Translate

Posts mit dem Label Bad Kötzting werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Bad Kötzting werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Mittwoch, 2. Mai 2018

Die Renovierung der Sinzinger Pfarrkirche von 1835-1851

   Oder anders: was haben Kötzting und Sinzing gemeinsam?

kurz gesagt: beide sind "Beuteoberpfälzer" und beide haben ihre Wurzeln im Niederbayerischen.



alter Aktendeckel des Vorgangs aus dem Staatsarchiv Amberg

Einleitung, oder was ein alter Archivdeckel alles erzählen kann: 



Als Archivpfleger und mehr noch Heimatforscher im Stadtarchiv Bad Kötzting liegt mein Hauptforschungsfeld natürlich weniger in Amberg, als Standort der früheren Regierung der Oberpfalz (zu der wir seit der Gebietsreform von 1972 zwar jetzt auch gehören, s.o. Beuteoberpfälzer) und des dort angesiedelten bayerischen Staatsarchives, sondern vor allem im bayerischen Staatsarchiv von Niederbayern in Landshut.
Bei der Durchsuchung des Aktenrepertoriums der früheren Kammer des Inneren stolperte ich dann über einen Akt über Sinzing und habe ihn natürlich gleich ausheben lassen.
neues Deckblatt Staatsarchiv
Landshut

                                        


Bereits auf dem Deckblatt des ungefähr 5 cm dicken Aktes sieht man die "Reise", die Sinzing und damit auch dieser Kirchenbauakt im 19. Jahrhundert hat machen müssen, bis es endlich seinen Platz in der Oberpfalz gefunden hatte, durchaus mit Ähnlichkeiten zu Bad Kötzting.
Doch zuerst einmal zurück zur "turbulenten" Geschichte Sinzings, turbulent, was die regionale Gebietszugehörigkeit angeht.  Bis heran ins 19. Jahrhundert gehörte Sinzing, wie man auf gut bayerisch sagt, "gerichtsmassig" zum Pfleggericht Kelheim, das heißt, um im bayerischen Idiom zu bleiben: "eingesperrt worden sind die Sinzinger in Kelheim". Das dortige Amt hatte sowohl die Hoch- als auch - bis auf wenige Ausnahmen - die Niedergerichtsbarkeit für Sinzing über.  (siehe auch Rudolf Ottlinger, Sinzing, von den Anfängen bis zur Gegenwart Seite 116ff.)  
Die Niedergerichtsbarkeit umfasste neben der Abstrafung von kleineren Delikten (kleine, sehr kleine Diebstähle, Beleidigungen und Raufereien ohne Waffen bzw. ohne dass Blut geflossen war) auch alles das, was heutzutage ein Notar und ein Grundbuchamt zu verbriefen hätte. 
Die Grundherrschaft - also den "echten" Besitz der Bauernhöfe und der Grundstücke - über die 52 Anwesen teilten sich im Wesentlichen die Klöster Prüfening und das Damenstift Niedermünster. Um also bei der obigen, etwas flapsigen, Definition zu bleiben, Polizei, Richter und Notare kamen aus Kelheim, die Hauptsteuern wurden an die beiden Klöster nach Regensburg - und damit eigentlich ins nichtbayerische Ausland - bezahlt.

Sinzing, als Teil des Pfleggerichtes Kelheim, war also bis 1808 niederbayrisch; genauer, da Niederbayern damals ja  zweigeteilt war, gehörte Sinzing zum sogenannten "Straubinger Landl".
Die beste Karte des "Straubinger Landls" habe ich bei Wikipedia gefunden, auch wenn sie die Situation nur für das 14. und 15. Jahrhundert darstellt, als dieses Herrschaftsgebiet zusammen mit Holland(!) - genau, DAS Holland auch Amsterdam, Rotterdam und Den Haag waren einmal niederbayrisch, zusammen mit Sinzing und Kötzting - das Herzogtum Straubing Holland bildete.

Die obige Karte zeigt den "rechtlichen" Zustand im 15. Jahrhundert, in Wirklichkeit waren Teile davon, z.B. die Landgerichte Cham und Waldmünchen an die oberpfälzer Linie des Hauses Wittelsbach verpfändet und wurden damit von Amberg aus verwaltet. Dieses Pfand  - alles dieses steht im Zusammenhang mit dem Hausvertrag von Pavia - wurde wohl aus Geldmangel nie wieder ausgelöst. Genauer,  der östliche - und ärmere -  Teil des LGs - oder hier besser Markgrafschaft - Cham mit der Stadt Furth und den Märkten Eschlkam, Neukirchen beim hl. Blut und Kötzting wurde tatsächlich wieder  ausgelöst. Cham aber blieb als Pfand bei Amberg und so musste ein neues Verwaltungszentrum geschaffen werden >>>>>>> das Landgericht Kötzting wurde gebildet.
Nachdem sich mehrere Zweige der Wittelsbacher an dem Straubinger Erbe bereichert und das Herrschaftsgebiet von allen Seiten arrondiert hatten, wurde der Kern des Straubinger Landls Teil des Herzogtums Niederbayern Landshut. In Straubing herrschte als Vertreter des Herzogs der Vizdomb mit seinem Rentmeister. Der Anspruch auf die Landgerichte Cham und Waldmünchen wurde nie mehr eingelöst.

So war, vereinfacht gesagt, die weltliche Struktur und Zugehörigkeit Sinzings und seiner Bewohner über viele Jahrhunderte, bis sich mit der Errichtung des Königreichs Bayern als Folge der Napoleonischen Eroberungen alles änderte, bzw. eben alles auf den Prüfstand gestellt wurde. Mit der Säkularisation verschwanden die Klöster und der Staat übernahm die früheren klösterlichen Untertanen unter seine direkten Fittiche.

