Lamb von 21. bis auf den 27. Aprilis 6 Täg jeden des Tags 12 xr bezallt thuet 
2 fl 2 ß 24 dn"
 
Er war aber offensichtlich nicht nur ein einfacher Zimmermann, sondern auch ein Brunnenmeister, also der Mann, der dafür zuständig/verantwortlich gewesen war, dass der Markt Kötzting - am langen Ende der Wasserleitung - und das Pflegerschloss eine ausreichende (Trink?) Wasserversorgung genoss.
Schaut man auf die häufigen Klagen über den Schmutz bereits in den ersten Brunnen im oberen Markt, kann ich mir nicht vorstellen, dass das Wasser am unteren Ende der Leitung noch irgend etwas mit Trinkwasser zu tun hatte.

StA Landshut Kurbayern Hofkammer Ämterrechnung RMA Straubing R 2616 von 1597

" Item Hannsen Stöger Prunmaister zu Közting, umb daß er ain Tag an besagtem Prunnkhar begössert bezalt 10 xr thuet 1 ß 5 dn

Erst angezognen Prunmaister umb daß´er vor angeender gefruer und Khölten beede Prunnkhor Inn und vor dem Schloß vedrdeckht für 2 Tag yeden bezahlt 10 xr thuet 2 ß 10 dn
Item für drey Neue Rörn zu Porn und 3 Eysene Zapfem dadurch daß Wasser auflaufft ermeltem Stöger bezalt 1 ß 5 dn"

Einschub
Wie immer bei den Baurechnungen bekommen wir Informationen mitgeliefert, unter welchen Bedingungen die Menschen damals leben mussten. Die hölzernen Rinnen der Kötztinger Wasserversorgung lagen von den Quellen im Gradiser Wald bis herein in den oberen Markt zumeist offen auf der Erdoberfläche und froren im Wintern natürlich zuverlässig zu. Die jeweiligen Brunnkörbe des Marktes und des Pfleggerichtes wurden mit Stroh umhüllt und mit Brettern abgedeckt.
Ein ganz besonderer Eintrag findet sich zusätzlich in den 1597er Baurechnungen, die Anlage einer Sonnenuhr am "inneren Schloßtor". Wenn man aus dem Haupttor der Pfarrkirche trat - die damals noch kleiner, sprich kürzer, gewesen war - konnte man gegenüber oberhalb des Durchgangs eine Sonnenuhr erkennen.


StA Landshut Kurbayern Hofkammer Ämterrechnung RMA Straubing R 2616 von 1597
"Item hab ich Pfleger öb dem Innern Schloßthor ain Sunnen Uhr Mallen und zuerichten lassen und dem Maler zu Khözting davon bezalt 1 Gulden."
Einschub Ende 


Ander Rieger


Im der Kirchenrechnung von 1635 findet sich ein Besitznachweis einer Schuldverschreibung auf die "Stögersche Brandstatt" mit einem Beurkundungsdatum von 1625.
PfA Kötzting Kirchenrechnung von 1635
"Bey Andren Rieder Innern Rathsburgern alhir inhendig 100 fl welche er zu H: Weinachten Ao 625 auf seine Stögerischen Prandstatt verschrieben und hinach zu gedachten weinachten güld bezahlt.  5 fl"

Aus dem Jahre 1627 wird Andres Rieder - als Mitglied des Inneren Rates wurde er dies im Turnuswechsel ganz automatisch - zum ersten Male als Kammerer bezeichnet und steht in diesem Jahre auf der Anklagebank. München hatte eine Inspektion des Spitals anberaumt und eine Menge an Ungereimtheiten gefunden.
Der Magistrat, als die Aufsichtsbehörde über die Pfrimdter, die Verpachtungen und die Kreditvergaben, musste sich eine ganze Liste an Verfehlungen ins Stammbuch schreiben lassen.

Im Jahre 1639 findet sich im Prinzip derselbe Grundschuldeintrag, wie oben, nur mit dem Namenszusatz "seel"; Andreas Rieder ist also 1639 bereits verstorben und steht auch nur mit dem halben Schuldzinsen in den Büchern.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass der damalige - also 1639 - Marktmüller, wie sich aus einem weiteren Grundschuldbrief ergibt, ebenfalls den Familiennamen Rieder hatte, so wie eine Besitzergeneration vorher es eben bei den Steger der Fall gewesen war.



Michael Knöll und Elisabeth Prandtl


Wie bei seiner eigenen Besitzübergabe erkennbar werden wird, hatte Michael Knöll offensichtlich die Witwe des Leinewebers Georg Prändtl geheiratet, die aus ihrer erster Ehe eine Tochter Walburga mit in die Ehe brachte. Prandtl war aber offensichtlich nicht auch schon der Besitzer der "Stegerschen Brandstatt", denn 1640 lässt sich der Besitzübergang von Rieder auf Khnöll gut durch die Neuverbriefung der Grundschuld belegen.
 
PfA Kötzting KR 1640 
"Ist auch gewiß
Von Andreen Riederers gewesten des Innern Raths alhir seel: auf der Stegerischen Prandstatt verschriebenen 100 fl Capital, laut Schuldverschreibung datiert den 22. Augustj Ao 625 zalt Michael Khnöll burger und Leinweber alda als Jezig Inhaber bemelter Prandtstatt die Gilt zu Weihnachten mit  5 fl"

StA Landshut Regierung Straubing A 535
Liste der Kötztinger Bürger von 1646; mittig "Michael Khnöll"



Wir befinden uns im Moment noch ganz zu Beginn der Kötztinger Matrikelbücher. Eine Hochzeit Michael Knölls ist nicht zu finden, aber die Geburt einer Tochter. Am 29.7.1641 wird Anna Knöll, Tochter des Webers und Bürgers Michael Knöll und seiner Ehefrau Elisabeth getauft.
Langsam nähern wir uns zeitlich der einleitend bereits erwähnten Türriglschen Besitzbeschreibung, die ca. in den Jahren von 1652-1655 anzusiedeln ist.
Im Jahre 1651 wird Michael Knöll als Kurier nach Straubing geschickt: "wegen der Winter- und Sommerverpflegung des altkolbischen Obristwachtmeisters Herrn Hans Wolf Yettingers Quartiermaisters und zweien gemeinen Reittern nach Straubing geschickt." Der Dreißigjährige Krieg war zwar bereits vorbei, aber die Truppen lagen immer noch im Lande und forderten ihre "Portiones"
Es kann sein, dass Michael Knöll zu diesem Zeit bereits sein Haus an die Stieftochter und den Schwiegersohn und Schreiner Andreas Lehner übergeben hatte, auch wenn der Übergabebrief erst am 17.9.1651 ausgestellt wurde.

Andreas Lehner und Walburga Knöll


StA Landshut Markt Kötzting P 1 von 1651

Khauf
Michael Khnöll burger und Leinweber alhir zu Khötzting, Elisabeh sein eheliche Hausfrau, neben Ihrem hiezue erbetnen Anweiser und Beistand Adamen Türrigl zu Grueb (Dieser ADAM TÜRRIGL ist der Bruder des Kötztinger Propstrichters gleichen Namens und wohnte im später so genannten Gruberhof, dessen Grundherr das Kloster in Rott gewesen war. Das Haus und die dazu gehörigen Feld- und Wiesengründe dieses Hofes wurden Jahre später von Markt Kötzting nach langen Verhandlungen mit dem Kloster gegen eine Einmalzahlung abgelöst und gleichmäßig unter die Kötztinger Bürger verteilt. Das Gebäude selber vermietete der Markt bis er zu Anfang des 19. Jahrhunderts durch die Regierung gezwungen worden war, sich von seinen Immobilien per Versteigerung zu trennen. Aus dem Stroh- oder Gruberhof wurde später die Gärtnerei in Grub, heute noch ein auffälliger Ziegelbau am westlichen Ortseingang von Grub) beklhennen ud verkhaufen Ir Behausung am Roßmarkht neben Herrn Georgen Denscherz Behausung loegent sambt den darzue gehörigen halben Marckhtlehens Gründten nichts allein auf seines Weibs Lebenslang ain Stübl und ain Cämerl, welche Khauffer ihme Khnölln ohne Entglet pauen und zuerichten: auch auf redo Gaiß und ain Schweindl ain Stallung lassen muess, yedoch der Verkhauffer die Notturft fuerdrey selbst zetrachten schuldig, auch ein Pettl im Wurzgartten ausgenommen, 
dem erbaren 
Ihrem Aiden und Tochtern Andreen Löhner Schreinern, Walburga seiner Hausfrauen Pr 180 fl rechte Khaufsuma, ain Reichstaller Leykauf. Zalfristen seindt also gemacht worden, daß dem Khaufer seines Weibs Heirath 20 fl Innhanden: Item der Jüngern Tochter gegen Versicherung 50 fl yedoch bis sie sich verheurath ohne Zünß stilligent verbleiben: entgegen er Ir zu der Verheuratung ain Casten und aain Patstatt zumachen schuldig sein solle, dann so mueß er bey unser lieben Frauen Gottshaus die alhin schuldigen 100 fl ybernemmen....... Die ybrigen 10 fl solle er dem Vwrekauffer ainziger weis wann ers bederfftig zuestellen un dbezallen-..... Actum den 17. Septbris Anno 1651

Zeitgleich mit der Übergabe protokolliert das neue Ehepaar auch einen Heiratsvertrag und durch diesen werden die Familienverhältnisse der handelnden Personen klarer.
Andreas Lehner, der Schreinergeselle, ist Sohn des Neumarkter (Böhmen) Bürgermeisters Georg Lehner, und seine zukünftige Frau Walburga ist die Tochter des verstorbenen Georg Prantls, eines Kötztinger Leinewebers.
Die Zusatzbedingungen für die jüngere Tochter betreffen dann die oben erwähnte Anna Knöll.
1652 steht der Schreiner Andreas Lehner gleich zwei Mal in den Kirchenrechnungen. Einmal bezahlt er 10 Kreuzer "Ausleuthgeld". Offensichtlich ist ein Kind verstorben.
PfA Kötzting KR 1652
"Den 22 dis von Andren Lehners Burger und Schreiner Khündt seel Außleithgelt  10 xr"

Im zweiten Fall wird festgehalten, dass er einen eigenen Sitzplatz in der Pfarrkirche (=Mannstuhl) bezahlt hat, welcher nun für ihn reserviert ist, vermutlich mit einem kleinen Namensschildchen versehen, wie man es in der Wallfahrtskirche in Neukirchen beim hl. Blut heute noch sehen kann.  
PfA Kötzting KR 1652

"Andree Lehner Burger und Schreiner alhir hat ainen Manßstuell bezahlt mit 30 Kreuzer"


Der Besitzübergang von Knöll auf seinen Schwiegersohn gestaltete sich nicht stressfrei.
Bereits im Folgejahr stehen die beiden vor dem Pfleger vor Gericht.

StA Landshut Rentkastenamt Straubing Pfleggerichtsrechnung von 1652

"Michael Khnöll Leinweber und Andre Lemmer Schreiner, beede Bürger zu Khözting, allß Schecher und Aydten, seint in Zorn mit Schmachwortten gegeneinander khommen, gleichwoll hernach mitainander widerumben guettlich verglichen aber derenthalber sy beede zu gleich miteinander gestrafft worden umb 1 fl 8 xr 4 H:"
Das Verhältnis ist wohl dauerhaft gestört, denn bereits 2 Jahre später findet sich eine Schuldverschreibung des Knöllschen Ehepaares für ein anderes kleines Haus, nun hinter dem Kötztinger Rathaus gelegen.
Doch nun zuerst einmal zur genauen Besitzbeschreibung des Kötztinger Marktlehens in Händen des jungen Schreiners aus Böhmen.
Andre Lehner burger und Schreiner alhir hat ain Haus am Roßmarkht zwischen Herrn Georgen Tenscherzen deß Innern Raths und Cammerers und Michaeln Gruebers Mauerers Heußern ligt, darzue gehört ain halbs Markhtlehen, mit nachvolgenten Grundt und Poden

Velder

Erstlichen ain Agger hünder dem Markht und Wolf Raaben Gartten zwischen Herrn Georg Tenscherzen und weillendt Hannsen Zoglmans gewesten Marktschreibers seel nachgelassener Erben, Agger ligent mit dem hündern Orth auf Andreen Preuders burgers und Lein="

"webers Agger: iund mit dem Vordern Orth auf die Schanz oder Farth hünder dem Markht bay des Wolf Raaben Gartten stosst helt    Pifang. Ist mit wüntterkhorn angepauth.
Mer ain Agger zwischen Adamen TirriglsRauschergartten und Herrn Tenscherzen Agger gegen Geestorf ligt, mit ainem orth auf den Zeltendorfer Fahrtweg und mit dem andern orth auf  (Lücke) Agger stosst hat   Pifang

Gartten

Ain Garten mit 16 Pifang zwischen Georgen Mayr Preumaisters und dem Spitalgartten ligent, mit ainem Orth"
"auf Herrn Wolfen Scharrer und Herrn Hansen Raithen, mit dem andern Orth auf Bärtlmeren Januel Rauchfangkherers Gartten stosst.
Wißmath

Ain Wisen an der Hietwöhr enderhalb des: und neben des Regens: und der Peckendorfer Wißmath ligt. Stösst oben an die Pflegwißen und unten an die Khluegwisen."