Übrigens auch damit ähnlich wie mein Heimatort Bad Kötzting und dessen Umgebung. Der damalige Markt hatte seine Unabhängigkeit durch langwährende Prozesse erst kurz vor dem Ausbruch des 30jährigen Krieges erreicht, aber viele Orte und damit viele Bauern mit ihren Familien waren Untertanen des Klosters Rott geblieben bis 1803. Hier wie dort wurden durch die Säkularisation der Klöster deren Untertanen "verstaatlicht" und so gingen ab da auch die Sinzinger Grundabgaben (sprich Steuern)  nach Kelheim.
1808 wurde dann bei der Erstellung der bayerischen Provinzen der sogenannte Regenkeis gebildet, wiederum mit der Hauptstadt Straubing, die beteiligten Landgerichte blieben dieselben. Dieser Zustand hielt bis 1838 an, dann wurden wieder die alten Namen der Bezirke eingeführt und Sinzing war wieder gut niederbayrisch geworden, mit seinem Landrichter, der in Kelheim saß.
Jetzt wird´s ernst, es kommt eine Art Gebietsreform auf den Nahbereich von Regensburg zu. Regensburg, seit 1838 auch die Hauptstadt der Oberpfalz, lag nun sehr, sehr knapp am südlichsten Ende der Oberpfalz. Bereits direkt am Stadtrand - buchstäblich dort, wo heute Regenjsburgs Hauptbahnhof sich befindet - begann damals Niederbayern. So kam es 1857 zu einer Neugliederung und der Schaffung der sogenannten "Landgerichte älterer Ordnung" (ab 1862 Bezirksämter genannt und später dann- viel später - in Landratsämter umgewandelt). Langer Rede - kurzer Sinn, bei der Neuerrichtung und damit notwendigen Neugliederung der Landgerichte musste Kelheim Federn lassen. Viele Orte der südlichen Umgebung Regensburgs - von Grass über Hohengebraching und Pentling  bis herüber nach Sinzing - wurden dem neuen Landgericht äO Stadt am Hof zugewiesen. Damit war Sinzing ab 1857 Teil der Oberpfalz geworden.

Wie es sich für eine saubere Neugliederung gehörte, musste Kelheim folgends dann auch alle Akten aus seiner Registratur abliefern, welche mit seinen "verlorenen" Ortschaften zu tun hatten. So kam dann der Akt über die Renovierung und den Anbau der Sinzinger Pfarrkirche nach Amberg.
Jetzt ist es aber so, dass der Vorgang lt. Deckblatt den Zeitraum von 1835-1851 umfasste und, weil in den Archiven eigentlich das Provinienzprinzip gilt, wurde der Akt offensichtlich zwar in Amberg registriert und in den Findbüchern erfasst, viel später aber bei der systematischen Durchsicht der Bestände (vermutlich erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts) dann wieder nach Niederbayern abgegeben, weil eben der Vorgang im Niederbayerischen  begonnen und auch abgeschlossen worden war.
Betrachtet man den Aktendeckel genauer, so sieht man am oberen Rand noch zusätzlich die Bezeichnung Stadtamhof - Bezirksamt. Also ist der Akt erst nach der Einführung der Bezirksämter (1862) in Regensburg angelegt worden, später ins Kreisarchiv Amberg ( nun Staatsarchiv) gekommen und schlussendlich wieder nach Niederbayern verfrachtet worden.
Wir haben also nun einen Akt der
Regierung der Oberpfalz und von Regensburg
Kammer des Inneren
Sinzing 
die Pfarr Kirche 
1835-1851,
 abgegeben vom Bezirksamt Stadtamhof, der nun im Staatsarchiv von Niederbayern in Landshut zu finden ist:
Das war nun eine lange Einleitung, aber nun geht's los mit der

Sinzinger Pfarrkirche

Das Staatsarchiv Landshut hat im Jahre 2017 einen Probeversuch gestartet und lässt seither alle Archivbesucher - allerdings nur mit gewissen Einschränkungen - mit eigenen Kameras fotografieren. Ich habe dies in dem vergangenen Jahr reichlich genutzt und auch diesen Akt komplett digitalisiert. Da die Benutzung eines Stativs untersagt ist, sind die Bilder manchmal etwas schief geraten, dies nur zur Erklärung.
Anschreiben Gemeindeausschuss an das Landgericht Kehlheim
Am 19. Januar 1835 schreiben  die Mitglieder des Sinzinger Gemeindeausschusses an das königlich bayerische Landgericht zu Kelheim: Da nun gegenwärtig die Pfarrkirche Sinzing nicht nur innerlich sondern auch äußerlich sich in ruinösesten Zustande befindet, und zwar so wenn nicht in Bälde Hilfe erfolgt hinsichtlich der Dachung, so ist zu befürchten der Einsturz des Gewölbes, wo so dann auf einmal der gröste Theil der Gemeinde samt Priester ihr Grab in der Kirche finden kann. Nachdem nun diese Kirche überhaupts zu klein für diese Pfarrgemeinde ganz verarmt und mehr einer Räuberhöhle als einem Hause Gottes ähnlich ist, so stellt daher das königliche Pfarramt im Namen der ganzen Pfarrgemeinde Sinzing ihr tringenste und gehorsamste Bitte, daß durch behender Mitwirkung des königl Landgerichts Kelheim diese Kirche nicht allein ausgepessert, sondern um 10 Schuh wolle länger gebaut werden. Die Gemeinde macht sich dazu verbindlich nicht nur allein alle Fuhren unentgeltlich zu verrichten, sondern auch noch an denen .....

Klageschrift der Sinzinger Pfarrgemeinde, die Kirche sei
eher eine "Räuberhöhle"

Arbeitern und Handlangern einen großen Ersaz
zumachen. Wir trösten uns in der sichersten
Hoffnung, wo die Noth am größten ist da ist
auch die Hilfe am nächsten. Anbei verharren

in der ausgezeichnetsten Hochachtung
das königl(iche) Pfarramt Sinzing samt
der ganzen pfarrgemeinde
den 19. Januar 1835
dem königl(ichen) Landgerciht
Kelheim
 
Gemeindeausschuß
( da  es persönliche Unterschriften sind, bin ich mir nicht ganz sicher beim ersten:)
Pockes (?) Vorstand
Franz Gschwendner
Fahrnholz Stiftungspfleger
Johann Neumüller
 gehorsamster Peter Pfarrer mp (manus propria= mit eigener Hand)

die Gschwendner waren eine alt eingesessene Familie in Sinzing:


Mauerer Kostenvoranschlag


Es folgen ausführliche Zustandsbeschreibungen und Kostenvoranschläge der Mauerer, Zimmerer, Schlosser, Glaser und Steinmetze.

Der Zimmermann verweist in seinem Kostenmvoranschlag auf den offensichtlich von ihm verfaßten Plan:










Plan des Anbaus in der Pfarrkirche Sinzing


















So stellt sich im Situationsplan der Anbau und die Renovierung dar, unterschrieben vom Mauerermeister  Carl Dobmayr und vom Zimmermeister Johann Rieghammer: zu sehen ist der geplante Anbau, die, im Text ausdrücklich erwähnte, schiefe Stellung des Turms zum Langhaus, die kleine Sakristei und die Stiege hinauf zur Kanzel
bei der späteren Bauausführung ist man wohl vom Plan abgewichen, hat das Langhaus bis ganz an die hintere Grenze hin verlängert und daher den Eingang seitlich verlegt, möglicherweise ist dies auch ein Kind späterer Umbauten, weil das Fenster oberhalb des Portals auch zu dem Plan des Langhauses mit den vier Fenstern und einem rückwärtigen Eingang passen würde.

Zeitgleich mit dem Hilferuf der Sinzinger Pfarrgemeinde stellt das Landgericht Kelheim die rechtliche und wirtschaftliche Lage der Pfarrei Sinzing dar und verweist bereits auf die Herkunft aus dem Besitz der Regensburger Klöster - wegen der Baulast - und seiner nunmehrigen Stellung  im königlichen Ärar. Sie schreibt dies als Kommentar zum Sinzinger Antrag an die Regierung für den Regenkreis nach Straubing.

Die Kirchenstiftung Sinzing habe ausweislich der Kirchenrechnung von 1832/34 allgemeine Kapitalien in Höhe von 481 Gulden und an vergebenen Jahrtagskapitalien (= heutzutage würde man sagen an ausgeliehenen Geldern, Kirchen und fromme Stiftungen waren damals die einzigen legalen Geldgeber) 480 fl. Aus diesen Kapitalien erzielte die Pfarrgemeinde einen jährlichen "Gewinn" von 26 Gulden und erhielt weitere 10 Gulden als Pachtschilling von verpachteten Grundstücken. Die Rechnung endete nach Auflistung sämtlicher Ausgaben mit einem Verlust von 46 Gulden.
Das "Gutachten" endete mit der Frage bzw. Feststellung: Wie und auf welche Weise sonach wenigstens die dringendsten Bedürfnisse gedeckt werden sollen, hierüber wird höchste Entschließung sich erbethen.
Zuerst geschah aber nichts:
Die Regierung ließ mehr als ein ganzes Jahr vergehen, bis die königliche Baukommission im April 1836 sich bereit fand, die Situation der Sinzinger Kirche zu beurteilen: ....die Kirche steht auf einem von drei Seiten durch Stützmauern umschlossenen sehr beengten Raum, der 6 bis 8 Fuß über den umgebenden Gelände erhoben, nach keiner Seite hin einer Erweiterung fähig ist. Dieser Platz, und mit ihm noch einige einige Gehöfte, liegt auf dem linken Ufer das Laberflußes, der Pfarrhof und der bei weitem größte Theil des Dorfes Sintzing nehemn dagegen das rechtseitige Ufer des genannten, nicht unbeträchtlichen Flußes ein. Dieser letztere selbst ist nur um die Breite des Fahrweges längs der südlichen Kirchhofmauer von dieser getrennt, tritt aber nicht selten so weit aus, und schwillt so stark an, daß die zur Kirche gehenden nur auf weiten Umwegen und nicht ohne Gefahr zu derselben gelangen können. Der Pfarrer ist dann genöthiget, das ganze rechtseitige Ufer hin ab zu gehen, dort über den Fluß zu setzen, und dann am linken Ufer hinauf auf einem Umwege von mehr als 1/4 Stunde zur Kirche zu kommen, die nur etwas 100 Schritte vom Pfarrhof entfernt liegt.
Diese Kirche besteht derzeit aus einem Langhaus, einem alten Turm, dessen schüfe Stellung gegen ersteres vermuthen läßt, daß hier in früherer Zeit ein anderes Gebäude gestanden, wie auch der Thurm seiner Konstruktion und Form nach, weit älter als das Langhaus ist. Nördlich ist die Sakristei und Treppe zur Kanzel angebaut........ Das Altar des Thurmes, der üble Zustand seines von mehreren Spängen durchsetzten Gemäuers beurkunden die vielen in letzteres eingelegten Schlaudern (Maueranker); die engen Fenster u.v.m. der Turm ist mit einem pyramidenförmigen , mit Schindeln gedeckten Dach von quadratischer Grundfläche versehen, die Dachbedeckung in sehr schlechtem Zustande.......werden Gänge, Stühle usw.. mit in Auftrag gebracht - für den Menschen 4 QF (Quadratfuß) gerechnet so wird die vergrößerte Kirche 1460/4 = 365 derselben fassen können. Nach der Angabe des königl. Pfarrers beträgt aber dermalen schon die Zahl der die Kirche besuchenden - 700, woraus hervorgeht, daß die größtmögliche Erweiterung das bereits vorhandene Bedürfnis nur wenig über die Hälfte seines Betrages zu befriedigen vermag. 
 