Noch in den 50er Jahren des 17. Jahrhunderts war der Markt Kötzting mit Wiederaufbaumaßnahmen beschäftigt, auch bei seinem eigenen Besitz, dem Rathaus.
StA Landshut Marktrechnung Kötzting von 1651
"Andreen Lehner burgern und Schreinern alhir ainen Neuen Casten mit 24 Schubladen zu der Marktschreiberey, lauth Zetls Nr. 18 bezahlt mit 5 fl 34 xr"

Fast 6 Gulden waren ein gutes Stück Geld damals.
Aus demselben Jahr - wie oben bereits erwähnt - hatte das Kastenamt die Baulast für die Pflegerburg und in deren Rechnung findet sich, ebenfalls noch  1652, folgende Leistungsbeschreibung, für die A.Lehner dann 28 Kreuzer erhielt, einen doppelten Tageslohn.
Er hatte die "Gätter für die Khuchelstiegen gericht,  auf der andern Seithen die pröther yber die Mauer gemacht, ain neue Khüchenthier gemacht, auch 2 Neue Penckhen in die Kuchel paut. Umb ain fenster 
und drey Pröther auf den hert gemacht

Im Folgejahr findet in Kötzting einer der seltenen Hexenprozesse statt, an dessen Ende die Hinrichtung und anschließende Verbrennung der als Hexe erklärten Frau Ursula Schin steht.
Für diese Hinrichtung wurde ein besonderer Stuhl benötigt, den Andreas Lehner, als Schreiner,. zu fertigen hatte.   >>>>>< hier der link zu diesem Hexenprozess.
StA Landshut Rentkastenamt Straubing Pfleggercihtsrechnung von 1653
"Andren Lehner, burger und Schreiner zu Közting, ist vor ainen gemachten Sizstuel darauf die verhafft gewesste Ursula Schinin vom Leben zum Todt decapitirt werden sollen, lauth Zetl No 7 bezalt werden worden 25 xr"


Im Jahre 1655 befindet sich Andreas Lehner vor dem Magistrat als Angeklagter und die Vorwürfe des Klägers lassen kein gutes Licht auf die Ehe und die Art und Weise schließen, wie diese zustande gekommen war,
StA Kötzting Verhörsprotokoll 1655
"Verhör gehalten den 18. Jenner, sein gesessen die 4 Cammerer, dann Sigmundt Raidt, Andre Billoich und Wolf Kholbinger.

Clag

Andre Weiss der Jünger, Contra Andreen Lehner burger und Schreiner alhir umb das er negst verwichenen Pfinztag den cleger ohne Ursach einen Khuppleten Schelmen und Dieb verscholten, und solche Wortt zum öfftern repedirt, es würche ihme Cleger der Michael Khnöll 3 Stuckh Leinwath umbsonsten, daß er solche heurath zusamen gekuppelt, begerth derentwegen die Prob oder widerruef und protestirt die Uncosten."

Andre Lehner leugnet erstens alles ab und meinte zweites, dass er zuvor von Weiß beleidigt worden wäre, was er in einer Folgeanklage belegen würde. Dem Magistrat sind ohne Zeugen die Hände gebunden und vertagt sich in dieser Sache. Interessant hier ist, ein "Schmuserlohn" von 3 Stücken  Leinwand. 1 "Stück" hält 30 Ellen und 1 Elle ist je nach Region zwischen 65 und 85 cm lang.
Noch in derselben Sitzung erhebt Andreas Lehner seine Gegenklage, und die hat es in sich, auch wenn der - nun - beklagte Andre Weiß den Sachverhalt ebenfalls als Lüge von sich weist.


StA Kötzting Verhörsprotokoll 1655

"Gegenkhlag
Vorernanter Lehner Contra Andree Weissen den Jüngern umb das derselb zuvor verstandtner Zeit und Tag nächtlicher Weill den Kleger besuecht, mit gwalt aus seiner aignen Stuben hinaus gerissen, zu dessen Schwechern hinein gebracht, zu Hinderist an den Tisch gestossen und zu greinen mit ihm angefangen. Neblichen er hause nit als ein ehrlicher Mann, sonder sein clegers weib hette Ihme cleger 70 fl heuratsguet zuegebracht, welches er verspilt, verfressen und versoffen, datrbei auch redo
Schelm, Dieb und Leuthansezer Iniurirt mit Meldung gedachter Khleger khönne niemadt schendten, bis und solang er die Sachen mit Herrn Cammerer Raithen nit zu recht bringe...."

Nur drei Seiten weiter findet sich folgender Eintrag im Verhörsprotokoll:
StA Kötzting Verhörsprotokoll 1655

Geschäfft

Michael Khnölln burger und Leinweber alhir ist obrigkeitlich aufgetragen worden, das er seinen Tochtermann Andreen Lehner Schreinern in 8 Tagen ausziehen: und das erwartten solle, was dißfals das Briefsprotokoll zaigen wierdet und solle ains das ander mit ungebierlichen wortten und werckhen, bey Straff 2 Reichstaller mit Fridt und Ruehe lassen."

Was war da passiert?

Zur Abrundung des Bildes und zu einer möglichen Erklärung gehört hier noch der nächste Fund aus den Kirchenrechnungen.

PfA Kötzting Kirchenrechnung von 1656
"100 fl   Wolf Pachmayr burger und Leinweber 100 fl welche er underm dato 7. Octobris Anno 1655 auf seiner bewohnenten Stegerischen Behausung am Roßmarkht sambt den darzue gehörigen Marktlehensgründten verschrieben Zalt das Interesse zu Weihnachten 5 fl."

Noch im Jahr zuvor, also in der Jahresrechnung von 1655, lautete die Schuldverschreibung immer noch auf den Namen des Michael Khnöll, also des Schwiegervaters, der auch als der Zinszahler bezeichnet wurde.
Offensichtlich gab es nicht nur einen Familienstreit, sondern es hat den Anschein, als ob die Übergabe von Khnöll auf Lehner nur unvollständig durchgeführt wurde und Michael Knoll das Anwesen dann an Wolf Pachmayr verkauft hatte. Möglicherweise mit dem Erlös des Verkaufes konnte sich dann das Haus in der Rathausgasse leisten. Zugleich musste er aber versuchen, seinen Schwiegersohn termingerecht aus dem Hause zu bringen.
Es hat zusätzlich den Anschein, als ob, trotz des Familienzwistes, Andreas Lehner dann doch zusammen mit seinem Schwiegervater in den kleinen Haus hinter dem Rathaus wohnt und arbeitete. Viele Arbeitsnachweise des Schreiners könnten noch dokumentiert werden, haben aber einen Bezug zu seinem neuen Wohnhaus - Nr. 47 - hinter dem Rathaus und nicht mehr zu diesem Marktlehen.

Wolf Pachmayr


Vieles lässt sich nicht vom Weber Wolf Pachmayr in den historischen Dokumenten finden. Im Jahre 1660 steht er mit Marktsteuerrückständen von gut einem Gulden in der Kreide
1661 wurde gegen ihn die "Herrenstrafe" verhängt, ein Ausdruck, der mir vorher noch nie untergekommen ist. 


StA Landshut Marktrechnungen Kötzting von 1661
Fenkhnus-Straffen
Wolf Pachmayr Weber ist seiner gegen Herrn Cammerer Tenscherz, vremög protokoll fol 38 verybten ungebüren yber vorige Straf noch ein halben Tag in die Herrnstraff condemniert worden  pro memoria"



Adam Schötz


PfA Kötzting Kirtchenrechnung von 1670

Und der nächste Besitzerwechsel deutet sich an:

"100 fl Wolf Pachmaair burger und Leinweber ist 100 fl Capitall schudlig, welche er underm dato 7. Octbris anno 1655 auf seiner Behausung am Rosmarckht sambt denen darzue gehörigen halben Markhtlehensgründten verschrieben ietzt Adami Schöz und Margaretha sein Hausfrau mit beschechen weiblicher Verzicht /: seel nachgelassne Erben:/ zallen das Interesse zu Weihnachten 5 fl"
Eine Suche zeitlich rückwärts gehend, erbringt dann, dass Adam Schötz, zusammen mit seiner Frau Margaretha, das Marktlehen bereits 1664 erworben hatte. 

HStA München Landshuter Abgabe KL Rott R2 von 1670

In dieser Steuerliste sind ausschließlich die Marktlehner aufgeführt, die Häusler wurden übergangen.
Wolf Scharrer   = Rabl Bauer
Hans Schwarz  = Heigl Schlosser
Adam Schötz
Georg Denscherz  = Lebzelter

In den Kötztinger Pfarrmatrikeln findet sich im Jahre 1647 eine Hochzeit zwischen einem Adam Schötz, Sohn des Peter aus Weißenregen, und seiner Frau, einer Margaretha Mühlbauer aus Kieslau,
Ob es sich um den hier gesuchten Schötz handelt, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden, vor allem, weil der Zeitpunkt etwas früh liegt.
Wie sehr die damaligen Listen der tatsächlichen Entwicklung manchmal hinterherhinkten, zeigt der Abgleich mit den Kötztinger Sterbematrikeln.
Am 19.7.1668 verstarb der Kötztinger Bürger Adam Schötz und noch 1 1/2 Jahre später (1670) wird er als der Besitzer aufgeführt. Erst in der Folgeliste - 1672 - ist die Besitznachfolge erwähnt; hier heißt es: Adam Schözens Erben. Einer der Erben war wohl erneut Andreas Lehner, weil dieser 1676 zusammen mit seiner Frau Walburga neu eine Grundschuld von 100 Gulden eintragen lässt.
1672 wurde in den Kötztinger Kirchenrechnungen dann zum ersten Male - und das nur am Rande der Grundschuldrubrik -  der frühere Schuldner Wolf Pachmayr durch Adam Schötz und seine Frau Margaretha ersetzt, obwohl beide zu dem Zeitpunkt bereits seit Jahren tot waren.

HStA München Landshuter Abgabe KL Rott R3 von 1672

Und es geht munter weiter mit dem Kaufen und Verkaufen des Marktlehens am Rossmarkt, auch wenn die dazugehörenden Grundschuldumschreibungen Jahre dem tatsächlichen Ereignis hinterherhinkten.
.

Wolf Hofmann und Maria



Im Jahre 1677 jedenfalls verbriefen Wolf Hofmann und seine Ehefrau Maria die bekannte Grundschuld in Höhe von 100 Gulden auf ihre erkaufte "Ander Lehner Burger und Schreiner  Behausung am Rossmarkt".

PfA Kötzting Kirchenrechnung von 1677 Grundschuldverbriefung für Wolf Hofmann und seine Frau Maria.



Die Verkäufe gehen munter weiter, Wolf Lärnbecher und seine Frau Ceacilia sind lt Grundbuchumschreibung im Jahre 1690 bereits seit dem 18.9bris ao 1679 die Besitzer der "Wolf Hofmannschen Burgersbehausung am Rossmarkt".