Ausschnitt aus www.Bayernatlas.de :  historische Karten

Aus diesem Grunde sei jede Erweiterung eigentlich zwecklos und, weil in den Kostenvoranschlägen ja die notwenigen Reparaturen der Altsubstanz gar nicht vollständig mit einbezogen wären, so folgerten sie weiter:
Sollte möglich sein - wozu Aussicht vorhanden ist - das neue Gebäude auf einer günstigeren Stelle am rechtseitigen Ufer aufzuführen, so würden hierdurch auch alle übrigen aus der Situation der stehenden Kirche hervorgehenden Inkonvenierungen beseitigt werden. Die Kosten eines Neubaus würden wohl gerade mal das zweifache der angeschlagenen Summe für die Erweiterung und die Reparaturen ausmachen.
Es solle
1. die Zahl der die Kirche Besuchenden amtlich ermittelt werden.
2. Die Requisition des Ackers neben dem Pfarrhause -im Besitz des Brauers Gschwendner -  solle ins Auge gefasst werden.
3. Eine zuverlässige Liste mit "definitiver Erklärung", welche Dienste die Kirchengemeinden von Sinzing und Bruckdorf leisten würden, solle erstellt werden.

Im Mai 1837 schreibt die Kirchenverwaltung mit Pfarrer Georg Steiner wieder an die Landbauinspektion und meldet höchsten Bedarf an, da das schadhafte Schindldach des Turmes höchste Gefahr nicht nur für das Gebälk, sondern auch für den Altar und den Chorraum darstellte.
1841 schaltet sich die Regierung von Niederbayern, Kammer des Innern ein und schreibt an das Landgericht Kelheim, um dieses zu einem Zuschuss zum Erweiterungsbau zu veranlassen: .....die Kirche besitzt kaum so viel Vermögen, dass sie ihre Existenz decken kann, und der jährliche Überschuß erscheint nach dem Matrikel Cataster vom Jahre 1839 in der geringen Summe von 13 fl 4 xr. (Immerhin gibt in diesem Jahre wieder einen Überschuss, anders als 6 Jahre zuvor)

Um die Höhe dieser Summe einschätzen zu können, benutze ich eine kleine Umwegrechnung mit dem Bierpreis. 1 Gulden(fl) hatte damals 60 Kreuzer(xr) die Maß Bier kostete 3 Kreuzer. Für einen Gulden bekam man also damals 20 Maß Bier. Nun muss man ja nicht die Oktoberfestpreise zugrunde legen um so auf ein Äquivalent von ca. 70-80 Euro für einen damaligen Gulden zu kommen. Der Jahresüberschuss der Pfarrgemeinde Sinzing betrug im Jahre 1839 also gerade mal gut 1000 Euro.

Am 8. März 1842 bittet die Kirchen- und Gemeindeverwaltung Sinzing erneut - mit ausgearbeiteten Kostenvoranschlägen - um die Zustimmung, um noch im selben Frühjahr mit dem Bau beginnen zu dürfen. Sie führen an:
1. Die (politische) Gemeinde habe sich doch erbietig gezeigt, neben den freiwilligen Leistungen auch die Neufassung des Hochaltars finanziell zu schultern. .....ist der Altar abgebrochen und zum Faßen nach Regensburg transportiert worden. Dieser Altar würde erst wieder errichtet, wenn derBau/ die Reparatur abgeschlossen sei,..... die Aufrichtung des Altars jedoch nicht mehr zu lange geschoben werde, weil er zur Abhaltung der gottesdienstlichen Verrichtungen nicht wohl entbehrlich ist.
Die Methode ist nicht schlecht, den Altar auf eigene Kosten abzubrechen und das Fehlen desselben dann als Druckmittel für die fehlende Baugenehmigung zu benutzen. 

2. Die Gemeindebürger hätten im April und Mai eher Zeit mitzuhelfen, ...wo nicht gerade die Feldarbeiten ihre Kräfte in Anspruch nähmen....dies hier umso mehr, da die Gemeinde Sinzing größtentheils aus Söldnern und Häuslern besteht, die ihre Wirtschaft ohne fremde Dienstbothen betreiben. Daher in den Sommer- und Herbstmonathen vollauf zu thun haben.

3. Äußerte die Gemeinde die Bitte, auch die Sakristei vergrößern zu dürfen, da diese so bescheidenen Raumes ist, dass es nicht möglich ist, einen Schrank zur Aufbewahrung der Paramenter anzubringen. Es müssen daher dieselben immer frei herumhängen oder liegen, was auf baldige Abnutzung sehr schädlich einwirkt. Bei dem geringen Vermögen der Kirche wäre es um so mehr zu wünschen, wenn die Kirchengeräthe durch sorgfältige Aufbewahrung möglichst geschont würden.
Rückseite der alten Pfarrkirche, links angeschnitten die Sakristei, der frühere Treppenaufgang ist verschwunden, dafür gibt
es auch auf der Nordseite eine Eingangstür.