Wolf Lärnbecher und Caecilia Pachmayr


Hier finden wir zum ersten Mal in der langen Reihe der bisherigen Besitzerpaare tatsächlich auch einmal einen Hochzeitseintrag.
Am 21.7.1677 heiratete Wolfgang Lärnbecher, Sohn des Georg und der Magdalena, die Witwe des verstorbenen Kötztinger Kammerers Wolfgang Pachmayr, Cäcilia Pachmayr, eine geborenen Denscherz. 
PfA Kötzting Band 2 Seite 140

"Den 21 Juli Wolfgang Lärnböcher Georgen Lährnböchers Magdalena seiner Ehehaussfrau ehelicher Sohn, mit Frau Caecillia Herrn Wolfgang Bachmairs gewesten Cambers alhir sel: hinderlassne Witib alhir copuliert wordten. Die Zeig seint gewessen, Johann Passauer und Leonhart Vogl"
In der Kirchentrachtliste von 1688 steht Wolf Lärnbecher mit einer Abgabenhöhe, die einem Marktlehen entspricht.
Im Umrittsprotokoll von 1700 des damaligen Rentmeisters werden die Kötztinger Bücher und Akten rückwirkend für die vergangenen 10 Jahre geprüft und sehr häufig en Detail kritisiert.

Eine Strafandrohung gegen Wolf Lärnbecher wegen des Branntweinauszuschenkens wurde vom Rentmeister kassiert.

Wir befinden uns ganz knapp vor dem Beginn der Briefprotokolle, was es uns zwar ermöglicht, den nächsten Besitzer zu ermitteln, aber nicht, wann dieser Besitzübergang erfolgt ist.

Aufgrund der bereits im Jahre 1696 erfolgten Grundschuldumschreibung auf Ander Haselsteiner hat es den Anschein, als ob dieser der nächste Besitzer gewesen ist.

Ander Haselsteiner und Margaretha


Es findet sich nur eine einzige Hochzeit eines Andreas mit einer Margaretha, und diese Trauung war am 1.7.1676 zwischen dem Bäcker Andreas Haselsteiner und der Margaretha Lärnbecher, Tochter des Georg.  Dieser Andreas Haselsteiner ist der - eigentlich unversorgte -  Sohn des Bäckermeisters Andreas Haselsteiner, mit dessen Hauptanwesen 25 a resp. b, der spätere "Graßlbeck" in der Metzstraße. 
Aus welchem Grunde er bei den Übergaben/nahmen nicht berücksichtigt wurde, kann man aus den Akten nicht erkennen. Auf jeden Falle löst sich damit auch ein kleines Rätsel über den Verbleib des Andreas Haselsteiner auf, welches bei der Bearbeitung des Graßlanwesens in der Metzstraße entstanden war. Er zog einfach in der Nachbarschaft um und der Grund ist vermutlich die Lage nach der -  allerdings bereits Jahre zurückliegenden - Wiederverheiratung seiner Stiefmutter.

Lorenz Vogl und Sabina


Die bereits gut bekannte Schuldverschreibung über 100 Gulden und der Zinsfrist zu Weihnachten lautet ab dem Jahre 1699 auf Lorenz Vogl und dessen Ehefrau Sabina.
Im selben Jahr erhält er, als Söldner aus Grub bezeichnet, für 8 Gulden das Kötztinger Bürgerrecht.
Im Jahre 1700 steht er bei einem Rechtsstreit des Fluderhandwerks in der Liste der Marktlehner.
Auch für den Chronisten ist es einen Überraschung, wie viele Vorbesitzer sich haben - gesichert - ermitteln lassen in den vielen Jahrzehnten vor Beginn der überlieferten Briefprotokollreihen.
Nur dank der detaillierten Grundschuldverschreibungen war dies in diesem Falle möglich.
Im ersten (eigentlich zweiten, weil es einen einzelnen Ausreißerband von 1651 gibt) Briefprotokollband finden wir unter dem 19.9.1701 einen Zwangsverkauf des Marktlehens.
Für 325 Gulden erwarb der Lamer Anton Cramer die "Bürger und Marktlehensbehausung negst an Herrn Hans Hofmanns  Behausung stossend, besambt des Ander Haselsteiners hierinnen  mitls des, mit dem Vogl getroffenen khauffs vorbehaltenen  lebenslenglichen Hörberch"
StA Landtshut Markt Kötzting P2 von 1700-1701

In diesem Verkaufsbrief ist der Wert des Anwesens mit 299 Gulden und der der eingetragenen "Herberge" für Andreas Haselsteiner mit 26 Gulden angegeben.
Die Schuldenlast bei der Pfarrkirche ist mittlerweile auf 150 Gulden angestiegen.
Die 26 Gulden des Haselsteiner behält der Magistrat zu Begleichung der "Haselsteinerischen gelter" in Händen. Vogl darf bis auf "Georgi" des Jahres 1702 im Hause wohnen bleiben UND sollten Vogl und Haselsteiner einen potenteren Käufer finden, "der ain mehrers gibt", so sollten sie diesen innerhalb einer Frist von 14 Tagen beibringen.

Anton Cramer



Nachdem die Versuche, einen potenteren Käufer zu finden, erfolglos geblieben waren, ist und bleibt  der neue  Besitzer der Schuhmacher Anton Cramer aus der Lam.
Mit diesem Handwerker kehrte nun endlich zum ersten Male seit Jahrzehnten Ruhe ein in die hektischen Besitzwechsel auf diesem Anwesen.
Noch 1726 findet sich in den Kirchenrechnungen folgender Eintrag mit Blick auf das Jahr 1702:
PfA Kötzting Kirchenrechnung von 1726

"Antoni Cramer burger und Schuechmacher alhier und Catharina seine Eheweib, haben in erkauffung Ihrer Marckhtlehensbehausung ienige 150 fl Capital ybernommen. welche vorhero Lorenz Vogl auch burger alda, zethun schuldig gewest und solche mit Verschreibung ermelt ihrer Behausung sambt dennen darzue gehörigen Veldtgründten, neben jetzig und künfftigen Vermögen Lauth aufgerichten Schuldbriefs sub dato 21. Xbris anno 1702 Crafft dessen sich die Cramerin all Ihrer weiblichen Freiheiten verzichen, genuegsamb versichert, zallen uf Heyl: Weinachten züny 7 fl 30 xr."
Nun aber zuerst zurück an seine Anfangszeit.
Mit Datum des 17.2.1705 findet sich ein Sterbeeintrag für Katharina Cramer. Gut ein Monat ist es dann ein Kind - ohne Namenzusatz" des Anton Cramer, das sich in den Kötztinger Sterbematrikeln finden lässt und wenige Monate später, am 15.6.1705 heiratet der Witwer Anton Cramer die Witwe Cäcilia Sautner aus Berg.
Im Oktober 1708 findet sich ein Erbvertrag, der vielleicht ein wenig Licht in das verwandtschaftliche Dunkel der Herkunft Anton Cramers bringen kann.
Für Rosina, seine Stieftochter und gleichzeitig die Tochter des verstorbenen Obersteigers im Bergwerk in Lam, lässt Anton Cramer deren mütterliches Erbbteil in Höhe von 150 Gulden auf sein Marktlehen eintragen. Als nächster Verwandter und gleichzeitig ihr Beistand wird in dem Protokoll ein kaiserlicher Hofkammerrat in München "titl H: H: Johann Christoph Anthoni von Schmidt" genannt.
Zu dieser Zeit befindet sich Bayern im Spanischen Erbfolgekrieg und auch in Kötzting hinterlässt diese schwere Zeit Spuren.
Hier eines von vielen, vielen Beispielen, wie die Besatzungsmacht ihre Forderungen durchdrückte, wenn der Markt zum Beispiel nicht schnell genug die geforderten Summen zusammenkratzen konnte:
StA Kötzting Marktrechnung von 1704
"Dieweillen aber gesagte Steuer under der burgerschaft inner so kurzer Zeit nit einzubringen gewesen, also hat Ihro Gnaden H: Pfleger alhier ainen Korporalen sambt 7 Gemainen Mann uf die Execution anhero angewisen, uf welche dann bey Hanns Dengscherz auf 1 Tag und nacht an Zöhrung ergangen 3 fl 57 xr."

1705 heißt es über Anton Cramer:"umb er ao 1705 dem Brandten, bügerlichen Feldprediger zu ihro 
fürstlich. Durchl. von Anhalt, nacher Camb 4 bis 5 mahl gehen müssen"
Im Jahre 1707 findet sich ein seltsamer Eintrag in den Kötztinger Marktrechnungen, der sich mit Anton Cramer beschäftigt:
"Als Anthoni Cramer in Eisen und Panden zulieffern vom alhiesigen Pfleggericht begehrt worden und Mann hierzue 2 Viertlmeister gebrauchen miesen ist in trunckh ergangen" und dann:
"Umb sich Anthony Cramer Jüngthin des gehorsamb wider sein burgerliche obrigkeit widersetzt und man in ainen mehrern Gewaldt gegen Ihme gebrauchen muessen, seint zu weither Aushebung dessen neben denen Viertlmeistern noch 2 Einwohner, dann beede Wachtmeister und Marktdiener gebraucht und Ihnen in Trunckh gegeben worden."
Unser Schuster muss von sehr robuster Natur gewesen sein, wenn zu seiner Vorführung neben den vier Viertlmeistern noch weitere 4 Personen aufgeboten worden waren.
Im Jahre 1711 verstiftet Anton Cramer seine Marktlehensbehausung - ohne Grund und Boden aber mit den Marktlehensgründen - auf ein Jahr inkl. der Kriegsfolgekosten an den Bürger und Weißbäcker Mathes Dengscherz zu einem jährlichen Pachtzins von 9 Gulden.

Im Jahre 1722 vertauscht Anton Cramer seinen Gruberacker gegen den "Krautgarten negst der Ziegelhütten" des Hans Adam Greil, Bürgers und Mauerers in Kötzting..
1726 ist der Schuster vor dem Pfleggericht angeklagt:
Ainen am Kopf bluettig zuschlagen
Gleichmessig ist Anthini Crammer burger und Schuechmacher alhier, umb er Joseph Steer halbbarn zu Weissenregen in sein Crammers augnes Behausung mit ainm klopfholz"
"dergestalten zum Kopf geschlagen das er hiervon ain grosses Loch am solchen yberkhommen, und das bluett heuffig herausgeruhnen, mit geschörfften verweis, und gleichfahls uferladtner Vergleichung bitterer Armueth halber punctiert worden per: 1 Pfund bringt 1 fl 8 xr 4 H:"
Am 2. Juni 1734 dann verkauft Anton Cramer - Bürger,Schuhmacher und Witwer genannt - seine Schuhmachersgerechtigkeit an Benedikt Lanzinger um 30 Gulden.
Eine Tabelle der Naturalabgaben des Klosters Rott deckt den Zeitraum von 1727 bis 1736 ab und 
in solchen Listen wird gerne ein Nachfolger hineingeschrieben, so auch hier.
HStA München Landshuter Abgabe KL Rott B4 1727-1736
An der Überschrift auf der rechten Tabellenseite sieht man - in Blei- den Namen Andreas Zissler hinzugefügt.
Im Jahre 1731 ist dann, lt der Umschreibung in den Kirchenrechnungen der Besitzübergang erfolgt.
Der neue Besitzer ist ebenfalls ein Schuhmacher, eben der oben bereits mit Bleistift hinzugefügte Andreas Zissler und seine Frau Anna Eva.  Cramer Anton, der nunmehrige Vorbesitzer, verstirbt am 6.10.1742

Andreas Zissler und Anna Eva Seiderer


Schon am 29.10.1727 hatten die beiden geheiratet. Anna Eva war die Tochter des damaligen Kötztinger Kammerers Johann Georg Seiderer. 
StA Kötzting Marktrechnung von 1731
"Ungehorsambes ausbleiben"
Andreas Züstler der Jünger verbürgerter Schuechmacher alda, ist dauf 3 malliges citiren Ungehorsamb ausgeblieben, Wesswegen dan derselbe im burgerlichen arrest abgebisst worden 
1/2 Tag lang"
Im Jahre 1748 finden wir ihn als Angeklagten in einem etwas skurrileren Fall:
StA Landshut Rentkastenamt Straubing Pfleggerichtsrechnung von 1748
"Ainen in den Fünger zu beissen.
Nitminder ist Ander Zisstler Burger zu Közting nebst erhaltenen Verweis von darumben ad 2 Stunden punctirt worden, weillen er Hanns Georgen Alterman leedigen burgers Sohn in der rechten Handt in den Fünger gebüssen, war für dieser keine Genuegthuung begehrt, trüfft aso die Straff 15 xr 1 H."

Auch für ihn waren die wirtschaftlichen Verhältnisse schwierig, was sich auch darin zeigt, dass er eines seiner besonderen Grundstücke - eine Wiese innerhalb des Marktgedings, die sogar einen Eigennamen hatte, nämlich "die Hirnerin" - an das Handwerk der Zimmerleute gegen eine Kreditsumme von 75 Gulden vermachte.
Am 14.11.1741 verstarb die Schusterin Anna Eva Zissler und im Frühjahr drauf ehelichte der Witwer die Gadsdorfer Hirtentochter Elisabeth Peer.


Andreas Zissler und Elisabeth Peer


Im Jahre 1759 kommt es zu einem Streit zwischen den Nachbarsfamilien Silberbauer und Zissler:
StA Kötzting Marktrechnung von 1759
"In causa Injuriarum realium
Hans Georg Pachmayr burger und Schuechmacher derorthen ist im Namen seines Sohns Josef wider Andree Zistler auch burgerlichen Schuechmachern, dann dessen Eheweib und Anna Maria Leckher ein Burgerin alda clagbar einkhommen, das sich selbe unterwundten seinen Sohn und zwar Andree Zistler mit Stossen an Seithen, die ander 2 aber mit Harrrauffen zutractiren, worauf  der beclagte Zistler und dessen Eheweib soviel einbekennet, das sye deme iedoch ganz glimpflich mit flacher Handt geschlagen, die Leckherin aber dey dennen.....



Harren nur ein enig angetasstet heba. Solchemnach, und weillen clagenterseits für die Schläg aine Satisfaction nit anverlangt wordten, So thätte man ihnen solch den anmassen verweisen, und fridtfertigkeit hinfüro besser zuhalten, einbündten, zur Straf aber ieden in sonderheit allen 3 en also 12 Schilling (Pfennig) andictiren theun 1 fl 42 xr 6 H:"

Die Stimmung zwischen den beiden Schuhmacherfamilien Silberbauer und Zissler blieb wohl angespannt, denn schon im Jahre 1762 finden sich beide wieder in einer Verhandlung vor dem Kadi.
StA Kötzting Marktrechnung von 1762
"Und Ander Zissler burgerlicher Schuechmacher alhir hat Josephen Silberpaur auch burgerlichen Schuechmachren derohrten, wie clagbahr angebracht, und von ihme Zissler sich auch hierzue bekennet worden, mit ainem Stöckhen dermassen yber den Kopf und Armb geschlagen, daß er Silberpaur uf beeden offne Wunden yberkhommen, deswegen man Ihme Zistler solch gegen den Accusanten verbrachte tractament verwisen, und sich mit dem Cläger raoe der für die Schläg auspraetendierten 50 fl willen billichen dingen nach zuvergleichen auferladen, im übrigen aber gebiesst worden
3 Täg im burgerlichen Arrest."


Im selben Jahr übergibt der Bürger und Schuhmacher Andreas Zissler "das Marktlehen neben Georg Lorenz Burgers Haus" an seine Tochter Anna Maria um 500 Gulden.
Folgende Grundschulden sind im Vertrag erwähnt:
150 fl zur Kirche Kötzting 
75 fl dem Handwerk der Zimmerleute (denen wurde eine Wiese - die Hirnerin genannt - verschrieben.
59 fl Georg Löcker bürgerlicher Mauerer
20 fl Katharina Kellnerin verwitwete Bötin

Andreas Zissler behält sich die "lebenslange Herberge im vorhandenen Seithenstiebl" und im Protokoll gibt es Verweise auf eine Streitsache wegen "der Hirnerin Wasser Leithung". Dies ist ein seit vielen Jahrzehnten ausgetragener Streit zwischen Grundstückseigentümern auf dieser Seite Kötztings und kann >>>>> hier nachgelesen werden.  


Härtl Franz und Anna Maria Zissler


PfA Kötzting Matrikelband 14 Seite 179

"Am 7. September - 1762-  haben den Bund der Ehe geschlossen der ehrbare Jüngling Franz Hartl, Sohn des bereits verstorbenen Martin Hartl, eines Bürgers und Webers diesen Ortes und Katharina seiner noch lebenden Ehefrau und Anna Maria, eheliche Tochter des ehrenwerten Bürgers und Schusters Andreas Zissler und seiner Frau Elisabeth. Die Trauzeugen waren der Mesner Georg Arendt und dessen Helfer Wolfgang Silberbauer."
Am 9. September schließen die beiden einen Heiratsvertrag, mit dem sie das Marktlehen an ihren Mann übergibt, bzw. dieses für sein eingebrachtes Kapital widerlegt. Da beide bekräftigen, das sie "nit das mindeste an Heiratsgut" in die Ehe eingebracht hatten, können sie auch locker beschließen, dass im Falle des Todes einer der beiden, der Überlebende den jeweiligen Verwandten "nit das Mindeste hinaus zu zahlen" schuldig sei.
Mit den vorhandenen marktlehensgründen konnte der junge Webermeister wohl wenig anfangen, denn bereits im November 1762 verpachtete der die "Veld und Wiesengründe , die beim Haus sich befinden" für 3 Jahre um 40 Gulden an den Gastgeber Balthasar Kalb.
Schon vor seiner Verehelichung war Franz Härtl deftig mit seiner Obrigkeit zusammengestoßen.
Zusammen mit seinem Spezl, dem jungen Schuster Benedikt Lanzinger, findet sich in den Marktrechnungen  eine saftigeVerurteilung vor dem Kötztinger Magistrat, die ihn und seinem Kompagnon einen Tag Gefängnis und jeweils vor- und nachmittags eine Stunde - öffentlich-  im Stock einbrachte.  Es geht um die Beleidigung des damaligen Pflegskommissars und seiner Gemahlin während des Gottesdienstes oben auf dem Chor. Die Verhandlung führte der damalige Amtskammerer Wolfgang Samuel Luckner selber.

StA Kötzting Marktrechnung von 1761
"Zwey in der Kürchen ufm obern Chor..
Und /:Titl:/ Herr Pflegs-Commissarius Franz Xaverius von Franckhen alhir hat durch den"

"verpflichten Gerichts und Ambtspothen Judam Thadaeum Kellner zu dem ambtierenten Cammerer Samuel Luckner derohrten mit der mündlichen ausrichtung abgeschickhet, wasmassen Franz Hartl Leineweber und Benedikt Lamzinger Schuechmachers Sohn, beede von hier, sich jungsthin vermessentlich unterstanden, in der Kürchen ufm Obern Chor, wo sich obiger Herr Plegscommissarius und dessen Frau Gemahlin befunden, recht geflissentlicher weiß die Thür einzuschlagen, auch aine ganze ungestümung zuverüben und nochanzue Ihme Herrn Pflegs-commissario auszuspotten, welch ain: und anderes uf constituirn, sonderbahr das zuespörren Lanzinger nit widersprochen. Als hat man Ihnen solches nit allein geschärfftens unjd nachtrucksmmnist  verwisen, und darbey aufgetragen, daß sye sich fürohin in der Kürchen andächtiger, und auferbaulicher auffihren. sonderbahr gegen ainen churfürstlichen Beamten allen respect gebrauchen, und beybehalten, ausser dessen gegen selbe mit ande Empfindlichen Einsechen verfahren werden wurde. Dermahlen aber ist beeden zur Straff, und zwar ainem jeden 1 Tag der burgerliche Arrest und 1 Stund vor: und 1 Stund nachmittag die offentliche sizung in den Stockh angekündtet worden, id est

...pfindlichen Einsechen verfahren werden wurde. Dermahlen aber ist beeden zur Straff, und zwar ainem jeden 1 Tag der burgerliche Arrest und 1 Stund vor: und 1 Stund nachmittag die offentliche sizung in den Stockh angekündtet worden, id est

Ich denke mal, dass die öffentliche Zur-Schau-Stellung im Stock bei diesem Strafen-Mix die unangenehmere Strafe gewesen ist. Den Tag im Arrest haben die beiden wohl eher leichter verkraftet.
Auch später, 1763, als verheirateter Handwerksmeister leistete er sich einen verbalen Ausrutscher, der ihn für einen halben Tag in die Arrestzelle brachte. Er sagte zu einem Webergesellen, "dieser solle sich seinen ehrlichen Namen in München abholen". Eine Aussage, die Härtl zuerst abstritt, dann aber als der Beschimpfte, Josef Stöger, angab diese Aussage beweisen zu können, es dann schlussendlich doch zugab.
Und wieder einmal wurde von der ursprünglich großen und offensichtlich ertragreichen Wiese, innerhalb des Burggedings, die Hirnerin genannt, ein Stück abgetrennt und verkauft.





Der Gastgeber Josef Weiß - alte Hausnummer 48, später die Metzgerei Ritzenberger - erwarb den südlichen Teil der Wiese. Michael Rabenbauer - Hausnummer 27 - besaß nun das andere große Stück davon. Die übernommene Besitzregelung sah vor, dass sich die beiden Besitzer, nun Weiß und Rabenbauer, die Nutzung im jährlichen Wechsel überlassen.
Härtl erhielt von Weiß eine andere, kleinere Wiese zum Tausch und zusätzlich 200 Gulden Draufgeld.
Der junge Webermeister scheint sein hitziges Temperament auch in der Ehe nicht abgelegt zu haben, denn im Jahre 1764 steht er nach einem heftigen Streit mit seinem Schwiegervater erneut vor dem Kötztinger Magistrat.
Einen halben Tag steckt ihn der Magistrat in die Arrestzelle, weil er "den Schwiegervater Zissler Ander im Rausch Ritzer ins Gesicht" zugefügt hatte. Einen weiteren 1/2 Tag verdiente er sich mit folgenden Beleidigungen, ebenfalls gegenüber seinem Schwiegervater, und das auch noch "in offener Gerichtsstube". Er nannte ihn einen "Lügner und Schwenkhmacher"
Hier der Eintrag für die beiden Streithähne:

StA Kötzting Marktrechnung von 1764
"Weegen zwischen Andreen Zistler burgerlichen Schechmachern und seinen Tochtermann Franzen Härtl burgerlichen Leineweebern beeden derohrten vorgegangenes gerauff, in welchen der erstere dem lezteren ainen Zan eingeschlagen, der leztere dem ersteren aber ainige Rizer am Angesicht zuegefiegt, wurde solch ihnen ihr undereinander veruebtes Anmassen in geschärfften Ernst verwiesen und ain ieder 1/2 alle beide also 1 Tag in burgerlichen arrest geschafft id est 2 Persohnen 1 Tag im burgerlichen Arrest.

15 Kinder bekam übrigens Anna Maria Härtl von ihrem Mann zwischen 1763 und 1787 von denen 9 bereits im Säuglings und Kleinkindalter starben. 
Im Jahre 1768 findet sich eine weitere Grundschuldeintragung des Paares: für weitere 30 Gulden vermachen sie ihr Marktlehen diesmal der "Maria Sieben Schmerzen Bruderschaft" in Weißenregen.
1789 findet sich eine weitere Kreditaufnahme: Von der Kötztinger Pfarrkirche leiht sich das Paar 80 Gulden "hauptsächlich zu ihrer Unterhaltung des immer kränklichten Mitschuldners"
Die Schuldverschreibung lässt sehr schön erkennen, woher diese Kapitalien ursprünglich stammen und wie diese Summen dann immer wieder in den Kreditkreislauf gelangten.
StA Landshut Markt Kötzting Briefprotokoll von 1789

."... unterr heutigen jene Achtzig Gulden Jahrtags Capital, welche zur heutigen Zinszeit Michael Liebl burgerlicher Markhtlehner heimbezahlt hat, und wovon 50 fl zum Ander Schwarzischen Jahrtag und 30 fl zur Frau von Mayrischen Fundation gehörig, sind baar vorgeliehen worden" ......gegen 5 pro Cent Verzinsung.
Ursprünglich stammten diese Gelder also von einer Jahrtagsstiftung und einer Wohltätigkeitsstiftung. Die Regularien dieser beiden Vermächtnisse werden durch die jährliche Verzinsung von 5 Prozent durchgeführt, so dass der Kapitalstock nicht angerührt wurde. Und weil Michael Liebl - was selten genug vorkam - seine Schulden zurückbezahlt hatte, war die Summe zur Wiederverleihung frei geworden.

Nach den vielen hektischen Käufen und Verkäufen bis herauf zur Mitte des 18. Jahrhunderts ist es nun zum ersten Male endlich einer ganzen Generation vergönnt gewesen, auf diesem Anwesen zu leben und zu arbeiten. 
Anna Maria Härtl - geborene Zissler - erlebte ein hohes Alter, sie verstarb mit 82 Jahren am Weihnachtsabend 1810 an Schlagfluss.