Unterschrieben wurde die neuerliche Eingabe vom Pfarrer Weinzierl, dem Kirchenvorstand Fahrnholz und vom Kirchenpfleger Pockes

Im Dezember 1841 schreibt die Kirchengemeinde wieder an das Landgericht und verweist darauf, dass es nun schon 10 Jahre her sei, dass das erste Bittgesuch geschrieben worden war.
Sie schreiben, dass...die Pfarrei, welche vor 20 Jahren keine 480 Seelen zählte, jetzt 530-540 zählet, während die Kirche nicht 200 gehörig zu fassen vermag. Auch finden sich jederzeit am zweiten Sonntag die Bewohner von Riegling und Kleinprüfening, die von ihrer Mutterkirche zu weit entfernt sind, hier beim Gottesdienste ein, so daß an solchen Tagen die Kirche ganz vollgestopft ist und im Gange immer eines eng an dem anderen lehnen muss.
Aber es wird wieder Winter, im Dezember 1842 das nächste Schreiben der Kirchenverwaltung, wieder ist das zu kleine Gotteshaus angesichts der zahlreichen Besucher ein Hauptargument und...wegen dieses Gedränges geschieht es in den Sommermonathen auch, daß junge Leute in die Kirche gar nicht mehr hineingehen, sondern vor der Thür draussen stehen bleiben, wo dann häufig Unsinn getrieben wird. Welche Andacht, welche Aufmerksamkeit auf das heilige Messopfer und auf das Wort Gottes läßt sich wohl da erwarten, wenn man nicht Platz zum Stehen, geschweige denn zum Knien findet.....Wie ist unter jungen Leuthen, die sich gemischten Geschlechtes beim Eingang der Kirche zusammendrängen, zu verhüten, dass nicht manch Ärgerniss und Ausgelassenheiten an einem so heiligen Orthe vorfallen. Der Pfarrer sah sich auch leider schon mehrmals genöthiget, über solchen Unfug und solche Skandale laut seine Stimme während des Gottesdienstes zu erheben. Eine Lösung sieht der Pfarrer nur in der Erweiterung der Pfarrkirche.
Der neue Stiftungspfleger heißt in diesem Jahr: Scheibmer, Pfarrer Weinzierl, Vorstand Fahrnholz, wie im Vorjahr.
Weiter geht's im Juli 1843;
1. In Sinzing regnets nun rein, die provisorischen Dachausbesserungen würden das Wasser direkt in das Gemäuer leiten. Vor allem die neu gefassten Seitenaltäre sind das Opfer der Witterungsunbilden. Die Altartücher seien durchnässt und würden verfaulen.
2. In der Filialkirche Bergmatting seien in der Nähe des Turmes einige "Daschen" herabgefallen. An einigen Stellen im Langhaus könne man "in freien Himmel hinausschauen".
3. Das Pfarrhaus sei von außen voller Risse und Sprünge. Im Winter ist es bei allem Aufwande des so teueren Holzes schwer, das Wohnzimmer des Pfarrers im ersten Stockwerke nur nothdürftig zu erwärmen.
Nächster Versuch im Januar 1844:  dieselben Argumente an dieselbe Regierung: Ergebnis, es stehe der Pfarrei Sinzing frei, den Vorschriften gemäß, sich an die Bezirksbauinspektion zu wenden.....
1845 versucht das Bauamt in Landshut zuerst einmal zu ermitteln, wer in diesem Falle die Baupflicht habe....schaut sich den ganzen Verlauf der Anfragen an und stellt fest, dass diese seit dem Jahre 1837 zu den Staatsgebäuden zähle....dann schauen sie sich die Akten noch einmal an und finden einen Hinweis des Rentamtes (=Finanzamt) Kelheim, dass das in Frage stehende Objekt nunmehr als ein Stiftungs Eigenthum erscheine und daher eine andere Behörde (Referat 2) zuständig sei, jedenfalls nicht mehr die angeschriebene Landbau Inspektion.
Sinzing schreibt im März 1845 erneut an die Regierung und bekommt die Mitteilung, dass die Akten an das Referat 2 abgegeben worden waren.



Juni 1845, Sinzing fragt nach, was mit ihrem Bittgesuch sei....
Landshut schreibt an den Rand des Bittgesuches als Auftrag an seine Unterbehörden, zuerst einmal zu klären, wie Sinzing, als ehemaliger Besitz des Klosters Prüfening, überhaupt einzuordnen sei.

Nun geht's ab ins Königlich bayerische Allgemeine Reichsarchiv, dies klärt im Juni 1845 das bayerische Innenministerium darüber auf, dass in den archivierten Akten des Klosters Prüfening keine Anhaltspunkte über die Baulast zu finden sind und verweist auf eine andere Behörde in München.

Nun kommt Hilfe von ganz anderer Seite, das Ordinariat schaltet sich ein und richtet eine Bitte an die Regierung von Niederbayern.
Aber wieder geht nicht vorwärts. Wir schreiben nun bereits das Jahr 1847 und Sinzing braucht einen neuen Pfarrer, der Pfarrprovisor, also der provisorische Pfarrer, Josef Eckert, bietet an, die Pfarrei nicht mehr zu besetzen und das damit eingesparte Geld für die Baukosten zu verwenden.
Das Ordinariat ist überhaupt nicht amüsiert über diesen Vorschlag.
Im Juli 1848 versucht Sinzing, den Status der Kirche als aerarisches Gebäude, also als staatliches, zurückzugewinnen, zweifelt die Recherchen der Regierung an und meldet "Gefahr in Verzug", der Turm drohe einzustürzen. Unterschrift Nicolaus Erb Pfarrprovisor
Heureka: am 1.7.1851 erhält Sinzing die Zusage über 1506 Gulden von Seiten der Regierung.
Der Akt endet unvollständig mit einem Schreiben des Landgerichts Kelheim an das Finanzministerium im Dezember 1851, in dem darauf hingewiesen wird, dass die Kirchenverwaltung Sinzing wegen der Baulast und der angeforderten Rückzahlung des Zuschusses offensichtlich einen Prozess zu führen vorbereite.
Landshut meint nur trocken, wenn sie  - die Sinzinger - ihre Position mit Urkunden beweisen können, solle die Kirchenverwaltung dies tun, verweist aber gleichzeitig auf die dabei entstehenden Prozesskosten, die Sinzing dann schultern müsse.
Zumindest sollte damit das (Um)Baujahr der alten Sinzinger Pfarrkirche feststehen: es war wohl das Jahr des Herrn 1851







Donnerstag, 6. Juni 2013

Der Sheriff von Traidersdorf

 meine Internetpräsenz als Familien- und Heimatforscher - sicherlich geboostet durch die neue Tätigkeit im Stadtarchiv in Bad Kötzting -  bringt über die Jahre viele interessante und durchaus auch persönlich bewegende Kontakte zustande.
So erlebten wir in der letzten Woche den Besuch des Sohnes eines ehemaligen französischen Kriegsgefangenen Jaques Valentin bei uns in Kötzting, der seine Kontakte zur Familie Costa auffrischte.

Sheriff Bob Vogel stammt aus Traidersdorf
Vor zwei Monaten kam aus den USA eine Anfrage an mich, weitergeleitet durch Herrn Bullemer, dem Chamer Stadtarchivar. Robert Vogel aus Florida war auf der Suche nach seinen Vorfahren, die ca. um 1880 aus dem bayerischen Wald nach den USA ausgewandert waren.
Das war alles, was er wusste:
Joseph Vogel B-abt 1827 & Franziska (Koepkan) Vogel B-abt 1829 und dass sie wohl aus dem Raum Kötzting stammten.


Franziska Köppl , geboren 1829 aus Grub









Diese Hochzeit konnte ich sehr schnell finden und auch die Schreibweise der Mutter entziffern, es war eine geborene Köppl aus Grub. Auch der Mädchenname der Brautmutter war für die Amerikaner ein Buch mit sieben Siegeln, sie lasen: "MacKenttiales". Diese stellte sich als eine geborene "Muggenthaler" aus Altrandsberg heraus.







Joseph Vogl hatte 8 Kinder mit seiner Frau, das heißt, die ersten fünf Kinder lang waren sie noch gar nicht verheiratet, 1863 heirateten sie dann und hatten später noch 3 Kinder.
Anna Maria         19.8.1850 
Franziska Vogl * 1871 als junge Frau  in den USA

Joseph               27.9.1852
Franz                07.07.1855
Wolfgang          12.08.1857
Michael            30.03.1860  Vorfahr von Bob Vogel

08.09.1864 Wolfgang
11.08.1867 Johann
07.06.1871 Franziska   Vorfahrin von Beverly Lytle


 
Der junge Joseph Vogl mit seiner Frau und seinen eigenen kleinen Kindern zusammen mit den Eltern und Geschwistern , - auf der Liste die Nummern 4 und 5 - also drei Generationen Vogl wanderten  um 1880 via Bremen aus und diese Einwanderungsliste war der Start für Bob Vogels Familienforschung.
Joseph Vogl  (4) starb auf der Überfahrt und wurde auf der See bestattet.
1880: Teile der shipping-list von Bremen nach Baltimore, USA
Der Anfang des Kontaktes war gemacht und so kam dann ein Steinchen zum anderen und auch der menschliche Kontakt wurde ausgeweitet. Bob schrieb dann in einem der weiteren Mails, ich könne mal im Internet nach dem "Sheriff Bob Vogel" googeln, da stünde eine Menge von ihm drin.

 Nun begann die Familienforschung, sich nach vielen Richtungen hin zu entwickeln:

1. die genaue Abstammung Joseph Vogls herauszufinden
2. wo wohnen die möglichen Nachkommen, die ja in Traidersdorf geblieben waren
3. wie haben sie die Auswanderer entwickelt
4. wer ist Bob Vogel 


Das einfachere Aufgabe dabei war, die Abstammung Joseph Vogls herauszufinden, die Daten dazu hatte ich weitgehend im Computer und so kamen dann in kurzer Zeit noch ein paar Generationen Vogl zusammen.
Der älteste bis jetzt belegte Vorfahr Bob Vogels ist ein Paulus Vogl aus Gutendorf, geboren ca. um 1615, der vor 1642 geheiratet hatte, weil in diesem Jahr sein Sohn Andreas geboren wurde. Dieser Andreas heiratete dann 1665 in den Bauernhof der Familie Hauptmann in Traidersdorf hinein. 
Es schlossen sich mehrere Generationen Vogl an, hier dargestellt durch ihre Hochzeitsdaten
Also:
vor 1642  Vogl Paulus 00 Margaretha von Gutendorf
1665 Vogl Ander aus Gutendorf 00 Hauptmann Walburga von Traidersdorf
1703 Vogl Johann Traidersdorf  00 Enkofer Maria vom Beilnhof/Wettzell
1743 Vogl Johann Traidersdorf  00 Mühlbauer Maria aus Plachendorf
1777 Vogl Johann Georg Traidersdorf  00 Bauer Walburga (Maria) aus Rappendorf
dieser Vogl Johann Georg starb und seine Witwe heiratete Mühlbauer Josef aus Kieslau, welcher den Hof selber wieder 1814 an seinen Stiefsohn Josef Vogl übergab.