Härtl Theresa




Am 20.5.1789 übergeben die Eheleute Härtl - auch das ist außergewöhnlich, dass beide zusammen alt geworden sind - das am 9.9.1762 erworbene Marktlehen, "zwischen Josef Viertl Lebzelter und Josef Denscherz bürgerlichen Schuhmachers Häusern entlegen" an die ledige Tochter Theresa Härtl um nominell 850 Gulden. Nominell deshalb, weil hier zunächst einmal kein Geld fließt; der Übergabevertrag schielt auf eine ausreichend hohe Mitgift eines zukünftigen Hochzeiters ab, der dann die Braut so flüssig stellt, um deren Verbindlichkeiten bezahlen zu können.
Die Belastungen auf dem Anwesen haben sich ebenfalls aufsummiert.
100 fl Kirche Kötzting
60 fl ausständige Zinsen
30 fl Bruderschaft Weißenregen
22 fl ausständige Zinsen
20 fl Joseph Kuchler  Ziegelacker versetzt
fast 18 Gulden Schulden bei Bernhard Auzinger
und 50 Gulden  sollen dem Sohn resp. Bruder Maximilian  noch als väterliches bzw. mütterliches Heiratsgut gutgeschrieben werden. 30 Gulden hatte er bereits erhalten.
Die damit resultierenden 80 Gulden gelten dann als Richtschnur für die übrigen Geschwister, die ebenfalls noch berücksichtigt werden mussten.
Wolfgang Härtl, 22Jahre alt, Franz, 10 Jahre alt, und die kleine Schwester Barbara mit 1 1/2 Jahren bekommen jeweils 80 Gulden gutgeschrieben.
Bei Verheiratung der Schwester solle der älteste Bruder - Wolfgang - seine 80 Gulden gleich ausbezahlt bekommen, den anderen würden ihre Kapitalien mit 3 % verzinst.
Bis zu einer möglichen Verheiratung der Tochter würden die Übergeber die Wirtschaft weiter führen; für die anschließende Zeit behielten sie für sich das Seitenstübel als Wohnung und die kleineren zwei Hausböden zu Unterbringung ihrer Gerätschaften vor.

HStA München Landshuter Abgabe KL Rott B5 Hier Franz  Wolfgang Härtl Leineweber
Wolfgang taucht mit seinen Zahlungen ab 1792 auf, vorher waren wohl die Feldgrundstücke immer verpachtet gewesen, so dass Franz keine Naturalabgaben zu leisten hatte.

Härtl Wolfgang und Katharina Fleischmann


Es hat den Anschein, als ob Theresa Härtl nicht sehr erfolgreich gewesen war bei der Suche nach einem finanziell potenten Ehemann, denn am, 31.8.1791 übergibt die ledige Marktlehnerin Theresia Härtl das Marktlehen, zwischen Viertl und Denscherz entlegen, an den ledigen Bruder Wolfgang Härtl.
Hiermit ist das Haus und die Webersgerechtigkeit wieder vereint, die offensichtlich bei dem Sohn Wolfgang geblieben war.
Am 12.11.1792 heiratete dann Wolfgang Härtl die Bauerstochter aus Lehen Katharina Fleischmann.


Es findet sich nicht viel über Wolfgang Härtl, 1807 steht er in den Marktrechnungen in der Liste der Schuldner.
StA Kötzting Marktrechnung 1807
Wolfgang Härtl Weeber
1805 2 fl 30 xr
1806 6 fl 00 xr

Im Jahre 1807 versucht er einen "Befreiungsschlag", er möchte seine "reale Marktlehensgerechtigkeit mit den Privilegien der unbeschränkten Bräuung und dessen Auszapfung" an den Riemer Karl Reinhold - später Metzgerei Schoierer - um 112 Gulden verkaufen. Ein für damalige Verhältnisse unerhörter Vorgang, dessen Wellen bis zur Höchstinstanz nach München spülten.
Am 15.12.1807 wurde der Verkauf protokolliert und bereits mit Datum des 26.12.1807 geht ein Schreiben nach München ab, in dem die "38 brauenden Bürger zu Kötzting" in den Verkauf hineingrätschen wollen, aber dem Verkäufer anbieten, dass sie zusammen ihm das Braurecht zum geforderten Preis ablösen würden.
HStA München GL Fasc. 1836-77
"Allerunterthänigst gehorsamste 38 brauende Burger zu Közting dortig königl. Markts und Landgerichts Közting: Hofgericht Straubing"
Auch Reinhold reicht seine Bittschrift ein an die "konigliche Landesdirection von Baiern"


" Allerunterthänigst gehorsamster Carl Reinhold Riemermeister von Közting"
Die Kötztinger geben nicht nach und reichen eine weitere Eingabe in München ein, diesmal nicht unterschrieben von pauschal 38 Bürgern, sondern mit einer genauen Auflistung der brauberechtigten Kötztinger Bürger mit der jeweiligen eigenhändigen Unterschrift.


Auch der Privatbrauer Schrank - heute Hotel zur Post - stellte sich hinter den Antrag der Kötztinger, das Braurecht dem Wolfgang Härtl zu gleichen Bedingungen abzukaufen und anschließend eingehen zu lassen, und beschwert sich darüber, dass das Landgericht offensichtlich den Verkauf an den Riemer 
bevorzuge. Leider endet der Akt ohne abschließendes Ergebnis. 
StA Landshut Rentamt Kötzting B27

"Markt Kötzting Hausnummer XXXIV (die frühere Nummerierung war gegenüber der später gültigen um 3 Nummern versetzt, weil 1810 die Veitskirche und das Amtshaus nicht mitgezählt wurden und das Hastreiterhaus noch nicht existierte).
Wolfgang Hartl
Kirschbauer
a: das halb gemauert halb gezimmerte Haus mit Stall
b: dann 2 kleine Gartln
301: das Ackerl bei der Ziegelhütte
302: das Ackerl bei dem Raittensteiner Weg
303: das Ackerl bei der Sagmühle
304: das zweimahdige Wiesel auf der Hütwöhr
305: Gemeindsantheil bei dem Dampfbach
306: Nutzantheil an den noch unvertheilten Gemeinde Gründen
307: Aus dem vertheilten Strohhof bei Grub
1 Ackerl
1 Wiesel"


Obwohl zu dieser Zeit die Katasterbände einsetzen, ist der Nachweis der Besitzübergaben gerade in 
dieser Zeit wieder einmal nur durch Rückwärtssuche eindeutig zu lösen.
Revidierter Grundsteuerkataster von 1840: Franz Kirschbauer erhielt das Anwesen vom Schwiegervater Josef Denscherz am 15.11.1822. In diesem Übergabevertrag vom November 1822 steht, dass Josef Denscherz selber erst das Wolfgang-Härtlsche Haus am 7.11.1822 erworben hatte. Dieser Vertrag verweist auf das Umschreibeheft mit dem Eintrag Nummer 197 und dort auf einen Umschreibehefteintrag unter der Nummer 191. Dort findet sich nun der Verkauf von Josef Härtl an Josef Denscherz. Nun aber der Reihe nach.

 

Härtl Josef

Am 20.2.1821 veräußerte der verbürgerte Leineweber aus Kötzting Wolfgang Härtl sein Anwesen nebst Webersgerechtigkeit an den Sohn Josef, der bereits aus "Militär- und Legionspflicht" entlassen ist, um 867 Gulden.
StA Landshut Rentamt B 28 Umschreibeheft. Eintrag der Übergabe Wolfgang an Josef Härtl

Am selben Tag findet sich eine Ehevertrag zwischen Josef Härtl und Katharina Drexler, einer Söldnerstochter aus Eschlkam, die ihm 400 Gulden in die Ehe mitbringt, für die er sein Anwesen ihr übereignet.
Trotzdem verkaufen die beiden das Anwesen bereits ein halbes Jahr nach ihrer eigenen Übernahme an den Nachbarn Josef Denscherz. Selber haben sie 867 Gulden bezahlt, nun erhalten sie nur mehr 700.  


Denscherz Josef und Anna



StA Landshut Rentamt B 28 Umschreibeheft. Eintrag der Übergabe Härtl an Denscherz

Den 25. September 1822 hat Joseph Härtl Bürger von Kötzting dessen Behausung, 2 kleine Gärtl, das Äckerl auf der Sagmühl, das Wiesl auf der Hütwöhr und das Ackerl in der Ziegelhütte an Josef Denscherz Bürger derorten um 700 fl verkauft, ohne Änderung.
Der einzige Unterschied - und das könnte den Wertverlust erklären - sind die nun nicht mehr aufgeführten Anteile an den unverteilten Gemeindegrundstücken und die Gruber Grundstücke.
450 Gulden legt Denscherz bereits bar auf den Tisch, die aber so lange "ad depositum" liegen, bis die "Hartlschen Eheleute  ein anderes Anwesen ankaufen werden."
250 Gulden an Schulden bleiben mit Genehmigung des Magistrats auch auf dem neuen Besitzer liegen.
Die übrigen Schulden und Rückstände werden aus der Kaufsumme abbezahlt. Der Verkäufer darf die Wohnungseinrichtung und den kleinen eisernen Ofen mitnehmen, während das vorhandene Heu, Stroh und Kartoffeln  in den Besitz des Käufers übergehen.
Wolfgang Härtl, dem Vater, bleibt das Seitenstüberl als lebenslange Herberge überlassen, welches zusätzlich vom Käufer "in wohnbaren Stande hergerichtet werden muss"
Unterschriften des Josef Härtl und seiner Frau Katharina, des Josef Denscherz und das Handzeichen des Wolfgang Härtl.

 


Franz Kirschbauer und Katharina Denscherz



Und weiter gehts mit dem Häuserkarussell. 

Am 15.11.1822 verkauften die Eheleute Josef und Anna Denscherz das am 7.11. erkaufte ludeigene Hartlsche- Anwesen zu Kötzting .... um 700 Gulden an die Tochter Katharina.
Schon eine Woche später heiratete die neue Hausbesitzerin - vom Marktlehen ist bereits seit dem Deal mit Reinhold  keine Rede mehr, also ist der Verkauf der Marktlehensgerechtigkeit in der einen oder anderen Weise wohl durchgegangen - den aus Böhmen stammenden Häusler und Mauerer Franz Kirschbauer.
Das junge Ehepaar Kirschbauer/Dengscherz hatte bereits seit mindestens 5 Jahre eine enge Beziehung, denn schon am 1.2.1817 wird ein uneheliches Kind der beiden in Kötzting getauft. Der Vater wird hier noch als "Knecht in Kötzting " bezeichnet.


Unterm Datum vom 23. Okt 1822 heißt es:  "Kirschbauer Franz Maurergeselle aus Böhmen hat sich mit Denscherz Katharina ledige Häuslerin von  Kötzting verehelicht und Bürgerrecht erhalten."

Im Umschreibeheft ist beim Verkauf bereits der spätere Ehemann Franz Kirschbauer erwähnt, im Verkaufsbrief selber aber nicht.

StA Landshut Grundsteuerkataster von 1840
"Hausnummer 37 in Kötzting beim Kirschenbauer   Franz Kirschbauer
Das Leerhaus  
Gebäude
Wohnhaus, Stall und Schupfen aneinander, dann Hofraum.
Garten Gras und Baumgarten, das Hausgärtl"

Zwei Mädchen und zwei Buben bekam das Paar zwischen 1823 und 1834. 