1814 Vogl Josef Traidersdorf 00 Pachl Maria
Bis hierher haben die Kötztinger, die Traidersdorfer und die Vogl-Abkömmlinge in den USA die gleichen Vorfahren. Mit deren Kindern jedoch spalten sich hier nun die Linien auf:

 1853 Vogl Franz  00 Mühlbauer Franziska ....I I....1863 Vogl Josef Arndorf 00 Köppl Franziska Grub
                   bleibt  auf dem Hof  und                      emigriert mit Kindern und Enkeln in die USA
 eines seiner Kinder zieht nach Kötzting:
 1905 Vogl Michael Traidersdorf 00 Schötz Franziska von Thalersdorf
Im Jahre 1904 bewirbt sich Michael Vogl aus Traidersdorf - Sohn des Franz und der Franziska - um eine Konzession beim Magistrat, um die neuerbaute Kollmaiersche Bahnhofsrestauration betreiben zu dürfen.
"... Vogl, letztere geb. Mühlbauer von Traidersdorf, Vater verstorben, Mutter lebt in Traidersdorf
Lt. Unterschrift
Michael Vogl"

Hier führt die Linie nun nach Kötzting, später weiter zum bekannten zum Vogl Max in der Bahnhofstraße und den nun bereits nachfolgenden 3 Generationen, die in der Stadt Kötzting wohnen.



Liquidationsprotokoll vom Vermessungsamt Cham





Doch zuerst zurück zu Vogl Josef in Traidersdorf:
Die Hofübergabe 1814 erfolgte anlässlich der Verheiratung des Vogl Josef mit Pachl Anna Maria aus Gutendorf  im selben Jahr.
erste Seite des Liquidationsprotokolls




Dieses Liquidationsprotokoll, entstanden ca. um 1830, hat Joseph Vogl dann noch eigenhändig unterschrieben, es stammt aus den Büchern des Vermessungsamtes Cham.
Es ist übrigens der Hof im Plan mit der Nummer 17, der
Peteranderlhof nun Graupperthof genannt, seit ca. 1899 im Besitz der Familie Mühlbauer.
Ein Hof, der Ende des 19. Jahrhunderts leicht oberhalb des alten Bauplatzes neu errichtet worden war und dann 1904 von der Familie Mühlbauer fertig und vollständig erbaut worden ist.


Ausschnitt aus einem Plan des Vermessungsamtes Cham,
der Grauppertshof Pfingsten 2013

1912 die Bauersfamilie Mühlbauer vor ihrem Anwesen














 Die Voglangehörigen, die in Traidersdorf geblieben waren, saßen zuerst auf dem Hof (17), und bauten, wie oben erwähnt, einen neuen Bauernhof etwas weiter oben am Hang. Finanzielle Gründe veranlassten sie jedoch, den Haupthof zu veräußern und weiter oben am Waldrand, auf eigenem Grund, ein neues, kleineres, Bauernhaus zu errichten.  Auf diesem Hof habe ich nun Anfang Mai Mitglieder der Familie Vogl besucht, die sogar im Treppenhaus Bilder aufbewahrten, die von einem Besuch der "Amerikaner" Anfang des 20. Jahrhunderts zeugten.
der "neue" Hof der Vogls in Traidersdorf entstanden ca. um die Jahrhundertwende
Die Bilder der Traidersdorfer Familie Vogl, sofort nach den USA versandt, veranlassten die Cousine Bob Vogls Frau Beverly Lytle zu der Aussage: "Ich weiß zwar nicht welche Vogls es sind, aber sie haben eindeutig unsere Vogl-Nase".


Schaut man in den Stammbaum Bob Vogels in in seine Verzweigungen genauer hinein,  die verschiedenen Vogl-Vorfahren hatten schließlich alle Ehefrauen und diese natürlich wieder eigene Abstammungslinien, gibt es ein noch ein paar Kleinigkeiten, die diese Linie  auch für Kötztinger selber interessant machen.
Eine dieser Abstammungszweige führt direkt in den Markt herein, beim "Vogl Beck"  in der Metzstraße war früher ein Hufschmied beheimatet. Anfang des 18. Jahrhundertds war dies eine Familie Prandtl und ein Teil der Ahnenliste von Bob Vogel
Möglicherweise hängt diese Hufschmiedsfamilie mit der Familie der Kötztinger Waffenschmiede Prandtl zusammen, die ca. eine Generation vorher auf dem Waffenhammer, nun Hammermühle in der Auwiese, als Vorbesitzer vor den Auzingern gesessen waren.

Eine andere Linie führt zur Familie Kauer und zum Wirtshaus von Kammern - auch hier sprechen wir vom 18. Jahrhundert - und hier gibt es nun eine Besonderheit. Der jeweilige Wirt von Kammern - diese Prozesse um das Wegerecht gingen über Generationen und  wurden tatsächlich über Jahrhunderte immer wieder aufgewärmt - prozessierte wieder mal Ende des 17. Jahrhunderts mit dem Stockmüller um sein Weide und Wegerecht und lies zu diesem Zwecke eine kolorierte Landkarte malen. In dieser Karte nun steht zentral das Wirtshaus in Kammern, leicht zu erkennen an dem heraushängenden Wirtshausschild. Dieser Plan entstammt dem Akt Regierung Straubing A 6503 beim Staatsarchiv Landshut und ist aus dem Jahr 1654, allerdings hieß der damalige Kamminger Wirt nicht Kauer sondern Stephan Crammer. Dies ist somit ein Bild des Hauses, aus dem später die Familie Kauer saß.

 
Doch nun zu den Auswanderern selber: hier die Chartdarstellung der Vorfahren Beverly Lytles





Beverly Lytle schickte mir ein paar Bilder, die die Folgegenerationen in den USA in Ihrem Zweig 
darstellte. Sie stammt aus der Linie der kleinen Franziska Vogl, die in den USA August Hofer geheiratet hatte und dann eine große Familie gründete.
die Familie Hofer mit der stattlichen Franziska Vogl, die einleitend als junge Frau in der kolorierten Aufnahme dargestellt ist., hier als  Mutter, das kleine Mädchen, ebenfalls Franziska genannt und heute (Juni-2013 noch rüstig mit 101 Jahren am Leben) ist die ältere Dame auf dem folgenden Bild, das dann weitere 5 Generationen von Vogelabkömmlingen zusammenfasst.
  