Zwei Jahre später, als sein Schwiegervater verstarb, steht er mit seinem Schwager im Streit wegen noch ausstehender Rückzahlungen.
"23. Juni 1842: Georg Denscherz Schuhmacher von Kötzting stellt Klage gegen Franz Kirschbauer wegen Bestreitung von Beerdigungskosten. Es ist nämlich vor einiger Zeit Josef Denscherz Austragsbürger von hier gestorben, und auf dessen Beerdigung sind 40 fl Kosten erlaufen. Der Verstorbene hatte bei dem Kläger noch ein Guthaben von 20 fl und bei dem Beklagten 50 fl Darlehen zu fordern und Kläger verlangt nun von dem Beklagten daß er zu den bestrittenen Leichenkosten von dem Guthaben des Verblichenen 20 fl bezahlt.  Auf Verwenden des Vermittlungsamtes wurde folgender Vergleich abgeschlossen. Kirschbauer verpflichtet sich zu Michaeli heurigen Jahres die eingeklagten 20 fl an Denscherz zu bezahlen wobei sich Letzterer zufrieden gibt." AA IV 31a

Im Jahre 1842 ließ der Markt ein Mieterregister erstellen, um den Überblick über seine Inwohner nicht zu verlieren. Keiner der Bewohner des Hauses war des Schreibens mächtig und setzen als ihr Handzeichen einfach ein Kreuzchen.
StA Landshut Grundsteuerkataster 5045 von 1842

Hauptgebäude

1.) Franz Kirschbauer Mauerer /:Hauseigenthümer:/ unter der Erde: 1 Keller
I: 1 Wohnzimmer, 1 Kammer und Boden unterm Dach, dann Backofen und Stallung

2. Wolfgang Hartl, Webermeister /:Miether:/ 
I: 1 Wohnzimmer

3: Franz Liebl Almosennüßer /:Miether:/
I: 1 Wohnzimmer


Im Jahre 1853 kam es dann zu einem wechselseitigen Kauf und Verkauf in der Metzstraße.
Franz Kirschbauer sen. übergab sein Haus dem Sohn, ebenfalls Franz, um 800 Gulden und kaufte für sich und seine Frau - und auch für die noch unverheiratete Tochter - das gegenüberliegende Denscherzhaus. 
Katharina Kirschbauer, seine Frau und im Sterbematrikel als "Mauerersweib bezeichnet, starb am 15.9.1863 im Alter von 69 Jahren an Lungenentzündung.
Eine weitere Nebenlinie ist aus den Akten bekannt. Eine ihrer Töchter, Anna Maria Kirschbauer, hatte im Jahre 1847 ein uneheliches Kind mit dem Kalkofener Geschäftsführer Georg Rottmüller.
Auf den Namen Georg wurde das Kind getauft und er wurde später ein Spängler, der bereits mit 34 3/4 Jahren im Jahre 1882 im Anstaltsspital in Rebdorf verstarb.
Sein Nachlassakt ist vorhanden und sein erbberechtigter Onkel und die Tante aus dem Nachbarhaus ließen ihre verwandtschaftlichen Bande protokollieren.

StA Landshut Rep 166N-12 Schachtel 25 Nummer 85

"Unsere Eltern heißen Franz u. Katharina Kirschbauer u. waren Mauererseheleute in Kötzting.
Dieselben hatten sechs Kinder nämlich Josef und Johann bereits gestorben, Johanna z.Zt Kloster"

"frau in Berg am Laim uns beide und die Mutter des Georg Kirschbauer nemblich Maria Kirschbauer. Wir beide sind also Onkel und Tante und mit der Klosterfrau Johanna zur Erbschaft berufen...."

Unterschriften:
Franz Kirschbauer  (Hausnummer 37)
Katharina Viertl (Hausnummer 31)


Franz Kirschbauer und Barbara Plötz


StA Landshut Grundsteuerkataster 5047 von 1860 

"Hausnummer 37 beim Kirschbauer, Franz Kirschbauer
Das Leerhaus
Wohnhaus, Stall, Gebäude und Schupfe aneinander, dann Hofraum.
Gras= und Baumgarten, das Hausgärtl
Nach Anwaltsprotokoll N. 161 und Brief vom 7. April 1853 mit dem Besitze Lit B. vom Vater Franz Kirschbauer um 800 fl übernommen."
StA Landshut Grundsteuerkataster 5041 Umschreibeheft ab 1841

Hier die Kurzform des Besitzübergangs mit dem Handzeichen des Vaters und der Unterschrift des Sohnes.
Am 5.3. 1853 stellt Franz Kirschbauer den entscheidenden Antrag beim Magistrat Kötzting und erhält von diesem sowohl die Erlaubnis zur Ansäßigmachung als auch zu seiner späteren Verehelichung.
StA Kötzting AA XVIII Beschlussbuch von 1853

"das Ansässigmachungs und Verehelichungsgesuch des Häuslersohnes Franz Kirschbauer zu Kötzting auf dem elterlichen Häusel Anwesen
Ist dem Franz Kirschbauer mit  dem Grund, das zu den Akten gebrachte Erklärungen gemeindlicher Coorporationen die erbetene Ansässigmachung- und Verehelichungsbewilligung zu erteilen."


Unterm Datum des 11. Aprils 1853 findet sich die Eheschließung des Häuslers Franz Kirschbauer mit Barbara Plötz aus Zeltendorf.
15 Gulden bezahlt Franz Kirschbauer für sein Kötztinger Bürgerrecht im Jahre 1853. 
Auch hier, wie bei den Eltern zuvor, kommen zuerst zwei Buben und dann noch zwei Mädchen an. Franz, der älteste Sohn, wird später ein ganz bekannter Pfingstreiter werden.
In all den Akten, die wir im Stadtarchiv besitzen, lassen sich von Franz Kirschbauer nur ein paar unscheinbare Einträge in diversen Sammlungslisten finden, wie z.B. die Floriani Wallfahrt nach Furth im Wald, Sammlung für Wallfahrt mit Bitte um eine gedeihliche Erntezeit nach Schönbuchen und eine Sammlung für eine Sedansfeier.
Als sein Vater Franz Kirschbauer am 22.5.1872 im gegenüber liegenden Haus verstirbt, ist er, zusammen mit seinen Geschwistern, als Erbe angegeben.
StA Landshut Rep166N-12 Schachtel 37 Nr. 38 Kirschbauer Franz 

Erben des verwitweten Franz Kirschbauer aus Hausnummer 34:
Franz Kirschbauer Hausbesitzer hier
Josef Kirschbauer Bäcker in Teising bei Mühldorf
Maria Kandler Postbotensehefrau in München Sonnenstraße 50

Franz Kirschbauer und Barbara Kasparovsky


Am 8.2. 1882 heiratete Franz Xaver Kirschbauer seine Verlobte Barbara Kasparowsky, mit der zusammen er bereits zwei Kinder hatte. Maria war bereits im Jahre 1880 auf die Welt gekommen; zwischen der Geburt von  Franz Xaver Kirschbauer und der nachfolgenden Heirat lagen gerade mal 2 Wochen. Sechs weitere Geburten sind in den Matrikeln vermerkt, wobei bei zweien der Vermerk: "Notgetauft" hinzugefügt ist.
Zwei große Kötztinger Brandkatastrophen musste Franz Kirschbauer miterleben. Wie Jahrzehnte später bei seiner Ehrung als langjährigen Pfingstreiters erwähnt wird, war es genau seine erste Rittteilnahme, die ihn im Jahre 1869 durch die schwarzen Brandruinen Kötztings reiten ließ und im Jahre 1891, beim vorletzten großen Marktbrand, erwischte es sogar sein eigenes Elternhaus in der Schirnstraße, als, ausgehend vom "Fischer Peter" - damals noch Silberbauer - in der Marktstraße, ein ganzes Marktviertel in Schutt und Asche gelegt worden war.

Hier der Bericht aus der Further Tageszeitung "Der Bayerische Wald" der Firma Perlinger

Am nächsten Tag waren die Nachrichten dann etwas konkreter.

Der Brand und dessen Bekämpfungsmaßnahmen waren offensichtlich so außergewöhnlich, dass diese sogar ihren Niederschlag in der Fachpresse fanden.
Von Herrn Vogl aus Miltach habe ich folgenden Beitrag aus der "Zeitschrift für Feuerlöschwesen" Nr 15 vom 1.8.1891 erhalten.  




Ein wirklich ausführlicher Bericht über eine gerade noch abgewendete Katastrophe für den Markt Kötzting.
Im Stadtarchiv finden sich noch folgende Details:
 
"Die Anwesen Kirschbauer, Liebl Lebzelter, Pfeffer, Mühlbauer, Fischer, vollkommen eingeäschert. 6. Juli 1891 nachmittags 1/2 3 in den Stadeln des Peter Fischer und Franz Liebl ausgebrochen. Sämtliche Feuerwehren der Umgebung sind ausgerückt. Danksagung im Straubinger Tagblatt. 23 Spritzen, die von 635 freiwilligen Feuerwehrmännern bedient wurden.
431 Liter Bier wurden an die Helfer ausgegeben was nachfolgend einen großen Streit um die Bezahlung des Bieres auslöste. Der Magistrat hatte dazu keinen Auftrag gegeben, worauf die Wirte Kollmaier und Wieser klagten. Es entstanden hohe Kosten für Kollmaier, die Klage wurde aber abgewiesen."  
Bereits am 30. Juli 1891 findet sich ein Schreiben des Franz Kirschbauer mit einem Baugesuch in den allgemeinen Bauakten.

DIA Repro 1943: 
Franz Xaver Kirschbauer geb.11.4.1854 gest.8.8.1917
Barbara Kirschbauer geb. Kasparofski geb. 18.11.1855 gest.27.3.1917


In den 90er Jahren durfte der Chronist im Staatsarchiv Landshut schon einmal Baupläne abfotografieren.... meine Ausrüstung war "überschaubar" und die Belichtungsverhältnisse in der Burg Trausnitz eher grenzwertig. Darüber hinaus hatte "man" früher auch eine Schere im Kopf, um unnötige Bilder zu vermeiden. Ich war also mit 5-6 Filmrollen unterwegs und habe damals einen Bestand an Bauplänen abbilden können, teilweise unscharf, aber trotzdem sind die Details erkennbar.

Hier Bilder aus dem Bauakt für den Neubau des Franz Kirschbauer:

StA Landshut Baupläne 164-8 

Ansicht von der Wurmhöhe aus

Die Straßenfront

Die Draufsicht im Erdgeschoss

Erstes Stockwerk und Schnitt  und Hofansicht

Ein weiterer Schnitt und eine Hofansicht des Nebengebäudes


Aus dem Jahre 1900 kennen wir eine Beschwerdeschrift der Anwohner an der Wurmhöhe, deren Sprecher offensichtlich Franz Kirschbauer gewesen ist:

StA Kötzting AA VI 123 vom August 1900

"Der öffentliche planierte Fußweg über die sogenannte Wurmhöhe befindet sich in einem derartig schlechten Zustande, daß es, - ohne Gefahr sich Hals und Beine zu brechen - kaum mehr möglich ist denselben paßieren zu können; zumal bei schlechter Witterung und im Winter bei Glatteis.
Auch wird von einem Besitzer eins angrenzenden Grundstückes dieser Weg schon einige Jahre dammförmig aufgefüllt.
Abgesehen von Ablagern allen erdenklichen Unrathes auf diesen Gemeindegrundstücken, welches von Fremden - nicht ganz ohne Unrecht mit einem sehr zutreffenden, hier nicht wiederzugebenden Namen bezeichnet wird - 
Es stellen hiermit die gehorsamst Unterzeichneten den Antrag, es möge dieser Weg entsprechend passierbar hergestellt werden, ewntl: Beschwerde zum kögl: Bezirksamt geführt werden müßte. Es dürfte dieser Antrag im eigenen Interesse der Gemeinde gerechtfertigt erscheinen, weil nach den bestehenden Reichsgesetzen die Gemeinde für Unfälle, welche durch schlechten Weg oder Beleichtung ec. herbeigeführt werden, haftbar sind.
Gehorsam
Fz. Heigl
Franz Kirschbauer
Georg Mühlbauer"



Der Pfingstreiter Franz Kirschbauer sen.



Vom Vater - Franz Kirschbauer sen. - wissen wir, dass er ein begeisterter Pfingstreiter gewesen war, siehe oben, der zum Expositus Späth in Warzenried ein freundschaftliches und lebenslanges Verhältnis aufgebaut hatte.
Auch sein Sohn Josef war Teil des Kötztinger Pfingstgeschehens.
Im Jahre 1916 war er der Pfingstbräutigam, in den beiden Folgejahren dann einer der beiden Brautführer.
Da wegen des Ersten Weltkrieges seit Sommer 1914 auch die Kötztinger jungen Männer in der Heimat fehlten, machte der Kötztinger Magistrat seine Bräutigamsvorschläge an das Pfarramt davon abhängig, ob zufällig ein Aktiver Soldat oder ein Verwundeter in Kötzting an Pfingsten anwesend wäre.
Der Wunschkandidat des Magistrats für 1915, Franz Kirschbauer, äußerte aber im Nachgang, dass er diese Wahl nicht angenommen hätte. Drei andere Soldaten auf Heimaturlaub (Sperl-Wieser und Mühlbauer) bildeten dann die erste Kriegsgruppe in Uniform.
Josef Kirschbauer wurde dann im Folgejahr der Pfingstbräutigam:

DIA-Repro 728 Josef Kirschbauer, der Pfingstbräutigam, mit seinen beiden Begleitern:
Franz Heigl und Josef Miethaner.