 Franny, geborene Hofer, zentral in der Mitte feiert in diesem Juni ihren 101. Geburtstag und ist die Tochter der Franziska Vogel, geboren 1871, die 1880 in die USA ausgewandert ist. Beverly Lytle ist rechts, mit ihrem Enkel.
Es gibt auch noch ein Bild, dass die früheren Vogls zeigt:
Bild von 1920, die beiden Franziskas ganz links und Michael und Wolfgang Vogl (geboren 1857) rechts, Michael (geboren 1860) Michael, also der zweite von rechts ist Bob Vogels Urgroßvater.

Zurück zu der Auswandergeneration und zu Bob Vogel:   

Joseph Vogl und seine Frau, Kinder und Enkel, zuerst angesiedelt in Pittsburgh hatten, wie die obigen Bilder, die nur einen kleinen Ausschnitt der Familie zeigen, eine große Anzahl an  Nachkommen in den Vereinigten Staaten. Bob Vogel hat diese in seiner Online Datenbank aufgeschlüsselt.
Er selber war zuerst im US Marine Corps, davon 13 Monate in Vietnam,  und ließ sich später mit seiner Frau und seiner Tochter in Florida nieder.

Am 11. August 1991 schrieb Charles Fishman über ihn im Orlando Sentinel unter der Überschrift:

Sheriff Bob Vogel
A FEW MOMENTS WITH . . .
He's The Mayor Of I-95, And A Terror To Drug Smugglers
(Er ist der Chef der Interstate I-95 und der Schrecken der Drogenschmuggler)

Zuerst als einfacher Polizist tätig, fand er Gefallen an dem Amt und bewarb sich dann 1988  um das Amt des Sheriffs im Velusia County, FL. Das Amt des Sheriffs in den USA ist ein wählbares Amt, das heißt, der Bewerber muss sich bewerben, einen Wahlkampf selbstständig organisieren und durchführen und wird dann von den Wahlbürgern eben gewählt, im Amt bestätigt oder abgelehnt bzw. abgewählt. Bob meinte in dem Interview, Wahlkampf mache Spass und er hätte die passende Ehefrau dafür, einen richtigen Wahlkampf zu organisieren.
Nachdem er gewonnen hatte, organisierte er seine Abteilung neu und gründete eine spezielle Drogen Suchtruppe für die Interstate I 95. Er selber stellte die Kriterien auf, nach denen diese Mannschaft die Autofahrer herausfiltern sollte. Diese Filtermethoden brachten ihm mehrere Prozesse von Menschenrechtsorganisationen und Untersuchungen von Seiten des Justizministeriums ein.  


 Überregional umstritten, war er aber vor Ort durch seine Erfolge so angesehen, dass er zwei mal wiedergewählt wurde.
Er entwickelte seine eigenes "Profiling" und brachte so, laut der Überschrift im Klappentext seiner Biographie: "Mehr als 1 Milliarde an Drogendollars in nur drei Jahren runter von der Straße."
Sein Filter hieß:
Auffällig sind in der Kombination:
1. junge Männer, die zu zweit in Autos mit New Yorker Zulassung fuhren.
 2.die auch noch langsamer fuhren als der um sie herum fließende Verkehr.
 3.die große Fahrzeuge fuhren, aber keine aktuellen Modelle.
 Er benutzte einen Suchscheinwerfer, der an der Straßenseite montiert war, fischte sich seine Kandidaten heraus und stoppte diese. Oft fand er keine Drogen aber große Mengen an Bargeld, die er für den Staat konfiszierte im Vertrauen darauf, dass die Verbrecher nicht vor Gericht gehen würden....und er behielt zumeist Recht.
Bob Vogel und seine Untergebenen erhielten viele Auszeichnungen, und man hätte erwarten können, dass die Folge eine dankbare Aufnahme durch die Medien, den Staat Florida und das Washingtoner Justizministerium hätten sein sollten.
Das Gegenteil aber war der Fall, trotz der Freisprüche erster Klasse durch zwei separate FBI Untersuchungen, eines Untersuchungsausschusses und weiterer Freisprüche, als ein Richter eine Anklage wegen Mangels an Beweisen erst gar nicht zuließ, vergeudeten zwei Abteilungen im US Justizministeriums mehr als zwei Jahre und Millionen von Steuergeldern, um Sheriff Bob Vogel und seinem Büro nachzuspüren.
Bob Vogel und seine Frau Anfang Juni-2013 in Nordfrankreich
Dieses Buch ist Bob Vogels Geschichte seines persönlichen Alptraumkampfes gegen Mächte, gegen die er sich nie hätte vorstellen konnte, einmal kämpfen zu müssen.
Anyway, wie die Amerikaner sagen, er wurde mehrfach von seiner Bevölkerung wiedergewählt, hat all diese Prozesse gewonnen und ist nun als pensionierter Sheriff in Veluria County damit beschäftigt 
amerikanische und viktorianische Möbel zu sammeln, seine Familiengeschichte zusammenzustellen und große Reisen zu unternehmen,  gerade - Ende Mai/Anfang Juni 2013 ist er in Irland und Schottland und in der Normandie unterwegs und ich bin mir sicher, dass wir ihn demnächst einmal in Bad Kötzting begrüßen dürfen.
Sein Buch "Fighting to win" hat er mir übrigens schon vor 4 Wochen geschickt und dieses ist bereits im Kötztinger Stadtarchiv eingelagert als das Buch des

Sheriffs von Traidersdorf

  




,