DIA Repro 2515 Pfingstkranzl von 1916


Im drauffolgenden Jahr konnte der erwünschte Pfingstbräutigam August Leßzkeur erst in letzter Minute kommen, ein Telegramm erreichte den Markt am 17. Mai - 10 Tage vor Pfingsten - mit dem Wortlaut: "Leßzkier kommt". 

DIA Repro 729 von 1917 
Josef Kirschbauer - August Leßzkier und Franz Heigl.


Franz Kirschbauer, sein Vater, bekam in diesem Jahr die Auszeichnung für die 50jährige Rittteilnahme.
DIA Repro 799 Franz Kirschbauer sen. - der Reiter mit der Fahne - erhält seine Auszeichnung für 50 Pfingstritte. 

DIA Repro 954  Zentral in der Mitte Franz Kirschbauer sen. Der Priester auf der rechten Seite - unscharf - sollte der Pfarrer Späth aus Warzenried sein.


Nun der Bericht des Kötztinger Anzeigers vom Pfingstritt 1917, der sich von den sonst üblichen- immer gleichen – Floskelformulierungen der Vorjahre  wohltuend abhebt.

Kötzting 1.Juni (Pfingstritt 1971) Der Pfingstmontag ist der „schönste Tag des Lebens“ das ist Kötztinger Denken und Fühlen. Begünstigt von herrlichsten Maienlüften ritt die stattliche Zahl von 149 Pfingstreitern mit festlich geschmückten Pferden aus zum altehrwürdigen, frommsinnig gehaltenen Ritt durchs friedliche Zellertal. In der verstärkten Zahl von 160 Mann zu Pferd zogen sie in Steinbühl ein zur Feldmesse und kurzen Mittagsruhe. Nach der Feldmesse fand die erste Ehrung des heurigen  Pfingstjubilars Franz Kirschbauer  statt durch den Ortsgeistlichen, der in ehrenden Worten und durch Überreichung eines von der Expositurgemeinde Steinbühl gewidmeten Fahnenbandes der Treue und Anhänglichkeit des Jubilars an Kötztings Pfingstritt hohes Lob spendete. Um 2 Uhr nachmittags kamen die Reiter zurück und zogen unter Begleitung der Vereine und der Musik, des Magistrates und er hohen Behörden zur Festwiese am Bleichanger. Eine Unmenge von Pfingstgästen aus nah und fern umkreiste den Festring, wo die Festredner hoch zu Ross standhielten. Der Offiziator zu Pferd und in priesterlicher Kleidung bot Reitern und Gästen herzlichen Willkommensgruß, würdigte die große Liebe und Begeisterung von Kötzting Jung und Alt zum Pfingstritt deren lebendiger Ausdruck der Rittjubilar Frz. Kirschbauer war, der heuer als 63jähriger so frisch und begeistert zum 50. Male mitreitet wie als 13jähriger zum ersten Male; er erinnerte an das dritte Pfingsten im Kriege, wo Wasser, Blut und Geist, d.h. ganze Tränenbäche, Ströme von Menschenblut, Herrengeist und daneben Lastergeist Zeugnisse ablegen vom Geiste Gottes und der Welt; er erinnerte an den großen Gegensatz der Pfingstpracht in der Natur und der Kriegsqual im Menschenherzen. Zuletzt feierte er den Pfingstbräutigem, den Feldzugssoldaten, Jüngling und Bürgerssohn August Leßzkeur, Goldschmiedesohn von hier, und überreichte demselben das zierlich gearbeitete Pfingstkränzchen als Ehrenkranz für dreijährigen Kampf um deutsche Farbe und Sitte und deutschen Glauben. – Eine Ehrenfahne für 40jähriges Mitreiten erhielt der Großgrundbesitzer Wolfgang Mühlbauer von Bonried.

Einen einzigartig schönen Abschluss fand die ganze Festfeier durch die anschließende Ehrung des Pfingstjubilars Frz. Kirschbauer durch die Pfingstreiter und die Rittkooperatoren: es waren Worte warmer begeisterter Heimatliebe zur Vätersitte des Pfingstrittes, herzlicher, aufrichtiger Mitfreude mit dem Jubilar, dem das seltene Glück bei den Wechselfällen seines Lebens und Berufes zuteil ward, zum 50. Male an seinem heimatlichen Pfingstritt teilnehmen zu können, welche Herr Hauptlehrer Drunkenpolz, ein geborener Kötztinger, dem Jubilar widmete. Tränen in den Augen und einfache Worte schlichten Dankes waren die Antwort, als der 2. Festredner, Herr Hauptlehrer Drunkenpolz ein kunstvoll gesticktes und von den Pfingstreitern gespendetes Band an die Ehrenfahne des Jubilars heftete. Völlig überraschend kam demselben die Schlusswidmung des 3. Redners, des früheren langjährigen Kooperators von Kötzting und nunmehriger Expositus H.H. Franz Späth  von Warzenried. Im Namen der Rittkooperatoren zollte der Redner dem Rittjubilar seinen freundschaftlichen Dank für all die vielen Verdienste, die sich der Jubilar um die Einzelnen erwarb. Er führte die noch unkundigen Kooperatoren in die Anfangsgründe der Reitkunst ein, besorgte gewöhnlich Roß und Reitzeug und ward so zum „Rittmeister“ der geistlichen Reiter. Wie verblüfft saß da der in alter Bürgertracht erschienene Rittjubilar auf dem Pferde, als der Redner ihm eine goldene Taschenuhr mit den eingeprägten Namen sämtlicher Rittkooperatoren als bleibendes Andenken übergab. Reichbeschenkt kehrte er in sein festlich geschmücktes Heim zurück.

Photo Rabl-Dachs: Ehrenband und Uhr des Franz Kirschbauer als Teil einer Pfingstausstellung






Bild Carola Neubauer 
"Gewidmet Ihrem lb Franz Kirschbauer
zum goldenen Rittjubiläum
1867-1917
von ehemaligen Rittcooperatoren
"


Bild Carola Neubauer:
Hier die Namen der Kötztinger Kooperatoren, die zum Kauf dieser Uhr beigetragen hatten, darunter auch Franz Späth und Peter Riederer

Photo Kretschmer: hier das Schmuckstück mit den Details

Photo Kretschmer


Kurz ein Sprung ins Jahr 1921:

Auch nach dem Kriege - Franz Kirschbauer war 1917 verstorben - kam es noch einmal zu einer Ehrung des Jubelreiters.  
Hier der Bericht über die Kranzlübergabe von 1921 und die nachfolgende Ehrung am Grabe des Franz Kirschbauer.
"Das damalige Kooperator und fungierende Offiziator überreichte dem Gastwirtssohn Franz Mühlbauer sein Tugendkränzchen  
Es gab in diesem Jahre ein Reihe von Auszeichnungen. In den Wochen zuvor hatte das Pfingstkomitee bereits auf die Regeln der Auszeichnung verwiesen. Damals, wie heute, wohl ein größeres Problem:

Die beiden Männer aus dem Zellertal, Hofmann Johann von Kaitersbach und Graßl aus Thalersdorf bekamen das Band für die 40 jährige Teilnahme. Auch die Liste der mit der Fahne ausgezeichneten, zeigt wie groß die Teilnahme auch aus dem Umland war. Es waren dies Holzfurtner aus Lamerbach, Schierlitz Johann aus Thenried, Freimuth Xaver aus Höfing, Wensauer Xaver aus Sperlhammer und Köppl Bartholomäus uns Gutendorf. Aus Kötzting wurden ausgezeichnet die Herren Karl Obermeier, Mühlbauer Franz, Fischer Peter und Irlbeck Michael. 
Nach den Ehrungen ergriff nun HH Pfarrer Späth aus Neukirchen beim hl Blut das Wort und erinnerte an die beiden in den letzten Jahren verstorbenen Förderer des Pfingsrittes. Gerade mit dem Mauerermeister Franz Kirschbauer war Pfarrer Späth eng verbunden, immer wieder erhielt er kurz vor Pfingsten einen Brief vom Kötztinger Jubelreiter:



Nach diesen Ansprachen und den Ehrungen (auf dem Bleichanger) kehrte der Ritt zurück in die Herrenstraße, um sich aufzulösen. Die Spitze jedoch - im Stadtarchiv liegt noch eine Liste der Reiter, die den Abstecher zum Friedhof unternommen haben - ritt zum Friedhof, "wo Herr Brauereibesitzer Karl Lindner, im Namen der Pfingstreiter in bewegten Worten der beiden heimgegangenen, als eifrige Förderer und allerliebst lieben Freunde gedachte. Es erfolgte hierauf die Kranzniederlegung auf die beiden Gräber, unter Widmung eines zu Herzen gehenden Nachrufes. Ein ernster Akt, die Musikkapelle des kath. Gesellenvereins intonierte einen Trauermarsch, die Pfingstreiter zu Pferd im Friedhofe gedenken der beiden treuen Dahingegangenen. Mit diesem Teil schloß in echt religiöser Weise der Pfingstritt 1921 als denkwürdiger Tag für die Kötztinger Pfingstreiter."

Im Jahre 1918 - immer noch tobte der Weltkrieg - hatte Josef Kirschbauer erneut das Glück, an Pfingsten in der Heimat gewesen zu sein, und so war er erneut Teil der Pfingstfeierlichkeiten.

DIA Repro 730 v.l. Josef Kirschbauer - Elisabeth Krämer - Franz Röhrl und Hans Sperl.


Doch zurück ins Jahr 1917.
Am 27.März 1917 verstarb die Mauerersehefrau Barbara Kirschbauer im Alter von gut 61 Jahren.
Als ihre Erben werden erwähnt der Ehemann Franz und die beiden Söhne Franz und Josef - beide mit dem Zusatz versehen: "einberufen".
Im Nachlassakt ist auch der Heiratsvertrag der Beiden beigefügt, in dem auch die beiden vorehelichen Kinder des Ehepaares, Maria und Franz, aufgeführt sind.
StA Landshut Rep 166N-12 Schachtel 60 Nr. 28 von 1917
Kopf des Ehe- und Erbvertrages von 1882


Zu Pfingsten 1917 war er noch ein gefeierter Jubilar, am 8.8.1917 war dann seine Lebenskraft zu Ende. Franz Kirschbauer starb im Alter von 64 Jahren. Seine beiden Söhne, Franz und Josef, beide als Mauerer bezeichnet, waren zuerst unabkömmlich beim Militär und konnten erst am 18. August vor dem Kötztinger Amtsgericht erscheinen, wo ihnen das Testament des Vaters eröffnet wurde,  welches dieser erst 3 Tage vor seinem Tode verfasst hatte.

StA Landshut Rep 166N-12 Schachtel 60 Nr. 76 von 1917


StA Landshut Rep 166N-12 Schachtel 60 Nr. 76 von 1917


 " Testament
Ich Franz Kirschbauer verwitweter Maurermeister in Kötzting, ernenne zu meinem Erben meinen Sohn Josef Kirschbauer in Kötzting. Diesen meinen Erben lege ich die Verpflichtung auf, an meinen weiteren Sohn Franz Kirschbauer in Kötzting als Vermächtnis den Barbetrag von 7500 M siebentausend Fünfhundert Mark hinaus zu bezahlen, und die Hälfte der Hauseinrichtung und Maurerwerkzeuge hinaus zu geben, was er sich aber auf den Pflichtteil anrechnen und zur Ausgleichung bringen muß. Sonst will ich nichts bestimmen
Kötzting den 5. August 1917
Franz Kirschbauer Maurermeister"




Beide Söhne - und Brüder - unterschrieben die Nachlassverfügung eigenhändig .... und gingen wohl wieder zurück an die Front.

 

Franz und Josef Kirschbauer, die beiden Brüder beim Militär


Josef Kirschbauer

Bayr. Militärarchiv in Ingolstadt Stammrollenauszug für Josef Kirschbauer
Hier die Details:

Lazarettaufenthalte:
5.2.15-2.3.15 im Kriegslazarett Chambley wegen Lungenentzündung
18.11.15-20.12.15 im Kriegslazarett Weißkirchen (Verletzung am linken Auge durch Hufschlag)
21.12.15-28.2.16 Reservelazarett in Frankfurth
1.3.16-14.3.16 Vereinslazarett in Kötzting
15.3.16-28.3.16 im Reservelazarett in Regensburg


Seine Dienstverhältnisse:
11.10.1913 bei der 1. Esk 2 Chw Regts eingerückt, Dienstzeit bis 1.8.14 9 Mt 21 Tg
7.8.1914 mit der 1. Esk 2. Chw. Regts. ins Feld
[Er war wohl bei der Reiterei]
Am 28.3.1916 vom Res Lazarett Regensburg zum Ersatz deget.(?)
Am 31.5.1616 gemäß ,,,,,, wegen Dienstunbrauchbarkeit mit einer monatlichen Rente von 20.25 Mk zuzügl. 15 Mk Kriegszulage zusammen 35.25 Mk nach Kötzting Bez. A. Kötzting Bez. Kdo Straubing 


Seine mitgemachten Schlachten und Gefechte:

Feldzug gegen Frankreich:
20. u. 21.8.14 Schlacht in Lothringen
22.8. bis 14.9. Schlacht bei Luneville
19.9.14 Kämpfe auf den Maashöhen
22.-25.9.14 ? dw domaine(?)

Feldzug gegen Rußland:
1.2. und 3.5.15 Schlacht bei Gorlice Tarnow
4/5 und folgende Tage Verfolgungskämpfe der Schlacht bei Gorlice-Tarnow
16/5. u. folgende Tage Übergang über den San
25.5.-7.6.1915 Kämpfe um Przemysel

Auch wenn Josef im Jahre 1916 als dienstunfähig in die Heimat abkommandiert worden war, galt er doch beim Tode seiner Eltern im Frühjahr und Sommer 1917 als nichtanwesender Militärangehöriger.

 Franz Kirschbauer
Bayr. Militärarchiv in Ingolstadt Stammrollenauszug für Franz Kirschbauer

Er war nur ein einziges Mal im Lazarett: 10.11.1917-3.12.1917 lag er im Vereinslazarett in Pfaffenhofen. Der Grund: Rheumatismus.
Von Oktober 1916 in Grafenwöhr bis zum Jahresanfang 1918 war er im Militär, danach wurde er 
als Fahrer auf dem Kutschbock ausgebildet.


 
Josef Kirschbauer. Bild Sammlung Kirschbauer-Steger




Am 15.2.1918 zum Ersatz Train abtl: Fürth kommandiert zur Ausbildung als Pferdewärter bis 9.3.1918; als Fahrer am Bock geeignet.

Bemerkungen: Rheumatische Beschwerden, Gelenke und Herz frei.
Hier trennte sich nun die Kirschbauer-Mauerer-Linie auf.
Josef Kirschbauer blieb auf dem Haus in der Schirnstraße und Franz, der jüngere Bruder, begründete eine neue Linie in der Gehringstraße. Zuerst aber Josef Kirschbauer:

Josef Kirschbauer und Anna Sauerer

Der Krieg war vorbei, der Vater war gestorben und das zivile Leben in Kötzting kam langsam wieder ins Laufen. Entsprechend des väterlichen Testaments übernahm Josef Kirschbauer, der älteste Sohn, das Haus in der Schirnstraße und zahlte offensichtlich seinen Bruder aus, denn dieser heiratete fast zur gleichen Zeit wie sein Bruder und kaufte/baute ziemlich zur selben Zeit sein Haus in der Gehringstraße.


Aus Mitte der dreißiger Jahre gibt es ein Bild in der Sammlung unseres Arbeitskreises, das die Nachbarshäuser im Hintergrund zeigt.

DIA Repro 425 mit den Häusern Kirschbauer - Liebl - Pfeffer

KA von 1921

Josef Kirschbauer. Bild Sammlung Kirschbauer-Steger

Josef Kirschbauer. Bild Sammlung Kirschbauer-Steger



Photo Pongratz: Das ist vermutlich auch die Grablege des Franz Kirschbauer sen., zu welcher im Jahre 1921 die Spitze der Pfingstreiter geritten war, um einen Kranz zu seinen Ehren nieder zu legen.



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Anna Kirschbauer, geborene Sauerer . Bild Sammlung Kirschbauer-Steger

Anna Kirschbauer, geborene Sauerer . Bild Sammlung Kirschbauer-Steger


In der Bildersammlung der Familie Kirschbauer gibt es ein tolles Bild von den - vermutlich -  Kirschbauer- und Nachbarskindern auf einer Mistradltragen.

 Bild Sammlung Kirschbauer-Steger
Liks im HIntergrund der Wieser Girgl, dann der Denkscherz mit der abfallenden Wurmhöhe.
Rechts ist dann das Kirschbauerhaus.





Franz Kirschbauer und Maria

Wir nähern uns der Gegenwart: bereits Wechsel der 50er zu den 60er Jahren wurde der junge Mauerermeister Franz Kirschbauer der nächste Besitzer; er heiratete seine Frau Maria und die nächsten Kindergeneration wuchs heran.
Aus der Kinder- und Jugendzeit von Franz Kirschbauer haben sich auch noch einige Bilder erhalten.

Im Garten bei der Wurmhöhe. Bild Sammlung Kirschbauer-Steger


Bild Sammlung Kirschbauer-Steger. der junge Franz



Bild Sammlung Kirschbauer-Steger. Wenn ich es richtig sehen, ist Franz der große Bub in der Mitte; links neben ihm Schorsch Pongratz - später Konsum am Marktplatz, nun die Raiffeisenbank und ganz rechts außen Franz Wagerer von der Brandstraße.

Bild Sammlung Kirschbauer-Steger Rechts Franz Kirschbauer, im Hintergund die Hauser Straße und hinter ihren Köpfen der Riegel, in den hinein Jahre später der Zaglmann Bungalow gebaut wurde.
Die beiden stehen ungefähr dort, wo heute die Parkplatzzufahrt zum BRK Altenheim sich befindet.










Sammlung Kirschbauer: Frau Maria Kirschbauer mit der Schwiegermutter Ann und Kinderwagen vor dem Haus.

 

Sammlung Kirschbauer: Nachbarskinder mit Frau Kirschbauer vor dem Haus

Alte Hausnummer 37 - nun Schirnstraße 12 Beim Kirschbauer Photo Pongratz 2021


Franz Kirschbauer, ebenso der Reiterei verfallen wie mein Vater, plante und erbaute als Mauerermeister unseren Pferdestall, wo er mit seinen eigenen Pferden ebenfalls einzog, bis er Anfang der 80er Jahre dann viel zu früh verstarb.
Hier noch ein paar Bilder aus dieser "pferdenarrischen Zeit", bei uns im Stall.

Bild Pongratz Stallfest in den 70er Jahren vl. Maria und Franz Kirschbauer, Clemens Pongratz. Mit dem Rücken: Josef Schödlbauer

Bild Pongratz: traditionelle Aufnahme NACH dem Pfingstritt: 
vl. Clemens Pongratz jun. und sen., Franz Kirschbauer und Willi Pagany ca. 1978

Vom Pfingstmontag 1973 stammt folgendes Bild. Hans Wolfgang Dittrich war der Pfingstbräutigam und das Bayerische fernsehen war vor Ort, auch beim Gottesdienst in Steinbühl und, dank der guten Ausleuchtung des Kirchenschiffes für die Fernsehaufnahmen, wurden auch die Kamerabilder ausgezeichnet.
In das folgende Bild kann man wie bei einer Zeitreise in die Tiefe eintauchen und wird immer wieder ein neuen, bekanntes Gesicht entdecken. Franz Kirschbauer steht im Hintergrund an der Kirchenwand unter der Heiligenfigur.
Serwuschok Umschlag 1 Serie 13 . Links OL Ramsauer, der den Chor dirigiert.


Auch hier viele bekannte Kötztinger, an der Zither - hier verdeckt - Michl Traurig senior.



Hier Franz Kirschbauer mit seiner "Cora", Anita Eckert und Carolin Eckert


Der Rocko


Von Franz Kirschbauer und seiner "Cora" gibt es noch eine ganz besondere Erfolgsstory:

Cora ihres Zeichens eine temperamentvolle und revierische Stute aus Holland - weshalb sie in guten Tagen von ihrem Besitzer auch "Tulpe aus Amsterdam" genannt wurde - bekam trotz ihrer "Abstammungspapiere" einen  ebenso temperamentvollen Springer als Deckhengst: RASSO.
Bei uns im Stall gabs einen ganz große Box zum Abfohlen und eines schönen Tages war er da, und erhielt, der Regel der Namensgebung entsprechend, den Namen Rocko.
Es wurde Frühjahr und Mutter und Fohlen durften auf die Weide, wo das Fohlen dann herumtollen konnte und sich dabei - vermutlich an einer Koppelstange, die damals mit Bandeisen und langen Schrauben an den Pfosten befestigt waren - quer über die Brust eine 40-50 cm lange und sehr tiefe Fleischschwunde zufügte, wo ihn Franz bluttriefend vorfand.
Der schnell herbeigerufene Tierarzt klammerte und nähte diese große Verletzung im Brustmuskel und verpasste dem kleinen Kerl einen Lederschurz, um zu verhindert, dass er sich die Wunde immer wieder aufscheuern konnte. Nun konnte man nur noch hoffen, dass er den Blutverlust überleben würde und, dass die auseinander klaffenden Muskeln wieder einigermaßen ihre Funktion übernehmen würden.
Viele Monate dauerte der für alle Beteiligten anstrengende Prozess mit immer wiederkehrenden Wundreinigungen und Desinfektionen.
Rocko genaß, wuchs, wurde angeritten und entwickelte sich prächtig bei uns im Stall, bis Franz Kirschbauer viel zu früh verstarb und die Hinterbliebenen  nun mit zwei Pferden dastanden, weshalb Sepp Mühlbauer - Wirts Sepp - den Youngster von der Familie Kirschbauer kaufen konnte.
Der Rest ist Geschichte.

Im Nachgang meiner "Historischen Einkehr in Liebenstein" lud mich "Wirts Sepp" zu sich in sein persönliches Wohnhaus ein - inmitten der weiträumigen Hotelanlage gelegen -, wo wir uns lange über alte Zeiten unterhielten und er mir einen Zeitungsbericht aus der BILD-Zeitung vorlegte, die genau den obigen Pferdehandel zum Thema hatte.




Serwuschok900 März 1971 Sitzung der Kötztinger Kreishandwerkermeister.
Stehend Jakob Hauser, mit Bierglas Franz Kirschbauer, gegenüber Josef Kerscher. 

Photo Sammlung Traurig: Franz Kirschbauer, Mitte mit Bierflasche, neben ihm Theo Heigl



Nun der Sprung zu Franz Kirschbauer, dem Onkel des oben beschriebenen Franz Kirschbauer, der ja 1919 in die Gehringstraße gewechselt war.

Franz Kirschbauer und Anna Hosbach

Noch vor seinem älteren Bruder Josef hatte Franz gleich zu Jahresanfang 1919 geheiratet und sich dann noch im selben Jahr mit dem Kapitalstock, der ihm aus dem Testament seines 1917 verstorbenen Vaters zustand, das Haus in der Gehringstraße gekauft, rechtzeitig vor dem Beginn der Hyperinflation, in der sein Geld nicht mehr das Papier wert gewesen wäre, auf dem es gedruckt worden war.
Dort  etablierte sich dann das Malergeschäft Kirschbauer/Sonnleitner.
KA vom Januar 1919 

Btw: der Schuhmachermeister Ludwig Karl hatte einige Häuser in der oberen Gehringstraße erbauen lassen, die er dann nach der Fertigstellung wieder verkaufte.



DIA Repro 1347 Gehringstraße 26 Farbengeschäft Kirschbauer-Sonnleitner






Eines der wertvollsten Großaufnahmen, welche wir im Stadtarchiv haben, ist ein Bild des Turnvereins, in das patchworkartig Bilder hineingeklebt sind, die nachträglich mit Bleistift auch beschriftet wurden. So haben wir nun, ungefähr aus dem Jahre 1912, eine erste Aufnahme von Franz Kirschbauer.
Bild Sammlung Sonnleitner: Franz Kirschbauer


DIA Repro 1346 Festzug vermutlich 1933   1.v.  rechts Franz Kirschbauer
Woche der Handwerker  


Photo Sammlung Sonnleitner
Frau Anna Kirschbauer, geborene Hosbach, und ihre Tochter Marianne, später verheiratete Sonnleitner


Noch auf der Sylvester Grußseite der Kötztinger Firmen - damals ein Muss für alle 
Geschäftsinhaber - stellte das Farbengeschäft Sonnleitner eher noch den Namen Kirschbauer heraus